Bereits am Morgen beim Aufwachen, meinte mein Handy es müsste draussen 12 Grad warm sein. So entschied ich mich heute für die leichteste Kleider-Version, aber doch noch nicht für kurz/kurz. Aber immerhin, keine langfingrigen Handschuhe, keine Schuhüberzüge, nur noch Beinlinge und eine etwas windabstossende Jacke über das kurze Shirt. Der Himmel war wolkenlos, etwas Dunst, vielleicht auch Smog über Barcelona, windstill.
Es dauerte dann aber noch fast 20 Kilometer, bis ich endlich aus dieser riesigen Stadt raus war. Drunten an der Küste, da liess der Verkehr, die langsam schleichenden Autokolonnen und der Lärm etwas nach.
Es folgte eine ziemlich hügelige Küstenstrasse mit teils heftigen Anstiegen. Doch am Morgen, nach einem derart reichhaltigen Buffet wie heute, schaffe ich diese, auch langen Rampen mit dem Anhänger, noch.
Doch nach knapp 30 Kilometern wurde es deutlich flacher.
Seit dem ich gestern auf die abenteuerliche Fahrt über Wiesen und unbefestigte Strassen verzichte, fahre ich jetzt öfter auch auf Schnellstrassen. Diese sind vergleichbar mit unseren Kantonsstrassen. Es hat gerade in den morgendlichen und abendlichen Randstunden doch einigermassen viel Verkehr darauf. Streckenweise aber müssen Lastwagen die vielfach parallel dazu verlaufende Autobahn nehmen. Andererseits habe ich schon in Frankreich und vermehrt auch jetzt in Spanien, die Autofahrer als sehr rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer erfahren. In allen Kreiseln, und davon gibt es jede Menge, wird auf einander Rücksicht genommen. Selbst ich als Radfahrer gelte hier als vollwertiger Verkehrsteilnehmer. Ob es an meinem Gefährt mit dem Anhänger liegt? Jedenfalls wird schön hinter mir gefahren, geschaut, abgewartet. Ich andererseits versuche natürlich ebenfalls rücksichtsvoll zu sein. Keine heftigen Schwenker, wenn immer möglich mit Handzeichen und Augenkontakt zu kommunizieren, was ich möchte. Die meisten Kreisel sind übrigens doppelspurig, einige haben teilweise sogar noch mehr Spuren. Lastwagen sind besonders rücksichtsvoll. Die 1.5 Meter seitlicher Abstand werden eingehalten, immer. Lieber kriechen die hinter mir den Berg hinauf, bevor sie irgend ein riskantes Überholmanöver machen. Ich andererseits, benütze aber auch Ausweichstellen, zum Beispiel bei den zahlreichen Miradors an der Küstenstrasse (Aussichtspunkte), um ihnen das Überholen zu erleichtern. Die meisten der Schnellstrassen, weisen auf der Seite noch so eine Art Minipannenstreifen auf. Es reicht für mein Rad, und ich glaube, das wird auch so geschätzt.
Das gleiche gilt auch in den Städten und den grösseren Ortschaften. Kreisel und Rotlichte, ich verhalte mich wie ein Auto. Überhole weder rechts noch links, versuche wenn immer möglich im Verkehrsfluss zu bleiben. Denn so schnell wird in der Regel innerorts, bei all den Ampeln und Kreiseln, nicht gefahren, als dass ich mit dem Anhänger nicht mithalten könnte. Es sei denn, es ginge steil bergauf. Ich glaube, jetzt nach mehreren hundert Kilometern auf solchen Strassen behaupten zu dürfen, noch nie eine kritische Situation erlebt zu haben, weder an mir, noch um mich herum. Hoffe, dass das auch die nächsten Tage noch so bleibt.
Es ist allerdings auch zu sagen, dass es jetzt in Spanien vergleichsweise wenig Verkehr hat. Denn eigentlich ist es nur der lokale Verkehr. Es sind ja noch kaum Touristen hier.
Ab und zu aber geht mein Weg dennoch an der vordersten Strasse, der Küste entlang.
Da konnte ich heute an mehreren Orten beobachten, wie die Restaurants und Gartenwirtschaften herausgeputzt werden. Da wird frisch gestrichen, die Bäume geschnitten, gewischt und gereinigt. Auch umgebaut wird an allen Ecken und Enden. Vereinzelt sind auch schon Touristen da. Schweizerdeutsche und hochdeutsche Gesprächsfetzen finden den Weg an mein Ohr.
Die heutige Strecke brachte mir aber noch eine andere Gewissheit. Seit dem ich am Meer angelangt bin, fahre ich immer wieder an teils stolzen Burgen oder wenigstens Ruinen vorbei. Ich meine nicht die Überbleibsel von Bunkern oder Festungen aus dem zweiten Weltkrieg. Sondern eher Festungen in Dörfern und auf Hügeln. In einem Fall war das heute auch ein Triumphbogen in einem der vielen Strassenkreisel. Später fand ich zufälligerweise wieder eine solche Ruine, kurz vor Tarragona, und habe mich dort etwas gescheiter gemacht. Hier in der Gegend, dann bis Girona hinauf, führt die Via Augusta vorbei. Ein Weg den bereits die Römer schon benutzt haben. Zudem musste anscheinend Tarragona, hier ganz in der Nähe, eine der wichtigeren Ortschaften für die Römer gewesen sein.
Nehme an, dass ich auch in den nächsten Tagen, wohl noch ab und zu an Hinweisen für diesen Weg vorbeifahren werde.
Im übrigen habe ich mich heute ein bisschen mit dem Unterhalt des Rades beschäftigt. Bei einem Veloverkäufer durfte ich eine Pumpe mit Manometer kurz auslehnen um den Luftdruck in den Pneus wieder mal richtig zu kontrollieren, statt nur per “Daumendruck”. Es war höchste Zeit. Zudem habe ich dem Rad nach all den Kilometern durch Regen und Schlamm bei einer Tankstelle eine richtige Dusche mit Seife und sogar Warmwasser verpasst. Ein Euro für jede Seite hat mich das gekostet 😉 Auch eine Kettenpflege hat es erhalten. Kettenreiniger, Bürste und Kettenöl, sind ja auch noch in meiner Fuhre dabei. Wellnesstag für das Rad.
654 HM | |||
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Grad |
15 Grad |
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