Das heutige Hotel bot mit Abstand das einfachste und ĂĽberschaubarste Morgenessen meiner ganzen Reise an. Ein KonfitĂĽrenbrot, Jus und einen Kaffee. Mit einem treuherzigen Blick konnte ich dann noch einen Schoggigipfel abbetteln. Das wars dann auch schon. So habe ich gleich nach der Abfahrt bei der ersten Tankstelle mit einem Sandwich noch etwas nachgelegt.
Da das Morgenessen so schnell beendet war, war ich auch unerhofft rasch auf der Strasse. Doch ausgerechnete heute, zeigte das Thermometer gerade noch 4 Grad an. Ich befand mich auf 500 Meter über Meer. Dankbar akzeptierte ich jede Welle im Gelände. So kam ich wenigstens wieder etwas zu Wärme.
Es scheint nicht unüblich zu sein, dass es auf dieser Hochebene um diese Jahreszeit eher kühler ist. Denn von den vielen Mandelbäumen blühten nur ganz wenige. Olivenbäume halten diese Kälte offensichtlich aus, denn von ihnen säumten heute bis in die Ebene hinunter sehr viele meinen Weg.
Meine Strecke auf diesem Plateau pendelt zwischen 500 und etwa 650 Meter ĂĽber Meer hin und her bevor ich die Region Valencia verlasse und neu in die Region Murcia hineinfahre.
Die Strecke beginnt sich langsam zu neigen. Der Boden wird wieder fruchtbarer, Mandelbäume beidseits der Strasse und in beiden Farben blühen wieder. Einzelne sind sogar schon so weit, dass sie bereits ihre grünen Blätter zeigen. Doch sehr häufig und in sehr grossen Kulturen stehen hier nun auch Rebstöcke.
Irgendwo in dieser Gegend führt auch die Weinstrasse von Valencia und diejenige von Murcia vorbei. In der Nähe befindet sich ebenfalls die Sierra Salinas. Ich bin zwar nicht so der Weinkenner, aber die Häufigkeit der Bodegas entlang des Wegrandes, die Rebstöcke, die Hinweise auf die Sierra Salinas sind auffällig.
In einer 90 Grad Kurve und einer schnellen Abfahrt verlasse ich diese Hochebene ganz plötzlich. Ich durchfahre eine merkwĂĽrdig durchfurchte Gegend. Sieht fast aus wie riesige Sandberge, die langsam dahin erodieren. Die Strasse fĂĽhrt ĂĽber grosse BrĂĽcken unter welchen sich “Canals” und “rius” befinden sollten. Aber wie schon oft seit dem Ebro-Delta, sind es dann halt doch nur Rinnsale, falls sich ĂĽberhaupt noch Wasser darin bewegt.
Mittlerweile hat ein Thermometer einer Apotheke bereits 25 Grad angezeigt. Der Wind trägt einen Limonen – artigen Geschmack herbei. Tatsächlich fahre ich bald durch einige Kilometer Zitronenplantagen hindurch.
Kurz vor Murcia, der Stadt meiner heutigen Wahl für die Übernachtung, geht es nochmals durch eine richtige Bodensenke, um nicht zu sagen, Abfallgrube. Die Industrie hat sich hier eine Ecke ausgelesen und darin so ziemlich alles aufgehäuft, was an Abfall anfallen könnte. Bergeweise verrostetes Altmetall, es stinkt auch wirklich. Irgendwelches atemraubendes Zeugs wird verbrannt. Mein Weg würde aus einem Kreisel heraus auf eine Strasse führen, die es nicht mehr gibt. Ich finde sie dann allerdings auf Umwegen doch noch. Doch offensichtlich wird sie nicht (mehr?) unterhalten. Ich umfahre einen Riesenkreisel, von mindestens der Grösse eines Fussballplatzes. Die Strasse wird immer schlechter, das Gras und Gestrüpp wächst darüber hinweg, mehrere Schachtdeckel sind entfernt! Einfach so, ein Loch mitten in der Strasse!
Ich bin drauf und dran umzukehren. Schaue nochmals bei GoogleMaps, 100 Meter noch, dann müsste es überstanden sein. Tatsächlich: 100 Meter Spiessrutenlauf über zersplitterte Keramikkacheln, etwas Glasscherben und ein paar Blechdosen, dann stehe ich vor ein paar grossen, massiven Betonblöcken, wie sie bei uns auf der Autobahn bei Baustellen zur Absperrung manchmal eingesetzt werden. Aussenherum ein paar Spuren von anderen Fahrrädern. Ich bin also nicht der Einzige, der hier vorbeigekommen ist. Danach geht es holprig auf einer halbwegs vernünftigen Strasse ins nächste Dorf und weiter auf einer 2 x 3-Spurigen, brandneuen Strasse hinunter nach Murcia, bis fast vor das Hotel.
Man mag es glauben oder nicht. Aber fast jeder Tag hatte bisher so eine oder ähnliche Überraschung bereit. Im Hotel angekommen ist man halt erst dann, wenn man mit dem Schlüssel im Hotelzimmer steht.
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