Manchmal fahren wir mit unseren Gästen an Hügeln vorbei auf denen Statuen oder kleine Kapellen tronen. Auch sonst gibt es vielleicht etwas versteckt noch weitere Einsiedeleien. Der heutige Karsamstag könnte ja der ideale Anlass sein, diese mal etwas näher zu betrachten. Allerdings reichte die Zeit heute nicht, um auch den grössten und vielleicht auch weitherum bekanntesten Ort, den Puerto de la Virgen, zu besuchen.
Mit einer Gruppe von abreisenden Gästen und Guides fuhr ich mit ins Hinterland. In El Real trennte ich mich von dieser Gruppe und machte mich auf den Weg zur “Cabezo de Maria”. Eine kleine Kapelle, auf einem etwa 200 Meter hohen HĂĽgel.
Ein Hirte soll hier mal eine Erscheinung gehabt haben und hat dann zu Ehren von Maria eine Einsiedelei bauen lassen. Heute ist es eine kleine Kapelle für vielleicht 10 Personen. Die Aussicht über die Ebene reicht bis an die nächsten Gebirge und natürlich auf das Meer hinaus.
Während der Fahrt weiter nach Vera hatte ich auch endlich einmal Gelegenheit, einen der neuerdings blühenden farbigen Büsche zu fotografieren. Noch ist zwar Gelb und Grün die vorherrschende Farbe, doch langsam mischt sich auch Violett und Rot in das Blumenmeer.
Es kündete sich auf der Strasse schon längere Zeit an. Die Strasse war übersäht mit frischem Ziegenkot. Hinter dem Gebüsch in der schönen Abfahrt entlang der Orangenbäume, und kurz vor der steilen Auffahrt auf die andere Seite des Bachbettes, da standen sie.
Ich schaute einen Moment zu, wie der begleitende Hund (links aussen, das fast einzige weisse Tier), seine Herde um die Ecke trieb, auch die letzten Ziegen aus dem GebĂĽsch trieb und einer abtrĂĽnnigen Ziege wohl etwas zu Nahe geriet. Denn das laute Meckern der Ziege veranlasste den Hirten zu einem lauten Ruf. Der Hund liess von der Ziege ab, die Ziege reihte sich wieder in die Herde ein.
Nach diesem kleinen Unterbruch gelangte ich nach Vera. Da steht die Christo-Figur auf einem grossen Hügel. Auch hier fahren wir ziemlich regelmässig mit unseren Gästen daran vorbei.
Ein Weg mit einigen Schautafeln führt von Vera hinauf auf den Hügel. Leider ist alles nur in spanischer Sprache, mit ein paar Bildern, dargestellt. So weit ich das verstanden habe, führte hier im 9. Jahrhundert eine grössere Handelsroute nach Granada vorbei. Um 1243 bildete sich um den Rio Almanzora, der hier ganz in der Nähe sein Bachbett hat, eine Grenze. Möglicherweise in Zusammenhang mit der Christianisierung, also ein Glaubenskrieg. 1488 müssen grössere Kämpfe an dieser Grenze stattgefunden haben. 1518 zerstörte ein Erdbeben die Burganlage vollständig.
Auf dem Weg zum Gipfel werden an verschiedenen Tafeln die Wohneinheiten dieser Burgbewohner dargestellt. Mindestens teilweise waren diese in den sandigen Hügel hineingebaut worden. Auch eine arabische Einsiedelei gehörte dazu. Es wird auch dargestellt, wie man sich Wasser beschaffte und speicherte (auf diesem einsamen, freistehenden, sandigen Hügel).
Für mich als Radfahrer, der sein Rad nicht gerne alleine stehen lässt, bedeuteten diese beiden Aufstiege zur Cabezo de Maria und zu diesem Christo von Vera, mehrere dutzend Treppenstufen in brütender Hitze mit geschultertem Rad. Hinauf und Hinunter. Aber es hat sich gelohnt. So lernte ich wieder ein kleines bisschen Geschichte aus einer kleinen Ecke von Andalusien kennen.
Um es doch noch genau zu nehmen: es ist nicht der Christo, sondern “nur” Espiritu Santo, also der Heilige Geist.
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