Zur Abwechslung startete ich heute einmal bergab. Knapp 10 Kilometer über asphaltierte Feldwege, ein kühles Lüftchen wehte um die Beine. Ich startete immerhin auf gut 1000 Meter über Meer. Auch die ersten paar Kilometer der ersten Steigung fühlten sich schon fast idyllisch an. Waldrand, Schatten, ein Gefälle von vier bis fünf Prozent. Auch acht oder sogar zehn geht eine Weile lang recht gut.
Doch dann störte auf einmal diese Rampe die ganze Idylle. Zwanzig Prozent ist schlicht zu viel. Absteigen, schieben, der Schweiss fliesst in Strömen. Aber auch diese Störung nimmt einmal ein Ende. Es wurde wieder flacher. Nach einer kurzen Abfahrt folgte sogleich der nächste Anstieg, bedeutend flacher und angenehmer zu fahren und als Krönung sogar wieder einmal mit einer Passtafel.
Die Fahrt führte heute vor allem in der ersten Hälfte wieder an vielen kleinen Dörfchen und Weilern vorbei. Manchmal erstaunlich, welch grosse Kirchen in den Dörfern stehen.
Ob es hier an Geld fehlte, um auch noch die übrigen Bögen mit Glocken zu bestücken, oder ob da vielleicht sicherheitshalber ein paar Glocken entfernt werden mussten? Während der Vorbeifahrt an der Kirche hatte ich zwar nicht den Eindruck, dass diese baufällig sei.
Was allerdings mit dieser Skulptur, geschnitten aus einem Baum, wohl gemeint ist?
Das Kreuz kann gleich mehrmals gefunden werden. Die Figur auf dem ausgestreckten Ast könnte ja ein Mönch, oder vielleicht ein Pilger, sein. Auch eine Muschel (rechts, unterhalb des Kreuzes) kann ebenfalls erkannt werden. Die Muschel, wird ja auch verwendet als Symbol für den Jakobsweg. Tatsächlich begegnete ich auch heute wieder mehreren Tafeln und Hinweisen zum Jakobsweg. Ich behaupte auch, dass da unter den Wanderern die ich gesehen habe, möglicherweise auch ein paar Pilger darunter gewesen waren. Mindestens die beiden, die in der gleichen Bäckerei wie ich, ihre Sandwiches eingekauft haben. Sie hatten jedenfalls einen Wanderstock mit aufgenagelter Muschel bei sich.
Auch Radfahrern mit Gepäck bin ich heute wieder begegnet. Der Ausrüstung nach zu schliessen, sind auch diese mindestens auf einer längeren Fahrt unterwegs.
Mein Hotel liegt heute auf einer Anhöhe über der Stadt Le Puy-en-Velay. Vom Vorplatz hat man eine sehr schöne Sicht.
Erst später, während des Wartens auf das Nachtessen, realisierte ich, was ich da gerade fotographiert hatte. Beim Herumstöbern auf dem Handy, was es hier denn so alles geben könnte, fand ich bei Wikipedia folgenden Eintrag: “Die Stadt ist wegen ihrer eigentĂĽmlichen Lage in vulkanischer Landschaft ein bedeutendes Touristenziel… Als einer der Ausgangspunkte zum Jakobsweg nach Santiago de Compostela und als Bistum mit einer mehr als tausendjährigen Geschichte war die Stadt von jeher ein bedeutendes kulturelles Zentrum…. Blickfang der Stadt sind die Basaltkuppen (Puys), ehemalige Vulkanschlote. Auf der einen dieser beiden Kuppen (die vordere im unten eingefĂĽgten Bildausschnitt) thront die Kirche Saint-Michel d’Aiguilhe (heiliger Michael auf der Nadel). Bereits in römischer Zeit hatte hier ein Tempel gestanden, der wahrscheinlich dem Gott Merkur geweiht war. Im 10. Jahrhundert wurde die erste christliche Kapelle errichtet, von der noch Reste existieren. Hundert Jahre später hat man um sie herum eine größere Kapelle gebaut. Das neue Gebäude nimmt die gesamte Gipfelfläche ein und passt sich mit seinem Umriss der natĂĽrlichen Form des Felsens an. Das Portal am Ende des Treppenaufgangs ist reich geschmĂĽckt ganz im Gegensatz zum Inneren der Kapelle. Der Einfluss iberisch–arabischer Kunst lässt sich wahrscheinlich aus der Verbindung zum Endpunkt der mittelalterlichen Wallfahrt in Santiago de Compostela erklären. Im TĂĽrsturz erscheinen zwei Sirenen mit Netzen als Symbole der VerfĂĽhrung.
Auf dem benachbarten Vulkankegel, dem Rocher Corneille, steht die Statue der Notre–Dame de la France, 1860 in einer Größe von 16 Metern errichtet, aus dem Metall von 213 während des Krimkrieges bei Sewastopol erbeuteten Kanonen gegossen und heute rosa angemalt. Die Statue wird nachts angestrahlt und gibt dabei ein besonders ‘liebliches’ Bild. Die Kathedrale von Le Puy-en-Velay gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Sie steht am FuĂźe des Vulkankegels des Rocher Corneille (rechts am Bildrand gerade nach sichtbar).”
Interessant, was man zufälligerweise alles findet. Und erst noch eine Erklärung für all die Hinweise rund um den Jakobsweg. Denn eigentlich bin ich bei der Überquerung des Col du Somport in den Pyrenäen, nur gerade gut 100 KM weg von Pamplona gewesen, was ja auch eines der bedeutenderen Zentren rund um den Jakobsweg sein soll. Bin ich unbewusst und rein zufällig einen grösseren Teil des Jakobsweges, einfach in der verkehrten Richtung gefahren? Ich glaube schon, ja.
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