Unser heutiger Besuch galt der Insel Spiekeroog. Sie ist etwa 13 Kilometer lang, ist nach meinem Empfinden ausserordentlich stark begrünt. Sie soll von gut 800 Bewohnern ständig bewohnt werden. Radfahrer sind darauf nicht besonders beliebt. Es gibt keinen Radverleih. Auch gibt es Fahrverbote und gerade im zentralen Teil von Spiekeroog starke Einschränkungen für Radfahrer. Sie ist aber auch autofrei.
Auch heute mussten wir wieder auf die Gezeiten schauen. Wir kommen frühzeitig auf der Insel an, und können erst gegen sechs Uhr am Abend die Insel wieder verlassen. Das Fährschiff das uns hinüberbringt kann 690 Personen transportieren. Wie mir scheint, war es fast voll. Mit anderen Worten: etwa gleich viele Touristen wie ständige Bewohner haben sich heute nebeneinander auf der Insel aufgehalten. Wobei sich diese Touris derart auf der Insel verteilen, dass man sich doch nirgends auf den Füssen herumstehen muss. Standstrand, Spazier- und Wanderwege, Restaurants usw. bieten genügend Platz für alle.
Am meisten beeindruckt hat mich der Besuch des “Friedhofes fĂĽr die SchiffbrĂĽchigen”. Nicht, weil hier besonders viele Kreuze oder andere Erinnerungen herumstehen wĂĽrden, sondern viel mehr wegen der Geschichte dazu:
Die Insel ist arm. Man kämpft ums ĂĽberleben. Ein bisschen Ackerbau und Milchwirtschaft. Die Inselbewohner sind keine Seefahrer, sie besitzen nicht einmal Schiffe. Vor den Inseln fahren die grossen Segelschiffe des Handels vorbei. Bei heftigen StĂĽrmen, oder auch aus anderen GrĂĽnden, kentert mal ab und zu ein solches Handelsschiff. Die Ware wird angeschwemmt, oder bleibt bei Ebbe auch mal liegen. Die Inselbewohner sammeln das ein und verteilen es unter sich. Das geht viele Jahre recht gut, bis die “Obrigkeit” einen Vogt einsetzt, der darauf achtet, dass die gefundene Ware kĂĽnftig aufgeteilt wird. Ein Drittel der Obrigkeit, ein Drittel dem Finder und ein Drittel dem EigentĂĽmer.
Im Jahre 1854 kentert erstmals ein Schiff mit Auswanderern darauf. Ware gibt es kaum zu finden, dafĂĽr Personen in Lebensnot. Die Bevölkerung der Insel kann nicht helfen. Zum Schluss mĂĽssen 77 Leichen begraben werden. Ein Umdenken findet statt. FrĂĽher sah man nur die Ware, die Leute, die Matrosen auf den Schiffen, spielten keine Rolle. Mit diesem UnglĂĽck und nach einer weiteren ähnlichen Katastrophe auf einer anderen ostfriesischen Insel, beschliesst man, sich der Rettung von Menschenleben in Seenot mehr Gewicht zu geben. Die “Deutsche Gesellschaft zur Rettung SchiffbrĂĽchiger” wird ins Leben gerufen. Diese Gesellschaft ist heute eine ansehnliche Flotte von Rettungsschiffen und sogar einem Kreuzer mit Hospital und Hubschrauber-Landeplatz, sowie einigen hundert Personen.
Wir wandern an vielen grossen und kleinen, netten und schmucken Häusern vorbei. Meist mit sehr schönen und gepflegten Gärten, bevor wir uns wieder in Richtung Meer über ein paar Dünen bewegen.
Die höchste der DĂĽnen soll 25 Meter hoch sein. An Hand einer Informationstafel wird erklärt, wie die DĂĽnen entstehen, wie sie “altern”, sich verfestigen.
Die weissen Dünen, zuvorderst am Meer, erhalten vom Wind laufend neuen Sand, oder werden auch wieder abgetragen. Sie sind auch den Fluten und Stürmen ausgesetzt. Fast nur Strandhafer und Strandroggen können darauf bestehen.
Können sie sich stabilisieren, werden sie zu grauen Dünen. Pflanzenresten bilden eine dünne Humusschicht, welche aus der Ferne grau schimmert. Andere Pflanzen können Fuss fassen.
Mit den Jahren entstehen daraus Braundünen. Sie bieten Pflanzen einen Lebensraum, die auf saurem Boden gedeihen können. Es beginnen auch Sträucher und Bäume zu wachsen.
Ein weiterer interessanter Tag in dieser abwechslungsreichen Gegend.
HM | |||
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