… oder die zu kurz geplante Etappe. Aber auch das hat einen Grund, sogar mehrere:
Eigentlich wollte ich zuerst von Heiligenblut aus, nochmals ein kleines Stück auf der Hochalpenstrasse des Grossglockners hinauffahren, dann die Abzweigung zur Franz Josephs Höhe nehmen. Der ehemalige, österreichische (letzte?) Kaiser, richtete sich dort einen Sommersitz ein, um den Gletscher und den Grossglockner, eben Österreichs höchsten Berg zu bestaunen. Die Webcam zeigt allerdings nur eine Ebene von Wasserlachen und den üblichen Kommerz für solche Orte. Ist ja klar, auch die österreichischen Gletscher dürften ja in den letzten Jahren ziemlich stark geschmolzen sein. Da dürfte es wohl kaum mehr viel zu sehen geben. Zudem liessen die Nebelschwaden heute Morgen nicht erwarten, dass man in dieser Höhe noch viel sehen könnte. Da machte ich mich auf den Weg nach unten, in Richtung Lienz.
Sankt Jakob in Defereggental ist fast die letzte Ortschaft im Tal. Nur wenige Kilometer weiter hinten teilt sich die Strasse. Einerseits geht es auf das Klammeljoch, andererseits auf den Staller Sattel. Beides Pässe auf ĂĽber 2000 Meter ĂĽber Meer. Den Staller Sattel kenne ich von einer frĂĽheren Fahrt her schon. Doch das Klammeljoch soll zwar bezĂĽglich Ausblicken und Natur etwas vom schöneren sein. Liesst man die Beschreibung bei “quäldich.de”, so scheint es der typische Mountainbike-Pass zu sein. Will ich das meinen schmalen Reifen am Rennrad auch noch antun? Die “schlimmere” Seite ist die östliche Seite, also von da her ich morgen hinauffahren wĂĽrde. Grober Schotter an den steilsten Stellen ist zu erwarten. FĂĽr mich mit dem Anhänger wĂĽrde das ohnehin bedeuten zu schieben. Doch schieben auf Schotter? Das Wetter wird morgen den Entscheid fällen. Schieben bei Sonnenschein ist io, doch schieben durch den Nebel? Dann lieber fahren auf der geteerten Strasse im Nebel, also Staller Sattel.
So geriet denn die heutige Etappe etwas kurz.
Der Iselsbergpass, kommend von der Grossglocknerstrasse her, ist nicht viel mehr als eine längere Gegensteigung. Danach geht es während einigen Kilometern hinunter in die Ebene von Lienz. Heute auch durch die Nebeldecke über dem Tal. Nach Lienz fand ich wieder den Radweg entlang der Isel. Spontan beschloss ich bei einer der Raststellen eine längere Pause einzulegen.
Im Sommer sicher ein schöner Platz. Mit Sandbank, Bänkchen, Feuerstelle, Holzplateau für die Liegestühle oder Badetücher der Sonnenhungrigen, vielleicht ein kurzes Bad in der Isel oder wenigstens ausgiebiges Füssewaschen. Doch heute? Ich stapfte mit den Rennradschuhen und den Gummiüberzügen durch das nasse Gras, plünderte den Notvorrat aus dem Anhänger, hoffte auf Sonne und entledigte mich schlussendlich doch noch der Beinlinge, derweil der Radweg langsam abtrocknete.
Nach einer guten Stunde Aufenthalt, bummelte ich langsam talaufwärts. Über heruntergefallene, farbige Blätter und Holzstückchen aus den Bäumen. An den Berghängen klebten wieder diese Wolken- und Nebelbänke. Strava wird mich mit einer ungeheuer tiefen durchschnittlichen Geschwindigkeit strafen. Aber ich genoss dennoch den Blick auf die Isel und träumte von Sommer und Wärme.
Warm wurde es mir dann allerdings bei der Einfahrt ins Defereggental. In Huben zweigt die Strasse ab. 10% 2 KM, stand auf der Tafel. Das war zu schaffen. Anschliessend zog es sich ziemlich wellig und ansteigend noch knapp 20 KM dahin. Mehrere Gallerien, ein längeres Tunnel ein letzter Anstieg, und ich war im heutigen Hotel angekommen.
Nach dem Nieselregen vom Morgen, klarte das Wetter wenigstens soweit auf, dass die Strassen wieder trockneten. Sonne gab es keine, doch heute Abend auf dem Balkon des Hotels, in der Richtung der morgigen Fahrt, da konnte ich immerhin wieder einmal wolkenlosen Himmel, blaue Farbe, sehen.
Geographisch geht es schon fast hektisch zu und her: Gestern auf der Glocknerstrasse, während der Fahrt durch das Tunnel Hochtor habe ich das Salzburgerland verlassen und bin in das Land Kärnten gefahren. Heute auf dem Iselsbergpass, verliess ich Kärnten bereits wieder und befinde mich jetzt (wieder) in Tirol.
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