Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

Schätze, Kaisergemächer, Sissi und Möbel

Durch die schmalen Gassen der Wiener Innenstadt wehte heute Morgen ein zügiger und kalter Wind. Noch ist es trocken, doch mein Android droht Regenschauer an. Wir entschliessen uns für einen Besuch in der Hofburg. Da gibt es genügend Möglichkeiten, sich vor Regen und Wind zu schützen.

Der erste Teil des Besuches gehört der Silberkammer, beziehungsweise der Schatzkammer. Die allermeisten Gegenstände betreffen Tischdekorationen, das Geschirr und das Besteck. Am kaiserlichen Hof wurden davon Unmengen benötigt. Anfänglich reines Silber, später vergoldetes Silber. Am imposantesten wohl jenes Gedeck, welches ĂĽber die Jahre bis auf 4’500 StĂĽck erweitert wurde und etwas ĂĽber eine Tonne an Gewicht aufwies. Oder jedens Gedeck, welches gegen ein englisches Schloss eingetauscht wurde. Gezeigt werden auch Gedecke und Dekorationen, welche auf Reisen mitgenommen wurden, oder nur in JagdhĂĽtten gehalten wurden. Man erfährt auch, wann langsam das Porzellan auf dem Tisch seinen Einzug feierte.

Der zweite Teil gehörte dem Sisi Museum. Wobei mir aber nicht klar wurde, wann Kaiserin Elisabeth als Sisi und wann als Sissi beschrieben wird. Wie wahrscheinlich bekannt, wurde sie im Jahre 1898 am Genfürsee ermordet. Für mich neu war, dass sie eben bei weitem nicht so ein eher glückliches Leben führte, wie uns dies Romy Schneider in den bekannten Sissi-Filmen vielleicht vermittelte. Die Ausstellung stimmt denn auch eher nachdenklich. Sie, Sissi, sieht sich immer mehr eingesperrt in die Hierarchie und die öffentlichen Präsentationspflichten einer Kaiserin. Spätestens nach dem Selbstmord ihres Sohnes zieht sie sich immer mehr und mehr zurück, vernachlässigt ihre Pflichten als Kaiserin, zeigt sich kaum mehr öffentlich. Kaiser Franz Joseph liebt sie aber so sehr, dass er sie selbst jetzt noch unterstützt und ihr alle Wünsche zu erfüllen versucht.

Der Dritte Teil des Besuches gehörte den Kaisergemächern. Vielleicht sind wir von dem vielen Lesen und Hören schon etwas erschöpft. Klar, ist alles prunkvoll, fast überall roter Teppich, mindestens vergoldete Füsschen an Tischen und Stühlen. Aber so richtig viel neuer Inhalt vermittelt dieser Teil der Ausstellung nicht mehr. Der Höhepunkt bildet eine fixfürtig dekorierte Tischtafel für vielleicht 20 Personen. Im Audioguide ist dann etwas über die Tischordnung an diesem Tisch zu hören (der Kaiser in der Mitte, gegenüber sein Gast). Am meisten beeindruckt hat mich allerdings, dass an dieserm Tisch täglich in der Regel pro Mahlzeit neun bis dreizehn Gänge serviert wurden und das Essen kaum länger als 45 Minuten dauerte. Man rechne! Übrigens: beim Service wurde immer beim Kaiser begonnen, der sofürt zu Essen begann. Wenn er sein Besteck abgelegt hatte, wurde abgeräumt und sofürt der nächste Gang serviert. Denke, die Langsamesser haben da früher oder später ein Problem bekommen.

Das Zvieri nahmen wir im Café Griensteidl, gegenüber der Hofburg ein, bevor wir uns an einen längeren Marsch, hinüber zum Hofmobilien-Depot, möchten. Anfänglich ein etwas enttäuschendes Museum. Man weiss nie so recht, ob man sich in einem Flohmarkt oder einem Brockenhaus befindet. Solange, bis ich den Ausstellungsteil entdeckte, worin erklärt wird, wie Wien mit frischem Wasser versorgt wird.

Da hatte nämlich einer mal die Idee aus dem Gebirge mit Schnee und Eis, eine Hochwasserfassung zu bauen und das Wasser direkt nach Wien hinunter zu leiten. Damit hatte man dann auch etwas Druck auf den Leitungen. Im ersten Anlauf, war die Leitung zwar zu klein. Beim zweiten Versuch, diesmal aus den Bergen der Steyralpen, bekam man immerhin soviel Druck auf die Leitungen, dass das Wasser schon mal in den zweiten Stock der Häuser reichte. Damit war auch der Grundstein gelegt, für die heutige Badekultur mit Badewanne und fliessendem Wasser im WC.

Das heutige Nachtessen haben wir in einem kleinen, versteckten Restaurant, im Ofenloch, eingenommen. Gute, wienerische Küche. Da habe ich mich für Kalbsrahmgulasch und Knöpfli entschieden.

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Autor: Urs

Würde mich eher als Tourenfahrer bezeichnen. Radfahren war schon in der Jugendzeit meine Leidenschaft. Doch auch dann schon eher für lange Ausflüge. Mit der Zeit gesellten sich die Fotographie dazu und teilweise beruflich bedingt auch das Interesse an IT, an Software. Damit war der Grundstein für dieses Weblog gelegt. Seit dem Jahre 2004 schreibe ich hier ziemlich regelmässig über meine Fahrten.

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