Die gestrigen Gewitter haben hier schön viel Kühlung gebracht. Beim Aufwachen war der Himmel noch klar, nach dem Morgenessen dickster Nebel, vielleicht sogar Wolkendecke. Ich entschied mich dennoch für die Variante über den Col de Vars und sollte recht bekommen.
Es dauerte zwar eine Weile, ich fuhr schon längst mit dem Windschutz durch das Tal der Ubaye hinauf, bis die Sonne die Nebel aufgelöst hatte. Mit einem Mal war der blaue Himmel wieder da. Nur vom Pass herunter blies ein sehr kalter Wind. Doch mit dem Windschutz-Jäckchen war es auch wieder zu heiss.
Wie auch immer, ich überquerte den Pass bei blauem Himmel, guter Sicht auf beide Seiten. Die Strasse ist auf beiden Seiten sehr gut ausgebaut. Auf der südlichen Seite einigermassen regelmässig ansteigend, auf der nördlichen gibt es ein paar Gegensteigungen und ein paar ganz steile Abgänge in die Tiefe. Mir scheint, dass hier entweder ein paar Feriengäste oder dann die lokalen Radfahrer eine sonntägliche Runde drehten. Immer wieder wurde ich überholt, oder es kamen mir ganze Gruppen entgegen. Auch offensichtliche Touristen, mit Mountaibike und Gepäck, begegneten mir immer wieder. Scheint wohl ein beliebter Pass zu sein.
Während der Transferpassage vom Guillestre nach Briancon durfte ich teilweise von einem kräftigen Rückenwind profitieren. Hielt aber dennoch auf einem der zahlreichen Rastplätze für ein Mittagessen an.
Es gibt Städte und Gegenden die ziehen mich irgendwie an. Ich bin jetzt zum wohl dritten Mal auf der Durchfahrt in Briancon. Aber die zahlreichen Befestigungsanlagen, die Stadtmauern und Burgruinen faszinieren mich immer wieder. Mache vielleicht wirklich ein mal ein paar Tage Ferien in in diesem Gebiet.
Dann folgte die Auffahrt nach Montgenèvre. Auch da fahre ich nicht zum ersten Mal vorbei. Heute ist es an der SĂĽdflanke des Berges heiss, sehr heiss. Der Geschmack des Harzes der Föhren und Lärchen ist sogar intensiver als die grau/schwarze Dieselwolke hinter einzelnen PW’s oder der Benzingestank einzelner Motorräder. Zeitweise kommt das GefĂĽhl auf, als ob ein einziger Funken reichen wĂĽrde, um das ganze in Brand zu setzen. Das Garmin-Thermometer zeigt mehrmals ĂĽber 30 Grad an.
Die Strasse ist gut ausgebaut, wird aber gefühlt immer steiler. Glücklicherweise gibt es dazwischen ein paar ebene Stücke, so dass ich mit meinem Anhänger auf der Hinterradachse doch über weite Teile kurbeln kann. Praktisch alle schattenspendenden Bäume sind weg. Wintertourismus? oder ein Kahlschlag der Natur? Teilweise kann man den Versuch von Neubepflanzung erkennen. Nur sind diese kleinen Tännchen halt noch sehr klein.
Montgenèvre hat sich in den letzten Jahren stark zum Winterort verändert. Sesselbahn-Stationen, Skiliftstationen, Parkhäuser, neue Hotels in jeder Menge, Pizza-Läden, Wintersportläden mit Mountainbikes im Schaufenster und natürlich die Vermietung von Quads. Die Wasserspeicher für die Beschneiunganlagen werden im Sommer wohl als Badeanstalt vermarktet (Sehr schlau gemacht!). Mir gefällt es hier nicht mehr. Ich fahre weiter, den Pass hinunter, über die italiensiche Grenze. In Cesana Torinese habe ich im Hotel Edelweiss ein Zimmer reserviert.
Ich befinde mich nun auf dem Heimweg. Col de Vars und Montgenèvre waren die beiden letzten grossen Pässe. Auf der weiteren Strecke geht schon noch weiterhin auf und ab, aber niemals mehr in diese Höhe. Heute habe ich auch das typische Radfahrer-Mekka der französischen Alpen verlassen.
Morgen geht es noch ein Stück weiter nach Italien, dann am nördlichen Ende der Poebene über die letzten Ausläufer der Alpen. Bin nicht sicher, ob ich in den nächsten beiden Tagen eine brauchbare Verbindung ins Internet bekomme. Die Gegend scheint mir ziemlich abgelegen zu sein. Bin ja mal gespannt, wo mich das GPS da durchführen wird. Mal sehen.
2203 HM | |||
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