Jetzt ist die Zeit der grossen Radrennen ja wieder angebrochen. Immerhin schon seit 18 Etappen ist der Giro d’Italia unterwegs. Wäre er nicht eben in den Dolomiten, hätte ich es beinahe verpasst, näher hinzugucken. So ruhig und geräuschlos, fernab von allen Dopingskandalen, verlief so ein Rennen schon lange nicht mehr. Fernab vom Doping? Hat da nicht jemand etwas von Motoren-Doping geflĂĽstert?
Da soll es doch immer häufiger vorkommen, dass die Radrennfahrer, in noch sicherer Distanz von allfälligen Kontrollen vor der Zielankunft, noch schnell das Rad, beziehungsweise ihre Rennmaschine (Cycling-Deutsch) wechseln. Wenn es ihnen dann erst noch gelingt, über den letzten Hügel, auf den letzten 50 Kilometern, noch ein paar Ränge herauszufahren, dann ist der Nährboden für Gerüchte geschaffen. Das macht die Konkurrenz neidisch, ab soviel Kick nach einer strengen Etappe.
Worum geht es?
Also da hat eine findige Firma einen kleinen Elektroantrieb entwickelt. Natürlich nur für den Hobby-Fahrer, denn die haben ja kaum Zeit, sich um beschwerliche Trainingskilometer zu kümmern. Sie wollen biken, sie wollen den Ausflug geniessen. Und weil es dem Hobbyfahrer vielleicht unangenehm ist, wenn seine Kollegen merken, dass er doch nicht so regelmässig und hart trainiert, ist der Antrieb auch gleich so konstruiert, dass er im Sattelrohr, direkt über dem Kettenblatt seinen Platz findet. Am Lenker ein kleines Schalterchen für Ein/Aus und der Bluff kann losgehen.
In der Werbung sieht das dann so aus, dass man mit den Kollegen zusammen durch Wälder und Wiesen fährt. Wird die Puste knapp, reichts noch zum Einschalten und die Rakete ist gezündet, die Kollegen sehen dann nur noch das Schlusslicht.
Während eines Rennens könnte es ja auch anders sein: Man lässt das Motörchen mitlaufen, das unterstützt dann die eigene Muskelkraft, während Stunden braucht man da deutlich weniger eigene Energie als die Konkurrenz und kann doch mithalten. Gegen den Schluss des Rennens, dann schnell das Rennrad gegen eines ohne elektrische Unterstützung eintauschen, und quasi die letzten Kilometer ausgeruht durchrollen.
Hirngespinste? Bubenträume? oder doch Realität?
Noch streiten es alle ab. Der Weltradsportverband UCI hat keine Hinweise. Die für die Ausrüstung zuständige Kommission hält aber die Augen doch vermehrt offen. Einzelne andere aus der Szene sind da etwas freigiebiger mit Informationen und hätten schon mal Verdacht geschöpft, auch schon während der letzten Tour de France, dass da möglicherweise pedalunterstützende Mittel eingesetzt würden. Einzelne Räder sollen auch schon genauer unter die Lupe genommen worden sein.
Eben doch? Oder aus welchem anderen Grund lässt dann die UCI Scanner entwickeln, die versteckte Motörchen in Velorahmen entdecken sollen?
Nach dem “medizinischen” Doping nun die Finessen der Radmechaniker? Diese Saison wird wieder mal heiss.
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