Vermutlich die letzte Möglichkeit, diese Woche einmal mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren zu können. Das Thermometer zeigte etwas ĂĽber vier Grad an, die Strassen waren allerdings grösstenteils nass, aber nicht “spritznass”. Mit Glatteis war kaum zu rechnen. Dennoch mied ich es wenn immer möglich ĂĽber Schachtdeckel und Fussgängerstreifen zu fahren.
Schon bei der Durchfahrt durch Dietikon war die Grenze zur Föhnlage gut erkennbar. Während das untere Limmattal unter einer Wolkendecke lag, hörte diese plötzlich wie abgeschnitten in der Gegend von Zürich auf. Allerdings musste ich dann die letzten paar Kilometer zwar unter einem wolkenlosen Himmel, aber dafür gegen den Wind fahren.
Auf dem Heimweg hatte ich wettermässig ziemlich viel Glück. Etwa die Hälfte der Strecke war trocken. Ebenfalls ab Dietikon war dann plötzlich alles ziemlich nass. Es spritzte und stellenweise regnete es auch. Ich unterliess es aber, einen Regenschutz überzuziehen.
In Baden dann, traf ich den Körbchenfahrer wieder einmal. Das scheint mir ein älterer Herr zu sein, der aber sportlich total auf der Höhe ist. Er fährt ein scheinbar normales Strassenvelo mit einem Gepäckträger. Darauf hat er ein Körbchen mit irgendwelchem Zeugs drin. Selbst wenn ich mit dem Renner unterwegs bin, ist es eine echte Herausforderung, ihn bleibend zu überholen. Heute war ich mit dem Mountainbike unterwegs.
Immer wieder schaut er zurĂĽck, es sieht fast so aus, als ob er mich nach vorne lassen möchte, nur um anschliessend im Windschatten anhängen zu können. Lange zögere ich, denn als “Verfolger” habe ich zwar den Vorteil des Windschattens, werde aber dauernd vom Wasserstrahl an seinem Hinterrad bespritzt. Den “Angriff” reite ich kurz nach dem letzten Lichtsignal ausserhalb Baden. Dort wo es lange geradeaus geht und nach mehreren Kilometern sogar noch leicht ansteigt. Ich kann ihn nicht abschĂĽtteln. Beharrlich kurbelt er jetzt in meinem Wasserstrahl nach. Den Lichtkegel seiner Lampe habe ich dauernd wenig vor meinem eigenen Vorderrad. Auch den HĂĽgel hinauf. Meine Hoffnung liegt jetzt auf der Abfahrt von diesem HĂĽgel. Die Hauptstrasse dort ist nämlich sehr holprig. Mit dem Renner rĂĽttelt und schĂĽttelt das immer sehr heftig. Doch heute mit dem Mountainbike und der Federung hinten und vorne?
Ich höre sein Keuchen und sehe immer noch den Lichtkegel direkt vor meinem Vorderrad. Das Lichtsignal auf dem Hügel ist grün. Wir brettern durch. Ich gebe noch eins drauf, fliege fast über die vielen Flickstellen auf der Strasse. Dann noch ein weiterer kurzer Hügel, oben ein Kreisel, dann einem dunklen Waldrand entlang: der Lichtkegel vor meinem Rad ist weg. Gebenstorf, das Lichtsignal ist grün, hinunter an die Reuss und in einer langen Rechtskurve wieder hinauf nach Windisch. Ich wage einen Blick zurück. Kein Verfolger mehr weit und breit. Ist er abgebogen? Muss er gar nicht hier durch?
Plötzlich sind meine Beine wie lahm, abgebrannt, nichts mehr da, übersäuert. Die letzten paar Kilometer nach Hause nehme ich es dann wirklich gemütlich.
434 HM | |||
---|---|---|---|
Grad |
Grad |