Eigentlich wollte ich heute Abend nach der Arbeit eine weitere Feierabendrunde abradeln. Aber ausgerechnet um diese Zeit wanderte eine ganze Kette von Regenzellen, schön eine nach der anderen, entlang des Jura-Südfusses durch das Aaretal hinunter. Die Sonne schien und es regnete. Halt wie im April. So zog ich es vor, den in der Morgenzeitung aufgeschnappten Artikel über Reisen mit dem Velo als Handgepäck etwas genauer zu lesen.
Offensichtlich schon seit längerem, jetzt aber in einer verbesserten Version, gibt es den TranZBag. Eine Tragetasche, welche es erlaubt, unter anderem auch Renner, im Zug oder den anderen öffentlichen Verkehrsmitteln, als Handgepäck, mitzubefördern. Der Clou dabei ist, dass dies auch noch kostenlos geschehen kann, sofern mit der Tasche nicht ein zweiter Sitzplatz belegt wird. Am Renner, geht Ăśbrigens auch fĂĽr Mountainbikes und weitere Zweiräder, muss lediglich das Vorderrad entfernt und in die Seitentasche gesteckt werden. Die Gabelenden werden mit einem DistanzstĂĽck vor Beschädigung geschĂĽtzt und der Lenker muss um 90 Grad abgewinkelt werden. ReissverschlĂĽsse zuziehen, Schultergurt auf die individuelle Länge anpassen, fertig und einsteigen. Platz fĂĽr solche “HandgepäckstĂĽcke” soll es in fast jedem Wagen beim Eingangsbereich haben. Nur nicht an den markierten Stellen fĂĽr Fahrräder. Denn der ist ja reserviert fĂĽr die, die bezahlen fĂĽr den Transport ihres Drahtesels.
Eigentlich verlockend. Wenn ich allerdings an gewisse Zugfahrten im letzten Herbst denke, kommen mir da gewisse Zweifel, ob das mit dem Platz im Eingangsbereich so einfach ist. Andererseits sind aber genau an diesen Tagen auch die markierten Aufhängevorrichtungen, manchmal sogar auch der mitgefĂĽhrte Gepäckwagen, komplett ĂĽberfallt. Ein weiterer Vorteil ist auch noch der Sichtschutz. Nicht, dass ich ein wahnsinnig teureres Rennrad hätte, aber ich habe mich letzthin, dabei ertappt, eben doch auf ein Sandwich und den Kaffee zu verzichten, nur weil ich den Renner im GetĂĽmmel von Leuten vor dem Kiosk hätte ein paar Minuten stehen lassen mĂĽssen. Als “Handgepäck” hätte ich ihn natĂĽrlich eher in die Nähe genommen. (Das war in Bellinzona, nach der Fahrt um den Lago Maggiore.)
Auch während einer langen Fahrt, eben zum Beispiel von Bellinzona nach Zürich, wenn der Renner weit weg im Gepäckwagen zwischen andern Rennern und Mountainbikes, hängt, beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Weniger wegen des Diebstahls, sondern wegen der Rüttelei und den Fliehkräften um Kurven und während Bremsmanövern. Noch nie hing er nach mehreren Kurven schön gerade unter dem Haken. Immer ist er irgendwie verdreht. Die Felge am Vorderrad muss da schon einiges aushalten können.
Als weiteres Argument kommen die Kosten. Ich besitze ein Generalabonnement fĂĽr das schweizerische Streckennetz und muss damit nur eine halbe Tageskarte fĂĽr den Renner lösen. Also 10.– CHF pro Tag. Im Einzelfall sicher nicht so viel. Doch seit längerem habe ich auch den Wunsch, nicht immer nur Rundfahrten vom Ferienort oder von zu Hause aus zu unternehmen. Sondern eben auch mal irgendwo hinzufahren und anschliessend mit dem Ă–V wieder zurĂĽck. Was ja dann eigentlich bedeutet, dass ich am Abend fĂĽr die Heimfahrt noch eine Tageskarte fĂĽr vielleicht zwei Stunden Zugfahrt lösen muss.
Mit so einem TranZBag könnte ich also gleich mehrere Vorteile auf einmal einhandeln:
- Kostenloser Transport. Je nach Preis, ab etwa der 15. Fahrt dĂĽrfte die Tragtasche amortisiert sein.
- Neue Gegenden, weitere Fahrten: wenn ich schon eine grössere Ausfahrt mache, den Rucksack dabei habe, spielen die zusätzlichen 800 Gramm für den TranZBag auch keine Rolle mehr.
- Mehr Mobilität: bis jetzt musste ich am Bahnhof immer hoffen, dass der nächste Zug auch den Velotransport zulasst. Bei einzelnen Zügen ist das nämlich nicht ohne weiteres möglich, weil nicht alle einen Gepäckwagen für Selbstverlad oder entsprechende Aufhängungen in den Personenwagen haben. (Zum Beispiel die Neigezüge, die meisten internationalen Züge)
- Keine Karrenschmiere im Auto: so ganz nebenbei könnte der Sack natürlich auch für einen Transport im Auto benützt werden, ohne dass dabei Polster oder Feriengepäck mit Kettenschmiere verziert würden.
Und für die, die nie genug Outdoor bekommen: sie werden die Fahrradtransporttasche TranZBag als wasserfeste und feuchtigkeitsabweisende Schlafsackhülle während Übernachtungen in der freien Natur schätzen.