Das Morgenessen, heute eher eine einfache Sache. Die für Frankreich üblichen Pariserbrote, etwas Konfitüre und Butter. Auf Wunsch kamen dann noch Milch und Flöckli dazu. Statt einem Joghurt gabs Apfelmus. Naja, Hauptsache der Magen wird gefüllt.
Die Fahrt ging heute wieder praktisch von der Bettkatte an bergauf. Die Gewitter und der Regen von gestern hatten sich verzogen, liessen aber mal die Kumuluswolken noch stehen. So ging es wieder einmal durch schmale Täler, auf schmalen Strassen hinauf zum Col de la Moutière. In Saint Dalmas le Selvange fĂĽhrt die Strasse am Ende eines Parkplatzes weiter. Keine Tafel, nichts. Einfach eine BrĂĽcke und danach der geteerte Feldweg. Also wieder einmal ein völliger Nebenpass. Keine Motorräder, nur ein einziger anderer Velofahrer, keine Mountainbiker. Erstaunlicherweise einer mit einem Wohnmobil, sowie drei Touristen in ihren PW’s, aber die hatten sich wahrscheinlich verirrt. Sie kamen jedenfalls alle zurĂĽck.
Ich genoss die Ruhe in diesem Tal. Ausser dem Zirpen von Grillen, dem Pfeifen der Murmeltiere, hie und da eine Krähe, ab und zu mal ein Bächlein das über ein paar Steine plätscherte, herrschte absolute Ruhe. Der Weg führte nicht allzu steil (oder habe ich schon so viel zusätzliches Training zugelegt), bis weit hinauf durch den Wald. Den Rest des Weges bewältigte ich unter einer Wolkendecke, also wiederum eher bei kühler Temperatur.
Fast zuoberst ĂĽberholte mich der einzige Velofahrer auf dieser Strecke. Wir unterhielten uns kurz und er riet mir, von der Passhöhe rechts in Richtung der Hauptstrasse zum Col de la Bonette zu fahren. Die andere Variante, hinunter nach Bayasse, wie ich mir das geplant hätte, sei “absolument impracticable”. Ich wusste zwar, dass dort Schotterstrasse liegen wĂĽrde, habe mir das aber nach dem Finestre nicht mehr so schlimm vorgestellt.
Bald danach komme ich auf die Passhöhe: Eine unscheinbare Tafel, weit neben der Strasse, markiert den Pass. Eher ein Wanderwegzeichen. Ich fahre ein paar Meter hinunter und bekomme einen schönen Blick auf die “Impracticable”. Es begann jetzt auch leicht zu regnen. Ich begann dem unbekannten Velofahrer zu glauben. Mit den schmalen Rennradreifen auf dem nassen Sand in den groben Steinbrocken; ich verzichtete auf das Experiment der Abfahrt auf dieser Strasse. Ich bog hinĂĽber zur Passstrasse zum Col de la Bonette.
Überraschenderweise ging es ziemlich bergauf, aber auch hier lag nun wirklich Schotter. Doch bergauf mit dem Rennrad auf Schotter ist besser als bergab. Der Regen ging langsam über in einen richtigen Landregen. Nichts heftiges, aber man weiss nie, wann er wieder aufhört.
Nach etwa einer Stunde schieben und fahren komme ich auf die Passstrasse zum Bonette. Der Höhenmesser am GPS zeigt 2650 Meter über Meer, als nur gerade 150 Meter unter der höchsten Passstrasse in Europa. Ich kann es nicht sein lassen und fahre auf der Passstrasse zur Cime de la Bonette, eben dem höchsten befahrbaren Punkt in Europa. (Seite heute Nachmittag ist also meine Grafik am Gepäck falsch, und die ganzen Sommerferien haben im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Höhepunkt erhalten).
Mittlerweile hat auch der Regen aufgehört, obwohl, die Sonne scheint noch nicht wieder. Den Regenschutz lasse ich mal einfach als Kälteschutz übergezogen und fahre hinunter nach Jausieres. Ich beginne mit der Suche nach einem Hotelzimmer. Alles belegt. Ich fahre in Richtung meines morgigen Passes, dem Col de Vars. Der ist anfänglich ziemlich flach, klappere alle Hotels ab, lande schlussendlich in Saint-Paul, der wirklich letzten Gelegenheit bevor die Steigung zum Vars beginnt. Die nette Dame an der Information bemüht sich redlich um eine Unterkunft. Schlussendlich bedeutet dies dann aber doch für mich, wieder 20 Kilometer zurückfahren, und abermals 3 Kilometer auf der Passstrasse zum Col de la Bonette hinaufkurbeln. Ich bin jetzt in einer Jugendherberge gelandet. Schlafe heute Abend in enem Kajütenbett, glücklicherweise allerdings alleine in einem Zimmer für sechs Personen.
Habe mich heute Übrigens entschieden, die Rundfahrt über Cayolles, Champs und Allos wegzulassen. Wie ich gelesen habe, soll das eine wunderbare Tour sein und dazu müsste ja dann auch das Wetter vielleicht etwas besser stimmen, als das im Moment gerade der Fall ist. Dieses Pass-Trio kommt einfach später dran. Wohl ein bisschen als Entschädigung für diesen Entscheid habe mir eben heute Nachmittag die Cime de la Bonette geholt.
2126 HM | |||
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