Inemuri heisst die Schlaftechnik. Kommt, der Name lässt es vermuten, aus Japan, und heisst soviel wie Anwesenheitsschlaf. Also schlafen, während man anwesend ist. Schlafen als parallele Aktivität zu etwas anderem.
Nichts mehr da mit dem fallen lassen des Kopfes auf die Tischplatte des Arbeitsplatzes oder in der S-Bahn auf die RĂĽcklehne des Vordermannes. Fertig mit dem Geklimper des herunterfallenden SchlĂĽsselbundes am stillen Ă–rtchen. Inemuri, Anwesenheitsschlaf, ist ab sofort Kultur und damit salonfähig. Auch gesund und lebensverlängernd soll er sein. Zwei Minuten “Lichterlöschen” fĂĽr zwei weitere fitte Stunden. Und das erst noch in jeder Situation: im Zug, im Tram, am Arbeitsplatz, während der Sitzung und während dem Vortrag, im Kino und im Theater sowieso, sogar während dem Nachtessen oder beim Coiffeur. Einfach immer dann, wenn man gezwungen ist auf irgendetwas oder irgendwen zu warten.
Inemuri wird als Folge vorausgehender Anstrengung toleriert. Das wichtigste Gebot dabei ist allerdings: HALTUNG bewahren. Der Kopf darf höchstens nach vorne nicken, nicht aber auf des Nachbarn Schultern. Auch erschrecken sollte man beim Aufwachen nicht und sich erst zu Wort melden, wenn man den Gesprächsfaden der Umgebung wieder gefunden hat. Sonst nützt dann die Ausrede Feststellung, man habe sich in das, was um einen vorgeht besonders konzentriert vertieft, nichts mehr. In diesem Falle sollte man einen ganz besonders stichfesten Geistesblitz bereit haben.
In der NZZaS darĂĽber gestolpert, nach der Siesta an einem grĂĽndlich verregneten Pfingstmontag.