Es mag Zufall sein, es mag auch an mir liegen, oder es ist vielleicht wirklich der Vollmond der letzten paar Stunden.
Bei der morgendlichen Fahrt zur Arbeit, war auffällig wenig Verkehr unterwegs. Das lag nicht an mir, denn ich war wie immer im gleichen Zeitrahmen unterwegs. Heute mit dem Rennrad etwas weniger lang als gestern mit dem Crossbike. Auch in der Dusche beim Arbeitgeber war es heute Morgen merkwürdig leer. Um diese Zeit trifft man sonst noch etwa einen oder zwei Radfahrer plus ein paar Läufer. Doch heute waren wir nur gerade zu zweit.
Am Abend war ich später dran. Schon kurz nach der Abfahrt, stellte ich eine gewisse Hektik im Verkehr fest. Sportwagen, die aus welchen Gründen auch immer, nach dem Rotlicht übermässig aufheulten um nur ein paar Meter weiter vorne wieder in der Kolonne zu warten. Blinker blinkt rechts, fährt aber doch gerade aus. Aber auch höchst unaufmerksame Fussgänger. Dass die, die mit ihren Handys spielen, nicht die Aufmerksamsten sind, weiss man ja mittlerweile. Aber wenn einer, Hände in der Manteltasche, nicht einmal Stöpsel in den Ohren, einfach plötzlich einen Haken auf die Strasse hinaus schlägt, ohne ersichtlichen Grund, weit und breit kein Fussgängerstreifen, das ist ja schon eher nicht normal.
Oder die Mutter mit dem Kinderwagen auf dem Gehsteig. Der Radweg wird dort auch auf dem Gehsteig geführt, belegt die linke Hälfte des Gehsteiges, also die Seite zur Fahrbahn. Der Kinderwagen und die Mutter stehen in der Mitte, schön auf dem gelben Markierungsstreifen. Ich nähere mich von hinten. Die Mutter bückt sich in den Kinderwagen. Man weiss ja nie. Also sind die Hände schon mal an der Bremse, die Beine haben aufgehört zu kurbeln. Ich blicke noch kurz rückwärts auf die Strasse, die wäre frei, kein Auto.
Die Mutter macht einen Schritt vorwärts, beginnt mit dem Kinderwagen im Gegenuhrzeigersinn, also über den Radweg, eine Kehre zu drehen. Ich rufe noch etwas von Fäkalien oder so, mache mit dem Rennrad einen Sprung vom Gehsteig auf die Strasse hinunter und weiter geht die Fahrt.
Wenige Kilometer weiter vorne, nach Baden. Es ist mittlerweile Dunkel geworden. Eine lange gerade Strasse, keine Einfahrten, keine Abzweiger, kein Fussgängerstreifen, reger Verkehr. Ein Radfahrer steht auf dem Radstreifen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er die Strasse überqueren möchte, aber wegen des Verkehrs wohl schon einige Zeit gewartet hat. Im Gegenverkehr kommen immer noch Autos entgegen. Ich schätzte, dass er die mal abwarten würde. Beginne aber trotzdem, mal aus dem Radstreifen auf die Strasse hinauszufahren.
Als er mit seiner StrassenĂĽberquerung beginnt, ist es zu spät um noch mehr auszuweichen. Ich schreie irgendwas. Höre ihn nur noch zurĂĽckschreihen: “Lässt mich hier denn keiner rĂĽber”. Ja, leider Nein. Nicht ohne Handzeichen, schon gar nicht ohne irgendwelche weiteren Hilfen wie Einspurstrecken oder Fussgängerstreifen, kaum im Feierabendverkehr und schon gar nicht in einem einzigen Zug von ganz rechts auf der Strasse nach ganz links, ohne dass dort nicht mindestens eine Einfahrt oder Quartierstrasse ersichtlich ist. Da muss er sich etwas Besseres einfallen lassen. Warum nicht einfach die FussgängerunterfĂĽhrung, vielleicht 100 Meter rĂĽckwärts, benĂĽtzen?
Zum GlĂĽck ist nicht jede Fahrt so erlebnisreich.
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