Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

Swiss Border Ride 2006; 3. Baulmes – Thonon-les-Bains

Der dritte Tag. Schon zur Zeit der Kinderschuhe wurde uns eingebleut, dass der dritte Tag der gefährlichste sei. Merkwürdigerweise hält dieses Phänomen noch heute an.

Die Abfahrt nach dem Morgenessen, noch in der Kühle des Morgens, verlief ziemlich harzig. Überall steile Rampen, aber dafür wenigstens noch grosszügige Schatten vom Wald. Mein GPS veranlasste mich zuerst zu einer Rundfahrt durch das Dorf Baulmes. War eigentlich keine schlechte Idee. Doch anschliessend kamen wir über Feldwege (zwar alle geteert oder wenigstens betoniert), bis ich mich dann doch an Hand der Karte orientierte. Okay einverstanden, ich folge weiterhin dem GPS, durch schöne schattige Wälder, unter irgendeiner Autobahn hindurch, ein schmales Tal hinauf. Aber dann wollte das Ding plötzlich wieder hinunter. Über Feldwege und Kuhgitter, allerdings keine Fahrverbote. Vor dem elektrischen Weidzaun wurde es mir dann doch zu blöd und ich schaltete die automatische Navigation aus. Dies war etwa auf halbem Weg zwischen Baulmes und Vallorbe, so um Kilometer 20 herum.

Dafür handelte ich mir einen Pass mit einer Rampe von teilweise über 15% ein. Orzières hat er geheissen. Zuoberst gibt es eine Jurapark mit Bisons (aus Holz) und Wigwam-Zelten wie man sie vielleicht noch von Karl May kennt. Das war der erfreuliche Teil an dieser Routenänderung.

Von da ging es dann ein wenig den Hügel hinunter in das Vallée de joux. Ein liebliches Tal auf etwa 1000 Metern Höhe, mit einem vielleicht 10 Kilometer langen See. Die Kornfelder von gestern waren verschwunden, hier oben betreibt man anscheinend nur noch Graswirtschaft. Über all der Duft von frisch geschnittenem Gras.

Nach Le Brassus, wieder einmal GrenzĂĽbergang nach Frankreich. Das stetige Auf und Ab auf der Strasse hinderte an einem schnellen Vorwärtskommen. Dazu schien heute die Sonne besonders heiss (schien mir). Jedenfalls war der Teer, oder wenigstens die aufgeklebten Teerflicken an mehreren Stellen beinahe flĂĽssig. In Cure (Mittagessen) entscheide ich mich deshalb, noch den Col de la Grivine zu nehmen und anschliessend direkt bei Nyon an den Genfersee “abzutauchen”. Ich nehme also Genf innenherum, statt wie geplant aussenherum. Mit dem GPS geht das ja ganz einfach. Neue Destination suchen, GOTO NYON, Neu berechnen, Kontrollblick und Abfahrt.

So vernichte ich innert kürzester Zeit etwa 800 Höhenmeter. Die Abfahrt war toll, breite Strasse, fast kein Verkehr. Als ich trotzdem mehrere Lastwagen hinter mir auf der kurvigen Strecke wahrnehme, gehe ich mit meinem Anhänger schön artig beim nächsten Parkplatz raus. Das gibt auch Gelegenheit wieder etwas Flüssigkeit aufzunehmen, denn die Abfahrt mit dem Anhänger geht bei weitem nicht so zügig wie sonst mit dem Renner. Bei zackigem Kurvenliegen beginnt die Sache zu schwanken, also immer schön vorausschauend fahren und nur sachte Bewegungen, auch am Lenker. Da liegt dann halt einhändig Fahren und mit der anderen Hand am Bidon herumfummeln nicht mehr drin.

Die Strecke Nyon – Genf tat meinen Beinen richtig gut. Endlich wieder einmal so richtig pedalieren. Leichte Bise (von hinten), fast ausschliesslich Velowege, fast nur flaches Gelände, reichte doch fĂĽr einen guten dreissiger während einer guten Stunde. Auch das GPS schien es zu geniessen, suchte die Velowege aus, lenkte mich ĂĽber jeden Kreisel und schön durch Genf hindurch. Alles kein Problem.

In Genf selbstverständlich ein Foto vom “jet d’eau”, einen Versuch an irgend einer Beiz ein GlacĂ© zu bekommen und trotzdem mein Velo im Auge zu behalten schlug leider fehl. So machte ich mich dann Richtung Thonon weiter auf den Weg.

Die Bise wurde jetzt plötzlich zum Gegner. Der flotte 30er sank zu einem mĂĽden 20er zusammen. Das stetige Auf und Ab wurde zur Qual. Doch plötzlich, es war um Kilometer 120, als ob ich geschoben wĂĽrde, sandte die Gewitterwand hinter mir ihren Vorläufer-Wind. Schnell die Kette auf die grosse Scheibe und durchtreten was das Zeug hielt. Etwa 10 Kilometer, sage und schreibe zwischen 30 – 35 Tempo, bis auch ich im Feierabendverkehr rund um Thonon stecken blieb.

Das Hotel hier ist völlig ausgebucht. Nous avons seulement le tout petite chambre, hat sie an der Reception gesagt. Das macht aber nichts, alles ist da, sogar ein Wireless-Anschluss. Noch Wünsche? Das Velo schläft heute Abend in der Garage, Box Nummer 6, zusammen mit etwa 6 anderen Velos.


 

Details zur heutigen Fahrt
schönster Sonnenschein Vormittag
Rennrad und Monoporter
Nachmittag einzelne WolkenWetter
  140 Kilometer
55.9 KM Maximale Geschwindigkeit
1489 Höhenmeter
6:47 Fahrzeit
20.7 KM/h Durchschnitt
GPS-Aufzeichnung der Strecke GPS-Aufzeichnung der Strecke (gelb), Violett geplant
GPS-Profil der Strecke GPS-Profil der Strecke
image Aktueller Stand der Kilometer in der Saison 2006
image Aktueller Stand der Höhenmeter in der Saison 2006
 
     
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Autor: Urs

Würde mich eher als Tourenfahrer bezeichnen. Radfahren war schon in der Jugendzeit meine Leidenschaft. Doch auch dann schon eher für lange Ausflüge. Mit der Zeit gesellten sich die Fotographie dazu und teilweise beruflich bedingt auch das Interesse an IT, an Software. Damit war der Grundstein für dieses Weblog gelegt. Seit dem Jahre 2004 schreibe ich hier ziemlich regelmässig über meine Fahrten.

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