Zum Beispiel wie sich ein Tram, oder ein Wagen des Nahverkehrszuges fĂĽllt?
Im Tram sind grundsätzlich drei Reihen Sitzplätze eingebaut. Auf der einen Seite eine Reihe auf der anderen Seite eine Doppelreihe. Sicher ist, dass in der Doppelreihe in jeder Reihe zuerst eine Person sitzt, bevor sich eine zweite daneben setzt. Es kommt also praktisch nie vor, dass eine Doppelreihe doppelt belegt wird, solange noch eine freie Reihe oder sogar noch ein freier Sitzplatz in der Einerreihe zu haben ist. Vorher werden noch Sitzplätze belegt die quer, oder gar gegen die Fahrtrichtung montiert sind. Relativ früh, werden Stehplätze bezogen. Ausgenommen sind natürlich Situationen, in denen Gruppen oder Paare unterwegs sind.
Bei den NahverkehrszĂĽgen wird das GefĂĽhl des “vollen Wagens” noch extremer ausgelebt. In der Regel sind im Zug zwei Reihen Viererabteile montiert. Einzelne Wagen weisen teilweise eine Art Flugzeugbestuhlung auf. Das sind die, bei denen Mann/Frau während des sich hinsetzens praktisch gezwungen wird in die KopfstĂĽtze des Vordersitzes beissen zu mĂĽssen.
Ein solcher Wagen, ob mit oder ohne Flugzeugbestuhlung, wird von den Passagieren grundsätzlich als vollständig gefüllt empfunden, wenn in jedem Viererabteil, oder bei der Flugzeugbestuhlung auf jedem Doppelsitz, schon jemand sitzt. Man flüchtet in den nächsten Wagen. Je nach Bahnhof kann sich das lohnen und man hat dann weit vorne, oder bezogen zum Perron: weit weg von Treppen und Kiosken, auch die Chance, Königin oder König eines Viererabteils zu werden, und damit auch die Möglichkeit, Mantel, Gepäck und Füsse über drei weitere Sitzgelegenheiten zu verstreuen.
Manchmal kann man natĂĽrlich Pech haben, da schon alle in diese vermeintlich ruhigen Ecken geflohen sind. So wie zum Beispiel heute. Ich mache da keine Ausnahme und gehe bei “belegtem” Wagen auch in den nächsten Wagen. Ich gehe sogar an leeren Plätzen vorbei, wenn es im Wagen allzusehr nach Currywurst, Bier, Pizza, scharfem Chicken-Curry, Bratwurst und anderen Gelegenheits-Nachtessen schmeckt. Aber irgendeinmal kommt die Lok oder der letzte Wagen und die Wanderung ist aus. Schluss. Absitzen.
Pech, wenn dann gerade in diesem Wagen eine kleine Geburtstagsparty zu laufen beginnt, ein eher alter, griesgrämiger Passagier, jedenfalls mindestens eine Generation älter als die pendelnde, arbeitende Bevölkerung, der vermutlich schon schlafend in den Bahnhof eingefahren ist, irgend etwas über Jugend, Krachbrüder, Saufbolde und dergleichen Kraftausdrücke von sich gibt und so seinen stimmungsvollen Beitrag an die Party liefert.
Aber nach 24 Minuten ist das Schauspiel fĂĽr mich wenigstens so oder so vorbei, und ich musste die “unterhaltsame” Gesellschaft alleine weiterziehen lassen.