Auch früher schon, erklang im Wartezimmer, im Einkaufshaus, beim Zahnarzt eine Dauerberieselung ab Radio oder vielleicht auch ab anderen Musikkonserven irgendwelcher Art. Irgendwie haben wir uns an das Akustik-Signal von Bayern 3 vor und nach den Meldungen über Staus und Geisterfahrer jedenfalls gewöhnt.
Im Zeitalter fortschreitender Modernisierung werden wir uns wohl auch an den dauernd laufenden TV-Apparat an der Wand oder der Decke gewöhnen können. Sei es in der Warteschlange bei der Post, oder im Wartezimmer beim Zahnarzt: man gewöhnt sich langsam an Allpräsenz von CNN und n-tv, den endlos scheinenden Werbesendungen von Home-Shopping (man weiss dort nie genau, ob die Platte einen Sprung hat, oder ob die endlosen Wiederholungen tatsächlich Absicht sind) und den “wahnsinnig” interessanten Rätselspielen, meist präsentiert von “wahnsinng” witzigen Präsentatoren (oder sind es Animatoren?) und zu lösen meist online und via Telefonanruf auf eine “wahnsinnig” teure Nummer.
Wenn das Ganze nun aber sogar noch seinen Einzug in die oberste Ecke des Zimmers beim behandelnden Zahnarzt findet, dann hat man einfach Pech, wenn der Zahnarzt am Oberkiefer herumbohrt und flickt. Denn dann liegt der Kopf in einer so ungünstigen Lage, dass man zwar die interessanten (und falschen) Gesangseinlagen von irgendwelchen Möchtegernstars beim Casting zwar hört, aber unmöglich sehen kann.
Hingegen hat dann der Zahnarzt, wenn das Loch gebohrt ist und die Füllung eingefüllt ist, während dem er mit der einen Hand die Wärmelampe zur Härtung der Füllung hält, Gelegenheit, mit der anderen Hand einen anderen Sender am TV zu wählen.
DAS ist DER Komfort am Arbeitsplatz.