Bei einem strahlend blauen Himmel verliess ich heute morgen den Bahnhof von Flüelen und machte mich in Richtung Altdorf davon. Ab dort fuhr ich das Schächental hinauf bis auf den Klausenpass. Auf meiner heutigen Wunschliste stand aber noch ein zweiter Pass.
Chronologie der heutigen Fahrt
In den letzten Tagen konnte auf Grund der Wetterberichte erwartet werden, dass der Samstag nochmals ein eher sommerlicher Tag werden könnte. Und siehe da. Samstag-Morgen, halb sechs Uhr und keine einzige Wolke am Himmel. So wollte ich denn die schon lange bereitliegende Idee zur Eroberung von weiteren Schweizerpässen umsetzen.
- 08:16 Uhr Der Schnellzug kommt in FlĂĽelen an. Ich ziehe mich um, beziehungsweise ab, denn ich bin ĂĽberrascht, wie warm es bereits jetzt schon ist, Bidons fĂĽllen und ab geht es in Richtung Altdorf
- 09:15 Uhr Bereits sind die ersten Höhenmeter des Klausenpasses genommen. Ich befinde mich in Bürglen. Die Sonne ist erst knapp über den Bergen erschienen und es ist deshalb noch angenehm kühl.
- 10:00 Uhr In Unterschächen. Die kurze Abfahrt ist schon vorbei und ich befinde mich sozusagen im zweiten Anlauf auf den Klausen. Auch der Klausenpass scheint ja nicht nur bei den Motorradfahrern ein beliebter Ausflugsort zu sein. Es kommen mir bereits auch die ersten Rennräder entgegen. Auch vor mir sind nun Rennvelofahrer und Mountainbiker ins Blickfeld gerutscht.
- 10:30 Uhr Fototermin, nur wenige Höhenmeter unter der Passhöhe. Vor allem das Scherhorn muss in die Kamera. Weiss und mächtig steht es da.
- 11:00 Uhr Geschafft, die Passhöhe ist erreicht. Es gelingt mir nicht, die Passtafel alleine für meinen Fotoapparat zu erwischen. Offensichtlich ist das Fotographieren von Passtafeln auch bei den Töfffahrern ein beliebtes Hobby. Kurzer Imbiss und etwas Trinksame vom Kiosk.
- 11:30 Uhr Die Abfahrt auf der Glarnerseite kann ich bei diesem schönen Wetter sogar ohne Thermohose oder anderer Utensilien beginnen. Das Thermometer zeigt immerhin 22 Grad. Später dann im Urnerboden weht allerdings ein stark kühlender Gegenwind. In der unteren Hälfte, also nach dem Urnerboden wurde in den letzten Jahren an der Strasse kräftig gebaut und saniert. Sogar für Rennräder liegen da nun ganz anständige Tempi drin. Aber aufgepasst: die letzten paar Kehren vor Linthal sind immer noch mit Kopfsteinpflaster ausgelegt (warum eigentlich?)
- 12:30 Uhr Nach dem ich endlich die Abzweigung auf den Pragelpass in Glarus gefunden habe, bin ich schon ein kleines Stück unterwegs. Die Mittagssonne brennt nun mittlerweile bei knapp 30 Grad auf die Strasse. Der kühlende Gegenwind ist hier nicht mehr zu spüren. Langsam dämmert mir, dass der Pragelpass wirklich ein Krampf sein könnte. Auf meinem Cyclomaster werden von Beginn weg Steigungen von 10 und mehr Prozenten angezeigt. Einzelne kurze Abschnitte sind dann allerdings fast waagrecht.
- irgendwann kurz vor 14:00 Uhr bin ich am Klöntalersee angekommen. Der See liegt hier wunderbar eingebettet zwischen Tannenwäldern und sieht heute merkwürdig weisslich aus. Ein paar Männer spielen auf einem Parkplatz Alphorn. Einen Moment lang möchte ich am liebsten den Renner bei Seite legen und ein kühles Bad nehmen.
- Kurz nach dem Klöntalersee, habe schon wieder ein paar Höhenmeter bewältigt, rumpelt und donnert es hinter mir. Ein Gewitter? Nein: ein Bergsturz. Keine Ahnung wie viel Gestein da in die Tiefe donnert. Das Getöse und die Staubwolke jedoch sind imposant.
- 15:15 Uhr Völlig ausgebrannt und mit den letzten Tropfen Wasser in meinen Bidons und mit schmerzenden Beinen komme ich auf der Passhöhe an. Es war wirklich ein saumässiger Krampf. Immer wieder Steigungen von weit über 10 Prozent. Zudem eine glühende Hitze. Das Thermometer zeigte manchmal 32 Grad an.
- 15:30 Uhr Die Passhöhe des Pragelpasses gleicht einem riesigen Wellblech. Ein dauerndes Auf und Nieder. Keine richtige Passtafel. Aber landschaftlich ist er sehr reizvoll. Mit seiner relativ geringen Höhe von nur gerade 1550 Meter ist er ja noch längst unter der Baumgrenze. Die vielen Tannen und der teils lockere Baumbestand lässt Ferienerinnerungen an den Südschwarzwald aufkommen. Die Abfahrt ins Tal der Muota ist höllisch steil, die Strasse aber recht gut. Wegen der vielen Kurven, kaum ein Meter freie Fahrt, also Bremsen als Dauerzustand. Wegen des dauernden Schattenspiels in den Wäldern übersehe ich dann allerdings doch noch ein Schlagloch. Ich bin richtig froh, dass ich hier hinunter fahren kann und den Pragelpass von der Glarnerseite her besiegt habe.
- 16:20 Uhr In Schwyz angekommen, entschliesse ich mich fĂĽr die Heimfahrt mit dem Zug.