Andere mögen diese Fahrt als Rennen gestalten, für mich war es eine Dreipässe-Fahrt im Vorfeld der nahen Pyrenäen-Rundfahrt.
Zusammen mit einem Kollegen aus dem Euroride 2004, machten wir uns heute Morgen trotz strömendem Regen auf die Fahrt. Bereits in Göschenen standen unsere Füsse in einer kalten Wasserwanne (Schuhe). Eine Kollegin reichte uns hier grosszügig Bananen und Ballistos für den Aufstieg auf den Susten.
Im Zentrum von Wassen zweigt die Strasse ins Meiental ab. Anfänglich ein paar Spitzkehren und Tunnels durch den schmalen und steilen Taleingang, doch schon nach wenigen Kilometern und einer langen Gallerie, öffnet sich das Tal. Glücklicherweise hörte der Regen im Meiental dann bald auf, aber die Aussicht blieb uns wegen des Nebels doch verwehrt. Bei 1400 Meter über Meer ist dann mit der Aussicht fürs erste wieder ganz fertig, da wir eine Nebelbank mit dem üblichen Nieselregen durchstossen. Die Strasse ist gut ausgebaut. Der mittlere Teil der Strecke zum Susten allerdings ist eher langweilig zu fahren. Keine Kurven, kilometerlange und gleichbleibende Steigung. Erst ab dem Parkplatz zur Wanderung auf die Sustlihütte, wird es wieder etwas interessanter. Die Nebelbank haben wir durchstossen, und geniessen nun einen Moment lang eine schöne Aussicht auf das ganze Meiental (bis zur nächsten Nebelbank hinunter). Noch ein paar Spitzkehren und vor uns steht unerwartet rasch das Portal des Tunnels.
Auf dem Susten bei vielleicht noch 8 Grad, leichtem Regen, praktisch keiner Aussicht und kaltem Wind, hielten wir uns nur ganz kurz auf und fuhren dann rasant durch das Gadmental nach Innertkirchen hinunter. Die Abfahrt hat ein paar kritische Stellen durch dunkle, unbeleuchtete Tunnels, in denen man nie ganz sicher über die Qualität der Fahrbahn ist. Manche Flickstellen und die Nässe in den Tunnels machen auf die Dauer unsicher. Landschaftlich ist die Strassenführung allerdings sehr schön angelegt. Steilen und engen Felspartien folgen wieder Fahrten durch Tannenwälder und über Weidegelände. Fast unzählige und teils rechte enge Spitzkehren im oberen Teil. Ab Gadmen wird dann die Strassenführung etwas ruhiger. Flache, schnelle Stücke wechseln ab mit langgezogenen Kurven bis fast nach Innertkirchen hinunter. Am heutigen Tag hält sich auch der Verkehr in engen Grenzen. Ausser ein paar Motorrädern und einem bisschen Lokalverkehr sind wohl nur die Begleitfahrzeuge der Velofahrer unterwegs.
Auch in Innertkirchen wurden wir von einer weiteren Kollegin grosszügig mit zusätzlichen Bananen und Schokolade versorgt. Wir wechseln ein paar Worte, ziehen die wärmenden Kleider ab, da sich am Himmel tatsächlich erste Anzeichen von Sonne und Wärme ankünden.
Während der Auffahrt auf den Grimsel, genehmigten wir uns in Guttannen ein kurzes Mittagessen. Zeitweise schien sogar die Sonne, aber ab dem zweiten Stausee fuhren wir im dichten Nebel. Die Strasse ist durchgehend gut ausgebaut. Vielleicht auch deshalb, herrscht heute ein reger Betrieb. Unzählige Motorräder die sich gegenseitig den Grimsel hinaufzujagen scheinen, dazwischen Sportwagen mit den gleichen Absichten. Da stehen dann eigentlich nur noch die vielen Autos der bergungewohnten Touristen im Weg, um ein eigentliches Passrennen abhalten zu können. Ausser einer ersten steilen Passage kurz vor der ersten Staumauer, ein angenehmer Pass auch mit landschaftlich recht reizvoller Strassenführung, wenn nur nicht so viel Verkehr herrschen würde. Vom unteren Stausee geht es dann ein Stück flach weiter und schon bald erkennt man die zweite Staumauer. In unserem Falle, heute Nachmittag, hängt darüber eine dicke Nebelwand. Auf dem Pass angekommen, es ist nasskalt, windig, Sicht beinahe null, schnell etwas überziehen, eine weitere Banane verschlingen und weg auf die Abfahrt nach Gletsch.
Nach wenigen Spitzkehren und nur gerade 6 Kilometer Fahrt für die etwa 400 Meter Höhendifferenz kommen wir bereits in Gletsch an. Die lang ersehnte Sonne will uns hier, zusammen mit einem angenehm warmen Lüftchen aus dem Wallis etwas aufwärmen. Dazu im Hintergrund das Zischen und Fauchen einer der Dampfloks der Dampfbahn Furka-Bergstrecke. Alles in Allem, ideale Verhältnisse für den dritten Pass, die Furka.
Die Auffahrt auf die Furka erfolgt auf einer sehr schön ausgebauten und nicht allzusteilen Strasse. Anfänglich ein paar Spitzkehren, die einen Blick hinunter ins Wallis zulassen. Dank dem aufsteigenden Wind werden wir dann regelrecht in das Rhonetal und damit auf die Furka gestossen. Nichts destotrotz fahre ich in der fĂĽr heute letzten Steilrampe, unterhalb des Hotels BelvĂ©dère in eine Krise hinein. Bananen, Schokoriegel, Sponsors “Blutorange” und normales Wasser helfen ĂĽber das Gröbste hinweg. Ansonsten keine besondere Herausforderung. GlĂĽcklicherweise auch kaum Verkehr ausser den ĂĽblichen Motorrädern. Die Passhöhe ĂĽberqueren wir dicht unterhalb der Nebeldecke.
In der Abfahrt bis Andermatt weht uns allerdings einmal mehr ein eisig kalter Wind entgegen. Die Strasse auf der Urnerseite ist eher schmal, nicht so gut ausgebaut und hat im oberen Teil ziemlich viele Flickstellen. Die Strassenführung lässt aber immer wieder wunderbare Blicke auf das Urserental und die Dampfbahnstrecke zu.
Kurz nach sechs Uhr ist fĂĽr mich mein erstes und letztes(?) Alpenbrevet bereits Geschichte.
Details zur heutigen Fahrt:
122.02KM
60.3 KM Maximale Geschwindigkeit
3474 Höhenmeter
8:13 Fahrzeit
14.8 KM/h Durchschnitt
7 Grad Tiefste Temperatur 1 Meter ĂĽber der Strasse
17% Steilste Steigung