An einem kalten und regnerischen Abend, genau genommen am letzten Dienstag (stürmischer Wind, Temperatur knapp wärmer als Schneefall) begaben wir uns auf einen Betriebsausflug. Er führte uns durch den Kreis 5, Aussersihl, Zürich West. Für die meisten von uns Pendlern zwischen Arbeitsplatz und Wohnort eine fast unbekannte Gegend. |
Wir starteten unseren Rundgang auf dem Dammweg, unter kundiger Führung einer von Züri-Tourismus vermittelten Dame, mitten auf der Brücke über die Limmat im unteren Letten. Wir erfuhren an diesem Abend sehr viel Geschichtliches über die Entstehung von Aussersihl, die Industrialisierung, über viele der damit zusammenhängenden Probleme und Finanznöte. Aber wir konnten auch auf sehr eindrückliche Art und Weise beinahe miterleben, wie aus den ehemaligen Industriebauten von Escher Wyss, von Löwenbräu, von Steinfels und einigen Weiteren, in der Zwischenzeit ein eigener Wohn- und Baustil entstanden ist.
Irgendwie ein merkwürdiges Gefühl, wenn in einer ehemaligen Schiffbauhalle ein richtiges, schönes Restaurant eingebaut ist, oder wenn in der Giesserei das Opernhaus einen Ort gefunden hat, wo im Massstab 1:1 spätere Opernvorstellungen geübt werden können, oder wenn rund um eine riesige Halle, ähnlich einer Stadtmitte, viele grosse und kleine Geschäfte geöffnet haben.
Manchmal beschlich mich das Gefühl, als ob hier reine Platzverschwendung betrieben werde, manchmal hatte ich das Gefühl in einem riesengrossen Museum alter Industrialisierung zu stehen, aber fast immer hatte ich auch das Gefühl, dass hier mit viel Phantasie, Baukunst und sinnvolle Architektur auf Gegebenheiten Rücksicht genommen wird, die tatsächlich erhaltenswert sind.
Erfahren durften wir auch einige kleine Ăśberraschungen, wie zum Beispiel der Grossverteiler fĂĽr Singels, oder das Kaffee als eine Art Bibliothek oder das Restaurant mit dem klingenden Namen “Les Halles”, so eine Art Gemisch zwischen Marktplatz, Restaurant, Pub und Garage in einem.
Jedenfalls ein sehenswerter und vor allem auch erlebenswerter Ecken von ZĂĽrich.