Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

4. Etappe: St. Girons – Luchon Bagneres

Das Wetter bessert sich wieder deutlich. Es ist zwar immer noch kalt, aber die Wolken hängen weit höher als in den vergangenen Tagen und sehen auch nicht mehr so bedrohlich schwarz aus. Bei unserer Abfahrt heute morgen machten wir uns berechtigte Hoffnungen, die geplanten drei Pässe Portet d’Aspet, Mentö und Portillon, mindestens regenfrei abfahren zu können.

Nachtrag zu gestern: In St. Girons ist als hauptsächliche Industrie die Verarbeitung von Holz für die Papierindustrie beheimatet. In früheren Jahren wurde in St. Girons sogar nach Gold geschürft.

Am frĂĽhen Morgen, es war noch dunkel, lachte heute sogar ein fast kugelrunder Vollmond auf mein Bett herunter. Ich freute mich schon auf einen wolkenlosen Himmel. Doch leider in Richtung unserer Pyrenäen, unserem ersten Pass von heute, dem Portet d’Aspet, war der Himmel weiterhin bewölkt. Nicht mehr so grau und tiefhängend wie in den letzten Tagen, aber mit Sonne konnte vorerst nicht gerechnet werden. Unsere Abfahrt nach neun Uhr erfolgte denn auch eher fröstelnd und in wärmende Kleider gehĂĽllt, zumal die ersten gut 20 Kilometer bis St. Lary ohnehin als flaches StĂĽck angekĂĽndet wurden. In St. Lary konnten wir unsere wärmenden Kleider den Begleitfahrzeugen ĂĽbergeben, schnell eine Banane futtern und die restlichen sechs Kilometer auf den Portet d’Aspet unter die Räder nehmen. Die Strasse windet sich in ein paar wenigen grossen Spitzkehren in die Höhe, nach vielleicht vier oder fĂĽnf Kilometern ist die Passhöhe bereits erreicht. Die Strasse ist ziemlich gut und vor allem bemalt mit allen grossen Namen aus der letzten Tour de France. Auf der Passhöhe machen wir einen kurzen Halt und sausen dann hinunter bis zum Denkmal des verunfallten Fabio Casertelli. Gleich anschliessend kommt dann die Abzweigung zum MentĂ©.

Auch diese Passstrasse ist gut ausgebaut und weist im oberen Teil fast endlos viele Spitzkehren auf, bis sie dann in einer langgezogenen Geraden durch den Wald auf der Passhöhe ankommt. Auch hier wieder: über weite Strecken einen sehr guten Belag überall die Namen der Grössen aus der Tour de France. Die Abfahrt vom Menté im oberen Teil in Richtung St. Beat hat einen neuen Belag erhalten und lässt sehr hohe Tempi zu. Einige Spitzkehren und ab und zu ein paar abgebrochene Steine aus der Felswand erfordern allerdings immer die nötige Vorsicht.

In St. Beat machen wir Mittagshalt, Verpflegung in einem kleinen Restaurant am Fluss Garonne. Anschliessend fahren wir das Tal hinauf, ĂĽber die Landesgrenze nach Spanien, anschliessend bis nach Bossost und zweigen dort nach dem Portillon ab.

Der Portillon hat auch eine gut ausgebaute Strasse, ein paar Spitzkehren und ist etwa acht Kilometer lang. Auffällig ist, dass selbst in den Spitzkehren keine Erholung möglich ist. Diese sind nämlich im Gegensatz zu anderen Pässen noch fast steiler angelegt als die Zwischenstücke. Auf der Passhöhe wieder ein Landeswechsel, zurück nach Frankreich. Die Abfahrt kann auch hier in rasantem Tempo bis vor unser Hotel in Luchon Bagneres erfolgen. Wir beenden diese Etappe ohne Regen, aber auch nur mit ein paar vereinzelten Sonnenstrahlen beim Aufstieg auf den Portillon.

Zu den Strassen: Grundsätzlich scheinen die Strassen ĂĽber weite Strecken gut ausgebaut, wenn teilweise auch mit einem etwas rauhen Belag versehen, zu sein. Ăśberquert man die Pyrenäen wie in unserem Fall von Ost nach West und von Nord nach SĂĽd, so hat man oftmals den etwas einfacheren Teil einer etwas flacheren Anfahrt (immerhin oftmals auch bis 12%), kommt dann aber in den Abfahrten in den Genuss von bis 20 und mehr Prozent. Eigentlich verwunderlich, dass wir hier nicht noch höhere Maximaltempi erreichen. Sicher bremsen die Spitzkehren und die paar losen Geröllsteine. Sehr häufig fĂĽhren die Strassen auch durch WaldstĂĽcke und nach den letzten Regentagen liegt auch Holz und Schwemmmaterial auf der Strasse. Vielleicht fehlt aber an manchen Stellen auch der Mut um wirklich “bremsschonend” (ohne zu Bremsen) ins Tal zu sausen. Verkehr ĂĽber die Pässe gibt es fast keinen auf den von uns gewählten Strassen, ausser auf einzelnen “ĂśberfĂĽhrungsstrecken” zwischen grösseren Städten.

Die Landschaft: wir befinden uns wieder ganz nahe an den Alpen. Ausser Milchwirtschaft und Thermalbädern dĂĽrfte hier wohl kaum viel mehr angeboten werden. Jedenfalls habe ich mehrere Schilder und Hinweistafeln zum Verkauf von Eiern, Brot, GemĂĽse, Milchprodukte und Käse gesehen. In unserem Etappenort Luchon Bagneres scheint es auch Thermalbäder zu haben, jedenfalls gibt es mehr als ein Gebäude mit dem Zusatz “Thermes” im Namen.

Details zur heutigen Fahrt:
96.83 KM
62.0 KM Maximale Geschwindigkeit
2300 Höhenmeter
5:01 Fahrzeit
19.2 KM/h Durchschnitt
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Autor: Urs

Würde mich eher als Tourenfahrer bezeichnen. Radfahren war schon in der Jugendzeit meine Leidenschaft. Doch auch dann schon eher für lange Ausflüge. Mit der Zeit gesellten sich die Fotographie dazu und teilweise beruflich bedingt auch das Interesse an IT, an Software. Damit war der Grundstein für dieses Weblog gelegt. Seit dem Jahre 2004 schreibe ich hier ziemlich regelmässig über meine Fahrten.

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