Am Morgen konnten wir bei 16 Grad und leichter Bewölkung starten. Den ersten Pass bewältigten wir bei Sonnenschein. Doch dann entschied sich Petrus doch für das Regenwetter.
Nach dem Morgenessen, etwa um neun Uhr, machten wir uns auf die Fahrt über den Peyresourde. Die Sonne schien und die Temperatur an der Anzeige der nahen Apotheke zeigte immerhin 16 Grad an. Schon nach wenigen Hundert Metern vom Hotel begann der Anstieg. Anfänglich treppenartig, dann eine lange Gerade bis weit in das Tal hinauf und zum Schluss noch ein paar Spitzkehren. Während der ganzen Zeit schien tatsächlich die Sonne. Der Pass selber ist unter der Waldgrenze auf 1569 Meter über Meer. Die Strasse ist sowohl bei der Auffahrt als auch bei der Abfahrt nach Arreau ziemlich schmal aber weist einen sehr guten Belag auf. Da wir uns hier in den von der Tour de France sehr geschichtsträchtigen Pässen befinden, weiss unser Chef, Beat Gfeller, sicherlich für jeden Pass und viele Teilstrecken, die eine oder andere Geschichte zu erzählen.
Nach dem Erreichen von Arreau machen wir uns sofort an die Eroberung des Aspin. Der Himmel hat sich nun leider wieder deutlich verdunkelt, Nebel hängt in den Wäldern und die Sonne hat sich wieder verabschiedet. Die Passstrasse führt anfänglich ziemlich flach ins Tal hinein, steigt dann aber äusserst regelmässig bis auf die Passhöhe von 1489 Meter an. Zum ersten Mal in den Pyrenäen entdecke ich hier die Hinweisschilder, insbesondere für Radfahrer. Alle Kilometer wird angegeben, wieviele Kilometer noch bis zur Passhöhe fehlen und welche Steigung auf dem nächsten Kilometer durchschnittlich zu erwarten ist. Kurz unterhalb der Passhöhe, beginnt es aus dem Nebel zu regnen. Den Pass selber können wir noch knapp unterhalb der Nebeldecke überqueren. Auf dem Pass das übliche Spiel: Regenschutz anziehen, Banane futtern, vielleicht noch eine Foto schiessen und dann die Abfahrt. Während der Abfahrt beginnt es dann richtig zu regnen, also mit kaltfeuchten Fingern, die kaum mehr die Bremshebel spüren, dauernd leicht an der Bremse ziehen, damit sie dann auch ihre Wirkung entfaltet, wenn sie gebraucht wird. So erreichen wir Ste. Marie de campan, unsere Abzweigung nach dem Tourmalet.
Da kaum Hoffnung auf eine Wetterbesserung besteht, beginne ich sofort mit dem Aufstieg. Auch hier führt die Strasse zuerst ein paar Kilometer relativ flach ins Tal hinein, bevor dann die Steigungen beginnen. Wegen des teils heftigen Regens fällt der Velocomputer aus. Zwei oder dreimal bringe ich das Ding noch in Gang, doch dann lasse ich es sein. Auch am Tourmalet stehen die hilfreichen Tafeln mit den Kilometerangaben bis zur Passhöhe und die durchschnittliche Steigung auf dem nächsten Kilometer. Ehrlicherweise muss ich allerdings sagen, dass ich den Unterschied zwischen 7.5% und 9.5% eigentlich gar nicht mehr spüre. In diesem Regen zählt nur noch das Ziel des oben Ankommens. Ein paar einzelne Sonnenstrahlen wirken schon fast störend, da sich jetzt auf meiner Brille und unter dem Regenschutz nur noch zusätzliches Kondenswasser bildet. Doch in der Skistation La Mongie, vier Kilometer vor der Passhöhe, reisst der Himmel auf, die Sonne scheint, die Strasse dampft. Ich traue der Sache nicht richtig und futtere zuerst einmal einen Power-Riegel bevor ich mich der Regensachen entledige. Werde doch noch bevor ich den Riegel fertig gegessen habe, regnet es bereits wieder drauf. Die letzten drei Kilometer lege ich auch an diesem Pass in Regen und Nebel zurück. Mit dem Tourmalet auf 2114 Meter über Meer, erreichen wir auch den höchsten Punkt unserer Pyrenäen-Rundfahrt.
Im Restaurant, auf der Passhöhe, versuchen wir etwas Warmes zu bekommen und ziehen uns trockene Kleider an. Ich versuche noch eine Foto vom Radfahrer-Denkmal auf der Passhöhe zu schiessen. Anschliessend fahren wir in dichtem Nebel und anfänglich fast nur im Schritttempo hinunter nach Luz St. Saveur, unserem nächsten Etappenort. Irgendwo unterwegs noch ein letzter heftiger Regenguss und wir kommen klatschnass in unserem Hotel an.
Zu meinem Zustand: Mit der heutigen Königsetappe, haben wir auch die grösste Leistung an Höhenmetern vollbracht. Nicht dass die Tour jetzt fertig wäre, oder wesentlich gemütlicher würde, aber ich bin mit meiner fahrerischen Leistung bis hierher durchwegs zufrieden, habe jedenfalls keine körperlichen Leiden weder in den Knien, noch am Gesäss noch sonstwo zu erdulden. Zeitweise habe ich sogar Zweifel daran, ob ich tatsächlich nur ein Schönwetterfahrer sei, denn so schlimm ist das mit dem Regen und der Kälte auch nicht. Ich scheine es irgendwie wegstecken zu können.
Morgen haben wir so eine Art Ruhetag: es warten lediglich 64 KM und nur 1700 Höhenmeter auf uns.
Details zur heutigen Fahrt:
95 KM
keine Angaben möglich, da Velocomputer wegen Wasserschaden ausgeschieden ist Maximale Geschwindigkeit
2900 Höhenmeter
keine Angaben möglich, da Velocomputer wegen Wasserschaden ausgeschieden ist Fahrzeit
keine Angaben möglich, da Velocomputer wegen Wasserschaden ausgeschieden ist KM/h Durchschnitt
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