Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

Kirchen und Entstehung Usedoms

Heute erkunden wir Lieper Winkel, eine weitere Halbinsel Usedoms. Dabei machen wir eine Wanderung auf dem Damm gegen das Achterwasser hin, besichtigen ein paar Kirchen, einen Kuchentempel und kommen dort in den Genuss von Kaffee und Kuchen, und erfahren sonst noch einiges ĂĽber Usedom und seine Entstehung.

Die Wetterprognose für den heutigen Tag lässt keine Sonne erwarten. So fahren wir denn im Bus durch einen Regenschauer zu unserer ersten Wanderstrecke. Der Buschauffeur benutzt vorwiegend Klein- und Kleinststrassen. Er klärt uns über die Entstehung und Geographie der Insel auf, führt uns wiederum an schmucken aber auch an baufälligen Häusern und Häuschen vorbei, rumpelt über einige baufällige Strassenabschnitte bis wir an unserem Startort ankommen.

Usedom entstand auf einer Endmoräne der letzten Eiszeit. Die skandinavischen Gletscher liessen hier ihre Steine liegen und wuschen recht schöne Wannen aus dem Boden heraus. Dies könnte erklären, weshalb auf der Insel doch recht viel Gestein herumliegt, aber auch weshalb die Insel einen so welligen Boden aufweist. Der höchste Punkt liegt immerhin 62 Meter ĂĽber dem Meer. Die Insel hat einige grosse SĂĽsswasserseen aufzuweisen. Die Insel weist eine Fläche von 445 KM2 auf und ist nach RĂĽgen die zweitgrösste Insel Deutschlands. Die Insel ist sehr dĂĽnn besiedelt, ca 30’000 (ohne den polnischen Teil) Einwohner, vorwiegend verteilt in kleinen Dörfern mit oftmals weniger als 100 Einwohner. Zur Zeit wandern mehr Einwohner aus als ein. In den Sommermonaten bringt der Tourismus allerdings etwa 1’000’000 (eine Million) Besucher. Die Landwirtschaft ist auf dem absteigenden Ast, die Fischerei ist praktisch bedeutungslos, die Arbeitslosenquote ist mit ĂĽber 20% die Höchste Deutschlands. Ăśber 60% der Beschäftigten sind im Dienstleistungsgewerbe tätig. Der Tourismus ist zumindest der KĂĽste entlang die Haupterwerbsquelle. Kaum ein Privathaus, das nicht auch noch ein Zimmer vermietet. Sämtliche Angebote sind tourismusorientiert. Dies dafĂĽr mit offenbar grossem Erfolg.

Unsere Wanderung führt während knapp zwei Stunden auf einem Damm entlang linksseitig dem Achterwasser und rechts abwechselnd an weidenden Kühen mit ihren Kälbern, lichten Wäldern und vereinzelten Dörfern vorbei. Der Reiseführer beschreibt die Strecke als Oase der Ruhe. Ausser dem Zwitschern von ein paar Vögeln, dem leisen Knistern im, vom Wind bewegten Schilf und dem Brummen eines Traktors in weiter Ferne, herrscht hier fast absolute Stille.

Nach einer kurzen Busfahrt besichtigen wir in Liepe die älteste bezeugte Kirche Usedoms. Der Feld- und Backsteinbau mit frei stehendem Glockenstuhl wurde Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet. Ich habe übrigens festgestellt, dass die Glockenstühle sehr oft direkt neben der Kirche auf den Boden, statt hoch oben in einen Kirchturm, gestellt werden.

Zum Mittagessen werden wir nach Mellenthin gefahren. In einem Wasserschloss befindet sich eine grössere Kuchenbackerei. Das Eintrittsgeld fĂĽr das Schloss wird, sofern man dort einen Kuchen oder eine Waffel kauft, mit der Konsumation verrechnet. Da mĂĽssen wir natĂĽrlich zuschlagen, denn endlich komme ich zu meinem ersehnten “Kaffee und Kuchen”. Ăśbrigens gibt es in diesem Schloss nichts weiteres zu besichtigen, als eben dieses Restaurant. Die ĂĽbrigen Etagen und Gebäude werden zur Zeit saniert. Es dĂĽrfte aber noch ein paar Jahre dauern, bis die Renovationsarbeiten abgeschlossen sind.

Auch Mellenthin hat eine alte Kirche. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert, ist erbaut aus Feldsteinen, hat ein Kreuzgewölbe und Fresken. Die reiche Innenausstattung mit Darstellungen aus verschiedenen Jahrhunderten, ist in der schummrigen Dunkelheit kaum auszumachen. Da gibt sich das Storchenpaar auf dem Haus nebenan deutlich fotogener.

Die letzte besuchte Kirche für heute steht in Benz. Sie wird erstmals 1229 erwähnt, die Innenausstattung stammt aus dem 18./19. Jahrhundert, wurde 1991/92 renoviert. Bemerkenswert ist die gemalte Kassettendecke.

Auf dem Heimweg umwandern wir noch den Wolgast-See. Die ZĂĽrcher in unserer Gruppe sahen sich spontan an den TĂĽrlersee gestellt. Bei der Umwanderung allerdings streiften wir im untersten Teil die grĂĽne Grenze zu Polen.

Erst auf dem Heimweg im Bus, klatschten wieder ein paar Regentropfen an die Scheiben. Auch beim heutigen abendlichen Spaziergang nach dem Nachtessen auf der Seepromenade, zieht zwar ein kühler Wind über die schäumende Ostsee bei gerade mal 7 Grad. Aber es ist (vorerst noch) wieder trocken.

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Autor: Urs

Würde mich eher als Tourenfahrer bezeichnen. Radfahren war schon in der Jugendzeit meine Leidenschaft. Doch auch dann schon eher für lange Ausflüge. Mit der Zeit gesellten sich die Fotographie dazu und teilweise beruflich bedingt auch das Interesse an IT, an Software. Damit war der Grundstein für dieses Weblog gelegt. Seit dem Jahre 2004 schreibe ich hier ziemlich regelmässig über meine Fahrten.

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