Grosse und schöne Erlebnisse, in meinem Fall der Swiss Border Ride 2006, haben es verdient, nach ein paar Tagen nochmals darauf zurückzukommen und mit ein paar abschliessenden Bemerkungen gewürdigt zu werden. Die nachfolgende Aufstellung ist vielleicht trotzdem nicht in ganz allen Punkten sehr objektiv. Im Gegenteil: sie widerspiegelt mein Empfinden in diesem Moment des Erlebens:
Die Planung
- Grösster Planungsfehler:
- Höhenmeter UND Kilometer UND Kilogramme waren zu viel für diese kurze Zeit der Fahrt. Deshalb mussten vor allem an den Höhenmetern Kürzungen vorgenommen werden.
- Gut hingegen war:
- nicht alle Hotels im voraus reserviert zu haben, das liess noch etwas Spielraum offen.
- alles Gepäck immer dabei zu haben, erhöhte die Flexibilität in der Routenwahl / Routenänderung
- die Last mit einem Anhänger zu transportieren, statt direkt am Rad montiert, erlaubte trotz allem im flachen und abfallenden Gelände ein zügiges Vorwärtskommen.
Die Fahrt
- war sehr erlebnisreich
- war sehr abwechslungsreich
- alle paar Kilometer eine neue Gegend
- Flüsse, Täler, Berge und Engnisse, schmale Abschnitte und breite, weitläufige Gegenden wechselten sich ab
- viele interessante Blicke auf die Schweiz bekommen
- war manchmal auch ĂĽberraschend
- habe im Engadin mehr Pferde als im Jura gefunden. Im Jura stand nämlich kein einziges Pferd auf dem Feld
- Aprikosenplantagen gibt es nur links der Hauptstrasse
- Sonnenblumen wenden den Kopf immer vom Fotografen ab
- Wenn Du ein Foto machen willst, dann mach es jetzt, nachher ist immer zu spät
- Wenn man deutschsprachige Formulare ausfüllt, die Dame an der Reception auf Mundartfragen antworten kann und man dann doch plötzlich realisiert, dass man Ausländer ist
- ein bestellter Kaffee im Westen, sieht anders aus als ein Kaffee im SĂĽden oder im Osten des Landes (andere Menge, mal mit Milch, mal mit Kaffeerahm, mal nur mit Zucker)
- viele Leute kennen gelernt
- Nördlich der Alpen fahren alle Rennvelofahrer in Phonak-Kleidern
- SĂĽdlich der Alpen fahren alle in Mapei-Kleidern
- CSC-Bekleidung sĂĽdlich der Alpen scheint im kommen zu sein.
- Alle Radrennfahrer in den Bergen sind grundsätzlich dünn, abgemagert, italienischen oder mindestens südlichen Ursprungs
- Auch norddeutsche Velorennfahrer gibt es, die Freude an unseren Bergen haben
- Velofahrer und Mountainbiker grüssen grundsätzlich nur am Morgen, am Nachmittag / Abend sind sie wahrscheinlich zu abgekämpft dazu
Die Strecke
- Habe ein paar wunderbare Ecken in und am Rande der Schweiz entdeckt
- St-Hippolyte (am Doubs)
- Tal der Dranse zum Portes du Soleil (Aufstieg von Thonon zum Pas de Morgins)
- die riesigen Kornkammern im Jura
- der Bodensee ist unendlich lang, jedenfalls am Montag, wenn die Restaurants Wirtesonntag haben
- einzelne versteckte Winkel an Seen, Flüssen, Rastplätzen
- wunderbare Brunnenanlagen mit kühlem, frischem, sprudelndem Wasser, auch ausserhalb von Dörfern
- Es gibt Strecken, die ich künftig meiden möchte:
- Simplon: ab Mitte des Morgens viel zu viel Verkehr
- Magadinoebene: am Nachmittag brandheiss
- Manchmal tut es weh, schwer erkämpfte Höhenmeter in einer kurzen steilen Abfahrt wieder zu verlieren
- Das “Oben ankommen” ist ein super schönes GefĂĽhl
- Ich liebe lange Abfahrten
- Bielerhöhe -> Bludenz (Silvrettahochalpenstrasse)
- Maloja -> Landeck (Engadin und Inntal)
- … aber auch lange regelmässige Anstiege haben ihren Reiz
- Vallée de joux
- Monthey -> Brig (Wallis)
- Landeck -> Bielerhöhe (Paznauntal)
GPS-Erfahrung
- bin auf sehr viele, verkehrsarme Strassen gelockt worden, viele mit Radwegen. Ohne GPS hätte ich deutlich verkehrsreichere Strassen befahren, da oftmals einfacher beschildert.
- einfachere Planung, Kilometer lassen sich im voraus ziemlich genau berechnen
- ersetzt die Karte aber trotzdem nicht
- Hat interessante Features
- zum Beispiel laufend aktualisierte Restdistanz bis zum Ziel (bei eingeschalteter Navigation)
- Hotelsuche am Zielort
- lebt von der Qualität der Strassendaten
- Navigationsfehler sind in der Regel Datenfehler und nicht Programmfehler
- “natĂĽrliches” Misstrauen schätzt vor Kilometer und Höhenmeter
- Umleitungen / Baustellen werden dann zum Problem, wenn sie sehr grossräumig angelegt sind.
- Gäbe es ein Feature: “Höhenmeter gegen Kilometer”, ich wĂĽrde nicht lange mit einem Update zögern.
- Wahrscheinlich fährt GPS in Zukunft immer mit
Aktion KM gegen die Armut
- War ein Riesenerfolg
gibt es ihn noch einmal? Den Swiss Border Ride?
- schwer zu sagen