Im zweiten Anlauf hat es heute nun geklappt. Das Wetter war mir deutlich freundlicher gesinnt als vor ein paar Wochen. Wohl war der überwiegende Teil der Strecke mit einer dicken Nebeldecke überzogen, doch über die beiden Pässe Susten und Brünig konnte ich noch einmal Sonnenstrahlen bei erträglicher Kälte geniessen. Doch alles schön der Reihe nach:
Die SBB, trug mich bereits sehr frĂĽh am Morgen die Schöllenenschlucht hinauf bis nach Göschenen. Um 09:00 Uhr Morgens befand sich Göschenen knapp ĂĽber dem Rand der Nebeldecke. Die Fahrt beginnt hier zuerst mit einer steilen Abfahrt nach Wassen hinunter, wo mitten im Dorf die Strasse zum Sustenpass abzweigt. Die bissige Kälte in den Knochen machte schon bald nach dem Beginn des Anstieg zuerst einem “Kuhnagel” in den Fingern Platz. So langsam wurde ich dann innerlich immer mehr aufgeheizt. Das war auch bitter nötig, denn in Wassen, also noch unter der Nebeldecke, zeigte das Thermometer gerade noch 4 Grad an.
Die Strasse nach Wassen steigt anfänglich durch ein paar kurze Tunnels in die Höhe, die immer wieder den Blick auf das berühmte Kirchlein und einen kleinen Teil der Gleisanlagen der SBB frei gibt. In einer langen Galerie wendet sich dann die Strasse vollends ins Meiental hin. Da war nun auch der Moment gekommen, wo ich Nebeldecke für die nächsten paar Stunden definitiv durchstossen habe.
Die Strasse führt sehr regelmässig steigend und auch ziemlich kurvig bis fast unter das Scheiteltunnel des Passes. Dann noch ein paar letzte Spitzkehren und es ist geschafft. Wie ich es erwartet habe, waren die Berggipfel verschneit. Allerdings auf die gelbleuchtenden Farben musste ich weitgehend verzichten. Die vielen Birken hatten die Blätter bereits verloren, oder das Gelb war bereits ins Braune gekippt. Dennoch beeindruckte mich die herbstliche Ruhe an diesem Pass. Fast keine Motorradfahrer, keine Touristen, das Restaurant auf dem Hospiz geschlossen, der Pass wartet auf den Winter.
Während der Abfahrt nach Meiringen konnte ich weiterhin grösstenteils unter der Sonne fahren. Selbst wenn in einigen der obersten Tunnels kleine Schneeverwehungen lagen, so bewegte sich die Temperatur heute auf dem Pass um etwa 7 Grad, also wärmer als in Wassen, 1400 Meter tiefer, aber unter der Nebeldecke. In der Nacht muss es aber richtig kalt sein, denn am Fusse mancher Felswände lagen haufenweise Eiszapfen, die vermutlich bei den ersten Sonnenstrahlen abgebrochen sind und nun dahinschmelzen.
Der kleine Zwischenhügel zwischen Innertkirchen und Meiringen ist kein Problem, sondern tut den wieder erkalteten Beinen gut, bevor es auf den zweiten Pass, den Brünig, hinaufgeht. Von der südlichen Seite ist er relativ kurz, nur gerade 400 Höhenmeter snd zu überwinden, allerdings über eine Rampe von zeitweise mindestens 13%. Der Ausblick in die Berge des Berner Oberlandes ist gewaltig, doch heute wegen des vielen Nebels, war die Fernsicht sehr ungünstig. Im Unterschied zu Fahrten im Sommer über diesen Pass, herrschte heute kaum Verkehr. Ein bisschen Durchgangsverkehr, aber auch hier kaum Touristen.
Nach dem Brünig hätte ich eigentlich die Fahrt abbrechen können, denn die Abfahrt führte wieder zurück unter die Nebeldecke. Zeitweise glaubte ich zwar, dass es die Sonne doch noch schaffen würde, den Nebel zu durchbrechen, aber es gelang ihr offensichtlich nicht. Erstaunlicherweise verharrte die Temperatur fast konstant bei 9 oder 10 Grad, egal ob mit oder ohne Sonneneinstrahlung und egal auf wieviel Meter über Meer.
Ich geb es zu: die etwa 60 Kilometer von Luzern nach Hause, waren reine Kilometerfresserei. Kein Fotohalt, nichts, nur Vollgas (wir wissen ja alle wie Nebel aussieht). Aber es sind immerhin wieder 60 Kilometer die mich an das Jahresziel von 10’000 Kilometer näher gebracht haben.
Zeitweise war ich überrascht, wie gut ich heute den Susten hinaufgefahren bin. Selbst die 13%-Rampe am Brünig, bin ich heute ohne Probleme durchgefahren. Und zuletzt, zu Hause angekommen, hatte ich ein Gefühl, als könnte ich ohne Probleme noch weiter 20 Kilometer dazulegen. Es ist schön, wenn man mit diesem Trainingsstand in die kalte Jahreszeit einsteigen kann. Das Kunststück wird jetzt darin bestehen, möglichst viel von diesem Training in die nächste Saison mitzunehmen.
2197 HM | |||
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