Ab und zu wird mir die Frage gestellt, ob ich während der Fahrt auf der Rolle lese, oder wie ich mir denn sonst die Zeit vertreibe.
So gestellt, kann die Frage gar nicht beantwortet werden, denn es ist dies nicht einfach eine Fahrt, sondern es ist Training. Training und Fahrt unterscheiden sich nach meinem DafĂĽrhalten darin, dass im Falle von Training, bewusst Anstrengungen in Kauf genommen werden, ja sogar gesucht werden. Anstrengungen die ĂĽber kurz oder lang mit anderen Anstrengungen anderer Tage verglichen werden wollen.
Eine Fahrt hingegen, ist nicht unbedingt willentliches Training, obwohl es auch hier ganz schön anstrengend werden kann. Sei es im Gegenwind, oder sei es die Topographie der gewählten Strecke. Aber grundsätzlich soll der Fun-Faktor bei einer Fahrt, oder vielleicht besser einem Ausflug, deutlich höher als während einer Trainingsfahrt sein. Dies ist Übrigens auch der Grund, weshalb ich seit Monaten konsequent die Fahrten auf dem Arbeitsweg als Trainingsfahrt deklariere. Fahrten vom Wochenende oder in den Ferien hingegen sollen grundsätzlich Ausflüge sein.
FrĂĽher, bis Anfang letzten Novembers, als ich noch auf meiner alten Rolle trainierte, hörte ich ab und zu Musik. Ich hatte mir dazu sogar einen MP3-Player gekauft. Die Rolle war eben nur eine Rolle, ohne Bremsmöglichkeit und schon gar keine Elektronik, die da irgend etwas angezeigt oder gar gesteuert hätte. Es blieb also nur das Radeln, als fast einzigen Reiz zum Training blieben höchstens die Zeitdauer und die Geschwindigkeit. Schon die Trittfrequenz musste “manuell” gezählt werden. Der Versuch, mit möglichst temporeicher Musik, während einer möglichst langen Zeit, möglichst viele Kilometer hinzustrampeln war verlockend gross. Ăśbrigens Rock’n Roll, Che & Ray, aber auch gewisse VolksmusikstĂĽcke eignen sich fĂĽr diese Art von Tempomache hervorragend.
Auf der neuen, viel komfortableren Rolle, brauche ich nicht einmal mehr den MP3-Player. Der Computer der Rolle hat, wie schön öfters hier beschrieben, vielleicht zwanzig Programme zur Auswahl. Von der richtigen Rollervariante, über schweisstreibende Bergstrecken, kann hin bis zur 60 Kilometer langen Bergfahrt, mit kurzen Erholungsstrecken, gewählt werden. Auf dem kleinen Monitor ist ungefähr die nächste Viertelstunde sichtbar, so dass genügend Zeit bleibt, sich auf den nächsten Hügel vorzubereiten, oder allenfalls sogar etwas Stärkung zu sich zu nehmen.
So gesehen, wäre es mir sogar hinderlich, während des Lesens einer Zeitung oder eines Buches plötzlich von einer Rampe überrascht zu werden, dann notfallmässig aus dem Sattel gehen zu müssen, und schweisstropfend über einer Lektüre, nach Luft hechelnd und übersäuernden Muskeln auf die nächste Abfahrt zu hoffen.
Genau deshalb lese ich keine Lektüre auf der Rolle. Ich habe genügend damit zu tun, die Werte von Trittfrequenz, Leistung, Kilometer und der erwarteten Steigung auf eine Reihe zu bekommen. Zudem lässt es sich auch ohne Lektüre ganz schön von vergangenen Passfahrten träumen oder über zukünftige Fernfahrten sinnieren.
HM | |
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