Am liebsten wĂĽrde ich diesem Blogbeitrag den Titel geben: “ich bin begeistert”. Denn heute stimmte wirklich alles. NatĂĽrlich war es ein Krampf mit dem Monoporter auf den Col de la Croix de Fer, aber immerhin bei schönstem Wetter. Am Morgen waren die Wälder noch kĂĽhl, so liessen sich die ersten fast 1000 Höhenmeter noch erträglich erkurbeln. Um die Mittagszeit, wie von Götterhand geschenkt, genau im richtigen Moment, stand da ein Restaurant. Volles Menu, schnelle Bedienung, gĂĽnstiger Preis und zum Anblick: Alpenpanorama pur. So waren dann die letzten 500 Höhenmeter noch ein Leichtes.
Hier wimmelt es nur so von Velofahrern. Manche von ihnen wĂĽnschten mir in der unteren Hälfte der 30 Kilometer – Kurblerei noch “bonne chance”. Andere, die offensichtlich wieder zurĂĽckkamen oder mich erst in der zweiten Hälfte ĂĽberholten, glĂĽckwĂĽnschten mir. “felicitations” war mehrmals zu hören, auch in die Höhe gestreckte Daumen sah ich ab und zu.
Und zum Schluss, hier in Bourg d’Oisans, offensichtlich ein Hotel, das sich den Velofahrern verschrieben hat: Schon auf dem Gehsteig, viele alte Velos, zwar umgespritzt, aber immerhin noch erkennbar. An allen Balkonen hängen zur Dekoration aktuelle und vergangene Leibchen grosser Zeiten der Tour de France. Nachtessen auf der Terrasse, frontal gegenĂĽber der Alpe d’Huez. Alles was man (ich wenigstens) braucht scheint da zu sein. Ruhiges Zimmer, gutes Essen, auch hier wieder schnelle Bedienung. So könnte ich lange Ferien machen.
Noch Lust auf einen ausfĂĽhrlichen Bericht dieser Fahrt?
Das Morgenessen ab 6:30 nützte ich aus. Leider gabs ausser ein paar pampigen Gipfeln, Weissbrot, Naturjoghurt von Danone, und fadem Kaffee nichts, was Höchstleistungen unterstützt hätte. Dennoch, jammern nützt nichts und ich musste mich auf den Weg machen.
Die ersten 200 Höhenmeter kannte ich ja schon von gestern. Steil, waldig, aber heute morgen auch kühl. Ich habe es nicht so gern, quasi aus dem Bett direkt in einen Hügel hineinzufahren. Ich ging die Sache entsprechend gemütlich und sorgfältig an.
Auch an der Auffahrt auf den Col de la Croix de Fer gibt es Skistationen. Die grössere befindet sich auf etwa 1’700 Meter. Schon mal war mir aufgefallen, dass an solchen Stellen die Strasse regelrecht und senkrecht den Berg hinaufgeht. Vermutlich hart an der 10% Grenze oder sogar darĂĽber. Jedenfalls war ich am Ende dieser Strasse fix und fertig. Lechzte nach Wasser und machte mir wieder mal Gedanken zum Notvorrat. Da erblickte ich die Tafel des Restaurants. “Biker welcome”. Ich weiss zwar, dass die dann meist Motorradfahrer erwarten, aber fĂĽr einen Velofahrer wird es ja wohl auch noch reichen. In der Regel nehme ich ĂĽber Mittag den Tagesteller. Die Bedienung erklärte was von “Salat paysanne” und zum Hauptgericht irgendetwas “du porc” mit Reis und “legume”. Zum Salat gibt es nichts zu bemerken. Viel, salzig, reichhaltig und geschmackvoll. Beim Hauptgericht “??? du porc” war ich ĂĽberrascht, zwei Schweinshaxen auf dem Teller zu haben. Schneidet man das fettige Zeugs weg, so bleicht doch immer noch recht viel Fleisch ĂĽbrig. Schmeckte nicht mal so schlecht. Zum Dessert dann Ananasscheiben und GlacĂ©kugel. Ob es da auch noch “schnappsiges” drin hatte? Egal, bei der Hitze und der Anstrengung wĂĽrde diese Zutat ohnehin schnell verdampfen.
Somit gelangte ich nach dem Mittagessen auf den Col de la Croix de Fer. Passfoto machen, auch das Eisenkreuz war bald gefunden. Doch in der Beiz hatte es mir viel zu viele Leute. Lieber noch schnell auf den Col du Glandon. FĂĽr nicht Eingeweihte in dieser Gegend: den Col du Glandon gibt es fast gratis von dieser Seite. Aus der Abfahrt vom Col de la Croix de Fer reichte eigentlich schon fast der Schwung um auf den Col du Glandon hinaufzukommen; stĂĽnden da nicht alle die Wohnmobile der Ausländer im Weg herum. Wirklich: vielleicht 50 Meter Höhendifferenz von der Abzweigung, und das war’s.
Mehr zu Arbeiten gaben in der Abfahrt der beiden Pässe immer wieder die Gegensteigungen. Eine davon war ja fürchterlich steil und lang, Sogar mit Spitzkehren drin. Zu allem Überdruss fing jetzt auch noch der Wind von unten aus dem Tal herauf zu winden an. Aber man kann ja nicht immer nur auf der Sonnenseite der Velofahrerei stehen.
Dieser Pass wird in ein paar Tagen auch von der Tour de France befahren. Die Passstrasse ist in sehr guten Zustand. An einzelnen Stellen werden neue Teerflicken draufgewalzt, aber ansonsten fast makellos. Sogar gereinigt von den ĂĽblicherweise vorhandenen Steinchen aus den Felswänden war sie. Zum “Abschlecken” sauber.
Zeitlich reichte es mir heute nach diesen beiden Cols nicht mehr fĂĽr einen weiteren grossen Streich. Bereits vor der Ortschaft Bourg d’Oisans, erblickte ich die Werbung fĂĽr das Hotel Oberland. Als ich es aber sah, war der Fall sehr rasch klar. So viele Velos an Balkonen und auf dem Gehsteig, da scheint man etwas von Velofahrerei zu verstehen. Ich klopfte an, und fand hier tatsächlich ein Bett.
Habe während des ganzen Nachtessen auf der Terrasse an die Alpe d’Huez hinaufgeschaut. Wo wird wohl morgen mein Webtracker seine Markierungen setzen?
A propos Webtracker: es scheint seine Schwäche zu sein. In jedem engen Talabschnitt verliert er den Kontakt zur Umwelt und kann ihn anschliessend nicht wieder herstellen. So auch heute wieder. Die Abfahrt von den Pässen führte durch ein zwar wunderschönes und bewaldetes, aber sehr enges Tal. Als es breiter wurde, nahm der Webtracker seine Arbeit nicht mehr auf.
1906 HM | |||
---|---|---|---|
Grad |
Grad |