Es ist schön, wenn man am Morgen aufwacht, und die Wolken die sich gestern Abend noch um die Berge drückten, grösstenteils verschwunden sind. In meine Fahrtrichtung, zum Iseran hinauf, sah alles bestens aus. Doch was sich hinter dem Hotel zusammenbraute sah ich erst, nachdem ich die Sonnencrème eingerieben hatte.
Fast während dem ganzen Aufstieg auf den Iseran, befand ich mich zwischen dem schönen und dem regnerischen Wetter. Mal tröpfelte es, mal schien die Sonne, mal beides zusammen. Zuwenig zum nass werden, zuviel um trocken zu bleiben. Erst etwa 100 Höhenmeter unter dem Pass, musste ich nebst der Regenjacke, die mir allerdings grösstenteils als Windschutz diente, nun auch noch die Regenhose und die Schuhüberzüge montieren.
Den Iseran ĂĽberquerte ich im strömenden Regen. Einzelne kleine Eiskörnchen mischten sich zwischen den Regen. GefĂĽhlsmässig habe ich es zwar nicht so nahe an der Null-Grad-Grenze erwartet. Aber eben, immerhin 2’770 Meter ĂĽber Meer.
Die Kreise beginnen sich zu schliessen. Heute habe ich vom Tal der l’Arc ins Tal der Isère gewechselt. Beides zwei FlĂĽsse, denen ich fast am Anfang der Fahrt schon mal kurz gefolgt bin. (Albertville wird von der Isère durchflossen, welche etwas später die Arc aufnimmt. Ich bin damals der Arc bis nach St. Jean de Maurienne gefolgt. Ein weiteres Zeichen, dass ich auf dem Heimweg bin. 🙂 )
Die Auffahrt fĂĽhrt heute Morgen bis ans Ende des Tales der L’Arc, dem Hauptfluss dieser Gegend. Unterwegs kommt man an Bonneval vorbei, einem Dörfchen, das heute von den Touristen besetzt war. Wohl wegen seiner Bauweise, vielleicht die Schieferdächer, vielleicht auch die Kirche.
Je höher man steigt, desto besser sieht man an die Gletscher. Mein Mittagessen, den Rest des Notvorrates, nahm ich im Windschutz einer kleinen Hütte ein, Aug in Aug mit dem Glacier des Evettes. Mächtig, gross und eiskalt scheint er an den Bergen zu hängen.
Kurz darauf wendet sich die Strasse nach Norden, durch eine schmale Schlucht, zur Passhöhe hinauf. Ăśbriges wird kurz vor der Passhöhe “Ski d’Ă©tĂ©” angeboten. Mir ist allerdings schleierhaft, wo da (wenigstens in diesem Sommer) Ski gefahren werden kann. Alle Sessellifte fĂĽhrten, soweit sichtbar nur ĂĽber Geröllhalden.
Auf dem Iseran befindet sich auch ein Restaurant. Etwas daneben eine Kirche, nicht nur Kapelle. Doch heute wurde da irgendetwas am KirchtĂĽrmchen herumhantiert und gepoltert.
Ich blieb bei dieser Kälte und dem Regen nicht lange auf der Passhöhe, wollte soweit möglich noch meine eigene Wärme mit ins Tal hinunter nehmen.
Die Fahrt geht hinunter ins Tal der Isère. Der wohl weitherum bekannteste Ort “Val d’Isère”, scheint in drei Teile aufgeteilt zu sein. Der oberste, eher der bäuerliche, vielleicht auch der alte Teil, in der Mitte eher das Kommerzielle mit Souvenirläden und den einfacheren Hotels. Der unterste Teil dann ganz klar, derjenige mit den Hotels wie Staumauern, Sesselliften, einer Bahn usw. Skizirkus eben. Gerne wäre ich noch etwas geblieben und hätte mich herumgeschaut. Doch der Regen und der Gegenwind luden nicht gerade zu so etwas ein.
Auch die anschliessende Weiterfahrt hinunter durch das Tal der Isère hätte eigentlich super schön sein können. Fast 50 Kilometer hinunter, durch Wälder, ein paar Spitzkehren, auch Tunnels, vorbei an einem Stausee, an kleinen Weilern, fast ohne zu Pedalen, einfach rollen lassen… aber es regnete. Mal etwas stärker, mal mit Sonne, aber immer nass.
So nahm ich dann, ohne gross zu suchen das erstbeste Hotel, am obersten Ende von Seez und genau an der Abzweigung zum kleinen St. Bernhard. Da wo es dann Morgen weitergeht.
Nachtrag zu gestern: Ab dem ganzen Gejammer zu meinem eigenen Zustand, hätte ich noch fast vergessen, etwas zur Landschaft zu sagen: Der Aufstieg zum Mont Cenis ist zwar steil, führt immer wieder auch durch dichte Wälder. Ab und zu sieht man dann auch ins Tal hinunter, und vielleicht sogar bis nach Turin. Wie hier Hannibal allerdings Rom gesehen haben will, ist mir unerklärlich. Da dürfte es auf jedenfall keinen Smog gegeben haben.
Die Strecke scheint aber noch eine andere Attraktion zu haben. Ab und zu sieht man Tunnels. Der Eingang zwar ĂĽberwachsen mit GebĂĽsch oder verstellt mit allerlei Land- und Forstwirtschaftsmaschinen. Ein Portal war aber angeschrieben und deutete darauf hin, dass da mal tatsächlich eine Eisenbahn “FELL”(?) existierte. Auch oben, etwa bei 1’700 Metern ĂĽber Meer, befindet sich ein kleiner Stausee, vielleicht ein Elektrizitätswerk, ein letztes Tunnelportal, und vor allem eine Reklame aus dem Jahre 2002. Da soll um diese Eisenbahn “FELL” irgend ein Event stattgefunden haben.
Und noch etwas: Natürlich habe ich auch noch andere Fotos gemacht, als nur die Passtafeln festgehalten. Die anderen Fotos werde ich spätestens zu Hause, wenn wieder ein leistungsfähiger Internet-Zugang zur Verfügung steht, in das vorbereitete Savoyen-Album hochladen.
1521 HM | |||
---|---|---|---|
Grad |
Grad |