Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

erster Teil: herbstliche Passfahrt

Wie in früheren Jahren auch schon, gefällt es mir, im Herbst nochmals ein paar Pässe zu fahren. Einerseits die etwas ruhigere Stimmung ohne den grossen Sommerferien-Verkehr, andererseits vielleicht auch mal eine schöne Foto mit verschneiten Bergen oder farbigen Bäumen. Allerdings muss man dabei oft in Kauf nehmen, nicht mehr in kurzärmligen T-Shirt über alle Pässe fahren zu können.

So wie heute Morgen in Pontresina: die ganze Gegend liegt unter einem dicken Raureif, ein deutliches Zeichen dafĂĽr, dass wir uns hier ganz nahe, wenn nicht sogar unter der Null-Grad-Grenze befanden.

Kurz nach dem Morgenessen machte ich mich in Richtung Unterengadin, nach Zernez, auf den Weg. Ich war jeweils froh, wenn die Strasse auf die linke Seite des Inn wechselte, dort nämlich wo die Sonne bereits den Raureif aufgelöst hatte, und wenigstens vorerst ein bisschen Wärme verstrahlte. Doch mit dem Anstieg auf den Ofenpass kam auch die Wärme. Das steilste StĂĽck, gerade am Anfang, bevor es dann etwas weniger steil, ab und zu sogar flacher oder “ungeschickterweise” sogar hinunter geht. Die Strasse ist gut ausgebaut, wird aber dennoch an mehreren Stellen verbessert. Der Ofenpass von der Seite des Engadins her, kann sicherlich nicht als besonders streng bezeichnet werden. Fast die ganze Strasse fĂĽhrt durch Wälder. Erst ganz oben und fast am Schluss, ist die Passstrasse an die Felswand gelegt. Oben angekommen, hat man eine wunderbare Aussicht auf die nächsten Berge. Heute weisen die meisten schon eine weisse Schicht auf.

Vom Ofenpass dann das Münstertal hinunter bis nach Santa Maria, wo ich die Abzweigung auf den Umbrail genommen habe. Der Einstieg ist fürchterlich. Da fährt man um die Hausecke, und vor einem die Strasse, ähnlich einer Wand, geht sie den Berg hinauf. Da habe ich mich als erstes mal all der wärmenden Kleider entledigt, bevor ich ernsthaft an die Bezwingung des Passes ging. Gefühlsmässig scheint die Passstrasse ziemlich regelmässig zu steigen. In den Spitzkehren, und davon hat es viele, hat man manchmal die Möglichkeit, etwas auszuruhen. Ein paar Kilometer der Passtrasse sind nicht geteert. Die Strasse ist aber so festgefahren, dass das fast keine Rolle spielt. Bei 2000 Meter über Meer mache ich heute eine kleine Mittagspause, mit Mahlzeit aus dem Rucksack.

Das happige Stück scheint erst nach dieser Kiesstrasse zu kommen. Es ist steil, die Mittagswärme beginnt doch zu drücken, das Panorama wird immer phantastischer und doch ist man noch nicht oben. Aber bei 2503 Meter über Meer ist es dann geschafft. Der Blick zum Stilfserjoch, mit seinen verschneiten Bergen, ist heute überwältigend.

Damit ich wieder zu einer vernĂĽnftigen Zeit ins Hotel in Pontresina komme, muss ich den Zug um 16:50 in Tirano erreichen. Es bleiben mir noch knapp drei Stunden fĂĽr die verbleibenden etwa 70 Kilometer. Eigentlich keine Sache wĂĽrde man meinen. Bis Bormio hinunter, gut 1300 Höhenmeter sind vernichtet, sieht alles noch gut aus. Doch dann zeigt wieder einmal der geliebte Gegenwind sein Können. Zu allem Ăśbel wird auch noch an den Strassen gebaut und in einem Fall eine grosszĂĽgige Umleitung ĂĽber den nächsten HĂĽgel ausgeschildert. Etwa dreissig Kilometer vor Tirano bin ich richtig froh, dass ein anderer Velofahrer, vermutlich auf seiner Feierabendrunde, vorfährt. Ich hänge mich bei ihm sofort in den Windschatten und so “zieht” er mich sicherlich ĂĽber 10 Kilometer näher an mein heutiges Ziel. Den Bahnhof in Tirano erreiche ich etwa 20 Minuten vor der Abfahrt des Zuges.

No risk no fun. Der Tag war wieder mal gelungen.

Ofenpass Umbrail

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Heute auf dem Rad
Vormittag
Fahrrad

Rennrad

142KM

2158 HM
06:29 H

Nachmittag
schoenster_Sonnenschein

Grad

schoenster_Sonnenschein

Grad

Autor: Urs

Würde mich eher als Tourenfahrer bezeichnen. Radfahren war schon in der Jugendzeit meine Leidenschaft. Doch auch dann schon eher für lange Ausflüge. Mit der Zeit gesellten sich die Fotographie dazu und teilweise beruflich bedingt auch das Interesse an IT, an Software. Damit war der Grundstein für dieses Weblog gelegt. Seit dem Jahre 2004 schreibe ich hier ziemlich regelmässig über meine Fahrten.

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