Eigentlich wäre heute ja Ruhetag gewesen. Shoppen in Palma zum Beispiel wurde organisiert. Aber nachdem heute Morgen die Sonne von einem wolkenlosen Himmel auf den Balkon vor meinem Zimmer schien, interessierte mich nur noch die Velofahrerei. Dafür bin ich ja auch da 🙂 Aber wohin?
Soller, ein Pass hier in der Nähe, übte schon immer, wenn ich auf Mallorca war, eine grosse Anziehungskraft auf mich aus. Und so nahe hatte ich ihn noch nie vor der Türe. Deshalb war bald einmal klar, auf kürzestem Weg hin, ein Stück der Küste nach zurück, und dann wieder auf möglichst direktem Weg ins Hotel. Natürlich unter weitgehender Vermeidung von grösseren Strassen.
So fuhr ich dann nach einem kräftigen Morgenessen (wir haben hier wirklich alles am Buffet, was einen Radfahrer begeistern könnte), in Richtung Calvia und Hauspässchen davon. Kurz vor dem Hauspässchen musste ich noch einen kleinen Schwenker zum Palma-Blick machen, weil sich auf dem Weg dorthin ein grösseres Feld, voll von blühenden Mandelbäumen befindet.
Nach dem Hauspässchen dann hinunter, ĂĽber Establiments, Esporles, S’Eglaieta und Palmanyola. Vorbei durch einige Dörfer und Weiler, vorbei an vielen Zitronenbäumen, ab und zu auch mal ein Orangenbaum. Viele Olivenbäume säumten die Wege. Schafherden bimmelten meist zwischen den Olivenbäumen herum und suchten sich ihre Nahrung auf den meist recht grĂĽnen Wiesen zusammen. Bis an den Fuss des Soller.
Der Verkehr wird durch einen Tunnel geleitet, so dass man als Velofahrer fast ganz alleine die alte Strasse benĂĽtzen kann. A propos “fast ganz alleine”. Die Passstrasse ist ein Mekka, offensichtlich ein Muss fĂĽr jeden radfahrbegeisterten Inselbesucher. Rennvelofahrer lieferten sich gegenseitig Rennen, genauso wie Mountainbiker untereinander. Ich selber habe noch selten so viele Spitzkehren gefahren, fĂĽr so wenig Höhenmeter. Die Passstrasse wird angegeben mit 5,1 Km und 5.2% Gefälle. Auch in diesem Tal: ĂĽberall Olivenbäume.
Die Passhöhe ist bald erreicht. Für die Abfahrt ziehe ich mir nun doch den Windschutz an. Einige Stellen auf der Strasse sind nass. Auf der Nordseite der Hügelkette ist es auch deutlich kühler als auf der Südseite, während des Aufstieges. Die Nordseite, also meine Abfahrt, scheint mir deutlich steiler zu sein, hat aber kaum weniger Spitzkehren.
Irgendwo kommt dann der Verkehr vom Tunnel wieder dazu. Auf einer gut ausgebauten Strasse geht es nun noch die letzten paar Kilometer, sehr zügig bis in die Ortschaft Soller hinunter. Da habe ich mit dem Weg einen Moment lang etwas Mühe, meine Richtung wieder zu finden, und gelange deshalb mitten in die Stadt. Das schadet aber überhaupt nichts, ist aber für den vorbeifahrenden Touristen, wenigstens in dieser Jahreszeit nicht erstrebenswert. Viele Baustellen, Schlaglöcher, schmale Strassen und vor allem von Frühling keine Spur. Kaum ein grünes Blatt, jedenfalls nicht an den Bäumen.
Den Wege finde ich dann doch noch und fahre nun der Küste entlang wieder westwärts, in Richtung Deia, vorbei an der Abzweigung nach Valdemossa, und nehme dann die Abzweigung kurz vor Banyalbufar wieder zurück über die Berge auf die Südseite der Hügelkette.
Dieser kurze Küstenabschnitt, knapp 30 Kilometer, erforderte vermutlich die meisten Körner. Stetiges auf und ab, kaum ein Meter geradeaus. Es liess sich auch kaum abschätzen, wie es wohl hinter der nächsten Kurve weitergehen könnte. Dafür wurde ich entschädigt mit dem Blick auf ein ganz anderes Mallorca. Wohl waren da noch die Olivenbäume, aber dahinter das Meer und dazwischen eine steile, steinige Küste. Ab und zu Wegweiser zu Klöster. Manchmal hatte ich auch den Eindruck, dass sogar die Bauweise der Häuser anders ist als auf der Südseite. Und plötzlich, ohne Vorwarnung, geht es auf der Südseite der Hügelkette mit einigen Spitzkehren wieder hinunter, zu meiner gesuchten Abzweigung in Richtung La Grania und weiter vorne dann Puigpunyent.
Dazwischen wieder einmal ein Pässchen mit Passtafel, der “Coll des Grau”. Ich habe ihn von der harmloseren Seite her erwischt. Die Strasse fĂĽhrt wieder einmal zwischen den fĂĽr Mallorca charakteristischen Mäuerchen hindurch. Wobei sie hier zeitweise eine Höhe erreichen, dass man weder links noch rechts etwas sehen konnte. Kam mir vor wie eine Maus im Labyrinth. FĂĽr die letzten paar Höhenmeter muss ich dann doch noch kurz aus dem Sattel. DafĂĽr geht es dann anschliessend durch viele Spitzkehren, aber auch einigen Schussfahrten nach Puigpunyent hinunter.
Weiter folgen Galilea, doch davor nochmals ein namenloser Hügel. Auch der erforderte einiges an Kraft, weil er doch ziemlich langgezogen ist. Doch dann geht es zwar auf einer schlechten Strasse, aber immerhin eine ganze Weile hinunter nach Es Capdella. Die kleinen Nebenstrassen, vor allem wenn sie durch waldiges Gebiet führen, haben oftmals Wurzeln unter der Teerdecke, die den Belag nicht nur wölben, sondern manchmal sogar richtig aufbrechen. Kommen dann noch abgerutschte Kieselsteine oder Sand vom Strassenbord dazu, kann es vor allem in Kurven schon ziemlich heikel werden. Zumal die Strassen ja auch nicht wirklich breit sind. Zwei Personenwagen können sich jedenfalls nicht überall einfach so kreuzen.
Nach Es Capdella fahre ich nun wieder auf Strassen, die ich von Ausflügen mit dem Team kenne. Schafherden grasen wieder entlang der Strasse, Olivenbäume sind wieder da. Und die Windmühle konnte ich nun auch endlich fotografieren, die am Eingang von Santa Ponca steht.
Alles in Allem eine unerwartet strenge Fahrt. Aber dafür habe ich einen schönen Eindruck von den verschiedenen Ecken in Mallorca gewonnen. Die Unterschiede von Süd- und Nordseite, eher die ländlichen Gegend gegenüber den Ortschaften mit einiges an Industrie. Ich beginnen mit zu fragen, ob auf Mallorca mehr Olivenbäume oder mehr Schafe gibt.
2147 HM | |||
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