Den letzten Tag meines Aufenthaltes im Tessin benutzte ich für eine Rundfahrt um den Lago Maggiore. Damit wollte ich zweierlei Zwecke erreichen: einerseits war an der Kamelien-Ausstellung in Locarno immer wieder die Rede von der Wiege der Kamelie rund um den See. Die Hoffnung auf jede Menge Kameliensträucher in freier Natur war geweckt. Der zweite Zweck war sozusagen technischer Natur: ich plane für meine Sommerferien wiederum eine längere Velofahrt, diesmal ohne Anhänger. Das Gepäck würde ich im Rucksack mitnehmen. Doch ich fuhr bisher noch nie eine längere Strecke mit einem vollgepackten Rucksack. Dafür schien mir diese Rundfahrt geeignet. Ziemlich lange Strecke, allerdings fast ohne Höhenmeter.
Nach einem ausgiebigen Morgenessen in Ascona, machte ich mich deshalb schon bald auf den Weg. Das Wetter, anfänglich noch ziemlich trüb, erst um die Mittagszeit wurde es deutlich besser, sonnig und zeitweise schon fast sommerlich warm. Ich fuhr im Gegenuhrzeigersinn um den See. Also zuerst dem westlichen Ufer entlang, über Verbania bis an die unterste Spitze südlich von Arona. Anschliessend auf der östlichen Seite, unter anderem über Luino, wieder hinauf, bis nach Bellinzona.
Die Strassen sind fast durchwegs in guten Zustand. In den Ortschaften ab und zu auch längere Strecken mit Pflastersteinen. Die Verkehrsdichte schwankt ziemlich stark, von starkem Verkehr bis fast zu menschenleere. So wie das halt ist auf Verbindungsstrecken zwischen Dörfern und Städten. Die Dörfchen liegen oftmals sehr malerisch angeschmiegt an die Felswand auf dem engen Band zwischen dem See und dem Berg. Ausnahmen sind da sicherlich Verbania, Arona, die Dörfchen und Städte um den untersten östlichen Teil des Sees und weiter nördlich dann wieder Luino, welche sich recht weit ins Landesinnere ausgebreitet haben. Fast alle Dörfchen hinterlassen einen sehr schmucken und herausgeputzten Eindruck. Es fehlt halt jetzt noch um die Jahreszeit weitgehend das Grün der Bäume und Sträucher.
Immer wieder hat man einen freien Blick auf Inseln. Inseln auf denen ganze Ortschaften den Platz einnehmen, oder Inseln die nur noch die Ruinen von ehemaligen Schlössern tragen. Schlösser, Castelli, Castello ist denn auch ein grosses Thema um den See. Immer wieder Wegweiser, oder oftmals von der Strasse auch direkt sichtbar, stehen sie am Wasser, auf Inseln, auf Hügeln, in den Dörfern und Städten.
Irgendwann um die Mittagszeit überquere ich am südlichsten Teil des Sees den Ticino, der Fluss, der hier den See verlässt. Hier unten ist auch die Natur schon deutlich weiter. Das Gebüsch in den Wäldern ist schon grün. Es ist mittlerweile auch spürbar wärmer geworden. Mein Mittagessen nehme ich deshalb auch unterwegs an einem Waldrand aus dem Rucksack.
Der zweite Teil der Fahrt, entlang der östlichen Seite des Sees, ist deutlich anspruchsvoller. Im Gegensatz zum ersten Teil, ist diese Strecke nicht mehr ganz so flach. Mehrmals muss ich über Hügel(chen), bis maximal 260 Meter über Meer fahren. Im ersten Teil bewegte ich mich fast ausschliesslich zwischen 200 und 220 Metern über Meer. Auch führt die Strasse mehrmals vom See weg, durch Galerien oder sogar Tunnels. Dennoch, das Malerische an den Dörfern bleibt erhalten. Luino zum Beispiel: Auf einen grossen Bahnhofplatz, folgt ein kurzer, aber heftiger Anstieg durch schmale Gässchen in die Altstadt.
Immer wieder treffe ich auch andere Radfahrer. Meist mit dem Renner unterwegs. Die meisten als Einzelfahrer, doch sind auch ganze Gruppen unterwegs. Bei denen werde ich dann allerdings die Vermutung nicht mehr los, dass sie sich vielleicht auch eine Rundfahrt um den See fĂĽr den heutigen Tag vorgenommen haben.
Die beiden Zwecke, die ich mit dieser Rundfahrt erreichen wollte:
- Die Kamelien in freier Natur: ja, vielleicht einzelne. Wenn ich sie überhaupt gefunden habe, dann vorwiegend in privaten Gärten und Parkanlagen. Aber bei weitem nicht so häufig, wie ich das erwartet hatte. Möglicherweise möchte die Werbebotschaft in der Kamelienausstellung in Locarno einfach mitteilen, dass sich das milde Klima um den Lago Maggiore auch für die Kamelie besonders gut eignet.
- Der technische Zweck, die Fahrt mit dem vollgepackten Rucksack: Müsste ich eine Abstimmung mit meinen betroffenen Körperteilen durchführen, dann würde das höchstwahrscheinlich so aussehen: den Beinen waren die paar zusätzlichen Kilo egal, auch dem Rücken. Der Rucksack liegt so gut auf, verschiebt nicht, produziert keinen Hitzestau und damit nicht einmal nasse Stellen, weder im Kreuz noch auf den Schultern. Die Arme würden wegen des zusätzlichen Gewichts etwas zu meckern haben. Hingegen die Gesässknochen sind total dagegen. Sie sind die Leidtragenden, wenn es darum geht, das zusätzliche Gewicht, auf dem harten Sattel des Renners, während mehrerer Tage tragen zu müssen.
Nebst einer sehr schönen und abwechslungsreichen Rundfahrt, konnte ich so auch noch eine kleiner Vorbereitungsarbeit für die Sommerferien erledigen.
753 HM | |||
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