Ein weiterer schöner Tag begann. Ich konnte es in diesem engen Tal vorerst nur ahnen, musste mich richtig zum Zimmerfenster hinauslehnen, um wenigstens ein kleines Stück vom blauen Himmel erspähen zu können. Leider fand das gestrige feine Nachtessen im heutigen Morgenessen keine Fortsetzung mehr. Aber man weiss ja, dass die Italiener nicht die grossen Frühstücker sind.
Die Fahrt fĂĽhrte heute morgen ab Ponte Marmora direkt in den Aufstieg zum Esischie. Schmale kĂĽhle Schlucht, aber irgendwie noch romantisch. Das GPS brauchte eine ganze Weile, bis es endlich seine Satelliten gefunden hatte, da hatte ich dann schon die ersten Wegentscheidungen selber treffen mĂĽssen.
Gemäss meinem Höhenmeterprofil, hatte ich mir einen schön regelmässigen Pass, mit einzelnen Verschnaufpausen vorgestellt. Doch da waren viel mehr zusätzliche flachere StĂĽcke drin. Und irgendeinmal muss man dafĂĽr “bĂĽssen”. Denn die Höhenmeter mĂĽssen doch ĂĽberwunden werden. Und wie!! Da waren selbst die Mountainbiker ĂĽberfordert und haben geschoben. Ich selber musste mehr als einmal die Schieberei anhalten und dazwischen verschnaufen. Wenn das keine 20% waren. Ich trage Schuhe mit den Klickies die in die Gummisohle eingelassen sind. Normalerweise hört man nichts beim gehen. Doch heute, an den steilsten Rampen, rutschte ich auf dem Teerbelag. Ich konnte nur noch auf den Zehenspitzen gehen. Das vielleicht die schwierige Seite des Passes.
Die Strasse geteert, viel Flicken, viel abgerutschte Stellen, manchmal auch richtiger Schotter, mit richtig grossen Brocken. Kaum Verkehr: ein paar Mountainbiker, ein paar Rennvelo, sogar ein paar Motorradfahrer wagten sich hier hinauf. Nicht allzu viel Spitzkehren.
Die Aussicht wieder was vom Schönsten. Anfänglich dichter Wald, aber mit der Zeit und der Höhe wird der lichter und durchlässiger. Viele und schöne Ausblicke ins Tal hinunter oder an die anderen Hügel hinauf. Eigentlich wollte ich an einem kleinen See Mittagspause machen. Doch als ich den dann endlich sah, war ich schon langer darüber. Der See wäre auch zu weit weg von der Strasse gewesen. Vorbei an verlassenen Häusern, auch an irgendeiner Alp wo etwas gefeiert wurde. Es standen jedenfalls alle mit Gläsern auf der Strasse herum. Verschiedene Brücken, wie wir sie vielleicht bei uns aus der Schöllenen-Schlucht kennen. Schönes altes Steingemäuer.
Der Pass Esischie unspektakulär. Ein kleines Schildchen, viel grösser auf der gegenĂĽberliegenden Seite eine Erinnerung an Coppi, vermutlich ist da auch schon mal der Giro d’Italia darĂĽber.
Ich halte mich nicht lange auf, denn ich möchte ja auch noch den dei Morti, den Fauniera wie er auch noch genannt wird, überrollen. Auf dem Weg zum Fauniera fahre ich noch an einem weiteren Passschildchen vorbei. Auch den Vallonetto nehme ich natürlich gerne mit.
Auf dem Fauniera, welcher nur etwa ein Kilometer weiter und 100 Meter höher als der Esischie ist, steht eine riesengrosse Statue von Pantani, neben einem mikrigen Passschildchen.
Die Abfahrt wieder mal spektakulär. Die Strasse leicht besser als beim Aufstieg, aber auch schmaler. Zuerst entlang von Felswänden, ziemlich steil. Enge Kurven auf einem Felsband, teilweise sogar ohne Randsteine. Mit der Zeit machen die Felsen den Wiesen Platz, die Kurven werden etwas Übersichtlicher. Doch die schmale Strasse bleibt die gleiche bis ins Tal hinunter. Ein paar Velofahrer kommen von untern herauf. Man sieht es Ihnen irgendwie an, dass sie am liebsten auch gleich umkehren möchten und mit mir wieder hinunterfahren.
Auch die Abfahrt zeigt grandiose Einblicke in Seitentäler, oder auch talaufwärts. Mehrmals halte ich an, nicht nur wegen der heissen Felgen, sondern einfach um die Natur, das Tal, das Spektakel einen Moment lang zu geniessen. So gefallen mir die Pässe: kein Touristenrummel, man ist unter Gleichgesinnten, zur Belohnung gibts mal einen herrlichen Blickfang und wenn es ganz hoch kommt, auch noch eine sprudelnde Quelle frisches Wasser, direkt neben dem Weg.
Weil mein Anhänger seit vielleicht zwei Tagen immer schiefer am Haken hängt, wollte ich heute mal der Sache richtig auf den Grund gehen. Ich vermutete irgendwas Unklares an den Kupplungen am Renner und stellte mal den Renner auf den Kopf um der Sache nachzugehen. Es dauerte keine zehn Minuten bis der erste Velofahrer dastand, ob ich ein Problem hätte. Und es dauerte ebenfalls nicht lange bis wir uns über meine Sommerferien und das Plakat am Anhänger unterhielten. Einmal mehr bin ich überrascht, wie einerseits die Schweizerfahne sofort erkannt wird und andererseits das Plakat der Anfang zu weiteren Gesprächen ist.
Übrigens glaube ich zur Zeit, dass nichts, weder am Renner noch an der Kupplung defekt ist. Ich versuche morgen mal die Sache gewichtsmässig anders zu packen.
1545 HM | |||
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