Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

Ganze Skala

Heute war wieder einmal der Tag, an dem es galt, einen familieninternen Umzugsauftrag durchzufĂĽhren. Auf dem “Fahrbefehl” stand: in Arosa aufladen und in Ascona wieder abladen.

Früh am Morgen weckte mich mein Handywecker mit seinem unwiderstehlichen Gepiepse. Nach einem kurzen Morgenessen ging es dann auch bald an die Arbeit, beziehungsweise auf die Fahrt. Dem Zürichsee entlang in Richtung Chur. Über dem See liegt ein Hauch, ein feiner Schleier von einem Nebel. Am Horizont wieder einmal die Berge, erneut verschneit bis unter die Waldgrenze, dazu die aufgehende Sonne die durch die Löcher der Wolkendecke die Szenerie schon fast zauberhaft beleuchtet. Am oberen Ende der Linthebene, etwa auf der Höhe der Autobahnraststätte, weht ein fürchterlicher Föhnsturm aus dem Tal heraus. Das Auto wird mehrmals spürbar von den Windböen getroffen.

Später dann nach Chur, die ersten steilen Kehren nach Arosa hinauf sind genommen. Wie abgeschnitten, auf einmal nach der nächsten Kurve: alles weiss, die Bäume frisch verschneit wie im Märchenland, darüber der blaue Himmel. Von Kurve zu Kurve wird die Schneehöhe sichtbar immer höher. Bis am Schluss müssen es mindestens 20 Zentimeter, vielleicht sogar noch mehr gewesen sein. Am Anfang ist die Strasse nur nass. Doch mit der Zeit hat es selbst auf der Strasse noch Eis und Schneereste, die wohl unter dem Pflug durchgerutscht sind. Eine Schneeschleuder kommt mir entgegen. An meinem ersten Zwischenziel in Arosa, ich ahnte es kommen, ist nichts mit parkieren vor dem Haus. Das Umzugsgut tragen wir durch wadenhohen Schnee.

Nach der ZnĂĽnipause geht es dann wieder zurĂĽck nach Chur. Pflug, Schneeschleuder, das Streusalz und die Sonne haben in der Zwischenzeit ganze Arbeit geleistet. Die Strassen sind zwar unheimlich nass, doch Eis und Schnee sind weg, die Talfahrt ist fahrtechnisch kein Problem mehr. Nach Chur geht die Fahrt weiter in Richtung San Bernardino.

Etwa ab der Höhe von Thusis, tauchen wir wieder in eine Schneelandschaft ein. Die Sonne scheint mittlerweile wieder von einem strahlend blauen Himmel herunter. Den Gipfel der Schönheit erlebten wir wohl kurz vor Splügen, etwa auf der Höhe der Staumauer. Der Stausee liegt ganz klar und ruhig da. Die umliegenden verschneiten Berge spiegeln sich darin mit einer Klarheit, die man wohl selten so sehen kann. Gerne hätte ich hier einen Moment angehalten und mir dies mit dem Fotoapparat festgehalten. Aber eben: auf der Autostrasse ist halt solches Tun nicht gestattet. Noch mehrere ähnlich verzaubernde Momente warten auf uns, bis wir im Tunnel unter dem San Bernardino verschwinden.

Auf der südlichen Seite, fahren wir schon bald an braunen Hängen vorbei. Die verschneiten Bergspitzen scheinen immer mehr in die Höhe zu steigen. Es wird wärmer und wärmer. Die Heizung im Auto ist schon längst abgeschaltet. Spätestens in Bellinzona sichten wir die ersten Forsythien entlang der Autobahn.

In Ascona werden wir von einem Strassenkreisel voll von bunten Blumen und schönen, hohen Palmen begrüsst. Das Umzugsgut ist in einer der schmalen Strassen bald ausgeladen, das Auto parkiert. Wir sind für das Mittagessen und einen kleinen Spaziergang in Ascona bereit. Auf der Piazza Giuseppe Motta, wohl der hauptsächlichsten Flaniermeile in Ascona, lassen wir uns anschliessend von der Sonne aufwärmen, geniessen den Blick auf die verschiedenen ausgestellten Kamelien-Sträucher.

Schon bald mĂĽssen wir wieder den Heimweg antreten. Doch davor, muss das Auto noch durch einen “Car wash”. Eigentlich hat es ja eine dunkelblaue Farbe. Doch das Salz, hauptsächlich auf der Strasse nach Arosa, hat so ziemlich alles in ein krustiges, salziges weiss, verwandelt. Eine Portion Schaum und ein Hauptwaschgang, bringen die Farbe wieder zum Vorschein.

Für den Heimweg wählen wir die Strecke durch das Tunnel am Gotthard. Nach Biasca sehen wir, dass sich über dem Gotthard wohl einiges zusammenbraut. Die Wolken hängen in Fäden vom Himmel herunter. An den Hängen scheint es mindestens zu regnen, wenn nicht vielleicht sogar zu schneien. Ein kleiner Stau hält uns noch vor dem Eintritt in die Röhre auf. Auf der nördlichen Seite dann, beim Verlassen des Tunnels in Göschenen regnet es tatsächlich. Das macht es auch während unserer weiteren Fahrt auf der Axenstrasse und das Reusstal hinunter bis kurz vor die heimatliche Garage.

Obwohl ich hier kürzlich ziemlich über den langen Winter gelöster habe, muss ich jetzt zugeben, noch selten so schöne Wintereindrücke wie heute mitgenommen zu haben. Am Abend, jetzt beim Niederschreiben dieses Postings, wird mir eigentlich erst richtig bewusst, wie viel wir hier in so kurzer Zeit, auf so engem Raum, erleben können. Eigentlich vom schönsten Wintertag des Jahres, mitten in Frühling, vielleicht sogar in den Frühsommer gefahren. Dass es am Abend regnete, hätte zwar nicht sein müssen, gehört aber ehrlicherweise halt auch dazu.

Kamelie _Kamelie

Print Friendly, PDF & Email

Autor: Urs

Würde mich eher als Tourenfahrer bezeichnen. Radfahren war schon in der Jugendzeit meine Leidenschaft. Doch auch dann schon eher für lange Ausflüge. Mit der Zeit gesellten sich die Fotographie dazu und teilweise beruflich bedingt auch das Interesse an IT, an Software. Damit war der Grundstein für dieses Weblog gelegt. Seit dem Jahre 2004 schreibe ich hier ziemlich regelmässig über meine Fahrten.

Kommentare sind geschlossen.


Mein Rad ist gerade hier:

Mehr Details sind hier zu finden