Wegen der kühlen Witterung nehmen wir uns am Morgen etwas mehr Zeit als üblich. Die kurze Tour der Sella-Runde erfordert auch nicht, dass wir sehr früh aufbrechen müssen. Um 11:00 bin ich bereit vor dem Hotel und warte auf meinen Guide. Tatsächlich: der Guide und ich, nur wir zwei, fahren heute die Runde, keine weiteren Gäste. Wir entscheiden uns, die Sella-Runde im Uhrzeigersinn zu fahren.
Von La Villa geht es zuerst leicht bergauf nach Corvara und dann auf den Passo Campolongo. Für den Anfang, eine Strecke zum Aufwärmen. Der Passo Campolongo ist heute der einzige der unter 2000 Meter bleibt. Die Strecke, die wir fahren, entspricht übrigens der kleinen Runde des Dolomiten-Marathons der demnächst hier stattfinden wird.
Nach der Abfahrt nach Arabba hinunter geht es dann auf den Passo Pordoi. Eine lange regelmässige Steigung auf 2239 MüM. Ich erfahre viel von meinem Guide. Vermutlich kennt er jeden Hügel hier in der Gegend. Aber das wichtigste dürfte sein, dass wir heute mit dieser Rundfahrt rund um die Sellagruppe mit dem Piz Bo, fahren. Erstaunlich, wie rasch die Sicht auf diesen Berg ändert, und wie er auch immer wieder anders aussieht. Für mich als Touristen, sind das immer wieder neue Berge.
Anschliessend an den Pordoi geht es ein längeres Stück runter in Richtung Canazei. Doch bei der Abzweigung mitten im Wald ist Schluss mit Abfahrt und der Aufstieg zum Passo di Sella (2144) beginnt. Auch hier ist es, vielleicht eine Spur steiler, aber schön regelmässig bis oben. Die Strassen sind in der Regel tatsächlich sehr gut ausgebaut. Dennoch reissen doch plötzlich Längsrillen oder Frostschäden den Teerbelag auf. Oftmals fahren wir durch Wälder, manchmal auch über Weideland, das heute sogar grösstenteils vom Schnee wieder befreit ist. Farbige Blumenwiesen links und rechts der Strasse säumen unseren Weg.
Auf dem Sellajoch genehmigen wir uns im Restaurant eine kleine Pause bei Getränken und Gebäck. Die Temperaturanzeige an der Strasse zeigt jetzt um 14:00 Uhr gerade mal 7 Grad an. Das erfordert es denn auch, dass wir, obwohl nur kurze Abfahrten, uns immer wieder umziehen, beziehungsweise zusätzlich bekleiden müssen. Bei den Aufstiegen kommen wir aber fast immer in den Genuss der wärmenden Sonnenstrahlen.
Vom Sellajoch geht es dann hinunter bis zur Abzweigung zum Grödnerjoch (Passo di Gardena) oberhalb Valgardena, Diese jetzt folgende Auffahrt kenne ich ja schon von gestern, heute einfach fast ohne Schnee, wenigstens bis kurz vor die Passhöhe. Erstaunlich, was ich gestern durch den Nebel so umrisshaft geglaubt habe erkennen zu können, sieht heute bei klarer Sicht, ganz anders aus. So ist der Passo di Gardena viel breiter als ich das gestern erwartet habe. Ob unter dem Schnee tatsächlich Weideland zum Vorschein kommt, weiss ich halt auch heute noch nicht. Jedenfalls die Aussicht auf beide Seiten des Passes ist sehr gut.
Vor der Abfahrt nach La Villa hinunter bestaunen wir nochmals die massiven und fast senkrechten Felswände der Sellagruppe. Mein Guide, der im Winter Ski fährt, weiss denn auch genau, bei welcher Felsspalte da man mit den Skiern gut runterkommt.
Am Schluss unseres heutigen Ausflugs, verrät mir der Guide noch, dass jeder Velofahrer, der hier in der Gegend Ferien macht, diese Strecke einfach einmal fahren muss. Verständlich, bei all den verschiedenen Ein- und Ausblicken. Fast jede Spitzkehre öffnet wieder neue Schönheiten rund um die Dolomiten.
1774 HM | |||
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