Der Tag fing etwas holprig an. Auch die zweite Gondelbahn in nächster Nähe “freut sich, uns ab Anfang Juni wieder begrĂĽssen zu dĂĽrfen”. Das stand wenigstens so da, in grosser leuchtender Wanderschrift. So schlenderten wir wieder durch das Dorf, besorgten uns ein paar Proviantkleinigkeiten, Kartenmaterial, Wandervorschläge und gelangten so zum Bahnhof hinunter.
Die Dampflok für die Rückfahrt nach Jenbach war gerade umgehängt worden. Doch so lange wollten wir eigentlich nicht warten. Wir nahmen den nächsten Zug bis Zell am Ziller.
Es war mittlerweile Mittagszeit geworden. Zeit sich für etwas Essbares umzusehen. Nach etwas Rumschlendern und langen Blicken in die Auslagen der Souvenirläden, wurden wir fündig im Kaffee Gredler, direkt am Radweg, dem Ziller Promenadenweg. Nach dem Genuss eines riesigen Gredler-Coups, war mir eigentlich eher für etwas Bewegung zumute.
Während sich Frau Aargauerin in die nahegelegene “Kerzenwelt” verzog und sich dort fĂĽr die Herstellung und Bearbeitung der vielen verschiedenen Kerzen interessierte, schaltete ich meinen Sportstracker ein und möchte mich wandernd auf den Heimweg nach Mayrhofen.
Der Promenadenweg ist fast ganz flach, fast immer in Reichweite der Ziller, angelegt. Eigentlich ist es ein Radweg, doch ausser ein paar wenigen Mountainbikern war da kaum jemand anzutreffen. Manchmal, vor allem in der Nähe der Weiler und Ortschaften, ist er geteert, sondest aber meist ein Kiesweg. Ein grösseres Stück sogar nur ein Singletrail. Oftmals führt er durch lockeren Baumbestand. Da ich den Weg in der Richtung nach Süden marschiert bin, hatte ich dauernd die verschneite und vergletscherte Bergwelt vor meinen Augen.
Manchmal, wenn ich mit dem Renner unterwegs bin, auf der Fahrt über einen Pass, dann frage ich mich, ob die ganze Passfahrerei überhaupt einen Sinn macht, oder ob das Ganze einfach nur eine Abhakerei der 2000er-Pässe ist. Aber heute, wenn ich so durch die schöne Bergwelt, entlang einem Bächlein wandere, immer diese herrlichen Gipfel vor Augen habe, dann weiss ich, dann spüre ich, dass ich dieses Erlebnis mit den Pässen brauche. Mich beeindruckt die Grösse der Gipfel, die scheinbare Unbezwingbarkeit. Auch ein bestimmter Stolz, eine Schönheit, die diese Berge ausstrahlen. Und wenn es mir dann gelingt, als kleiner Radfahrer, in dieser Bergwelt wieder mal eine neue Passhöhe zu bezwingen, und ich mich dabei immer noch gut fühle, dann habe ich doch dieser Bergwelt einen kleinen Teil ihrer Unbezwingbarkeit abgerungen. Oder etwa nicht?
Spätestens bei der Skulptur mit dem “sportlich schwungvoll winkenden Radfahrer” werde ich wieder in die Wirklichkeit zurĂĽckgeholt. Diese Skulptur wurde von Hans Rieser, einem KĂĽnstler, fĂĽr die Ortschaft Schwendau aus einem Baumstamm reliefĂĽrtig herausgearbeitet. Schwendau wurde nämlich zuvor zur radfahrerfreundlichsten Gemeinde Ă–sterreichs ausgezeichnet.
Andere Skulpturen, von anderen KĂĽnstlern reihten sich in diesem Ziller Promenadenweg aneinander. Die meisten Gebilde waren ebenfalls aus Holz angefĂĽrtigt und nahmen verschiedene Themen als Grundlage. Das Suchen eines Geocaches bei der Wallfahrtskapelle Burgschrofen musste ich wegen einer grossen Kinderschar abbrechen.
Am Dorfeingang von Mayrhofen, stelle ich meinen Sportstracker wieder ab. Das waren immerhin etwas ĂĽber acht Kilometer zĂĽgiger Marsch gewesen.