Wie schon fast gewohnt, war es auch heute morgen wieder recht kühl und der Himmel mit einem Gemisch von Wolken und Nebel verhangen. Nach nur etwa 7 Kilometern Fahrt bergab, musste ich in Huben bereits rechts abbiegen. Direkt neben der Bundesstrasse beginnt die 10%-Steigung. Im ersten Moment fluchte ich zwar, als mir ausgerechnet jetzt die Kette vom kleinsten Blatt auf das Tretleger abrutschte. Im Nachhinein, war es vielleicht nicht schlecht, zur Aufwärmung auf dem grossen Parkplatz des örtlichen Bauamtes noch ein paar Runden zu drehen, um so dann in die Rampe zu steigen.
Die Anfahrt auf den Staller Sattel verlief des öftern nach dem gleichen Schema. So eine Art Treppensteigen war angesagt. Nach Rampen folgten wieder kurze flache Abschnitte. Wenn gleich die erste Rampe, wohl die heftigste war. Das Defreggen-Tal ist langgezogen, der Wald reicht bis fast auf die 2052 Meter hohe Passhöhe hinauf. Etwa ab Erlsberg trifft man des öftern Hinweistafeln, dass die Strasse beschädigt sei. In der Regel handelt es sich um Längsrillen, mit zunehmender Höhe aber auch echt abgerochene Stücke in der Strasse, wahrscheinlich Frostschäden.
Während der ganzen Auffahrt konnte ich einem Schauspiel des Wetter zuschauen. Eine Niederschlagswolke trieb weit hinten ihr Unwesen. Manchmal am rechten Talrand, manchmal am linken Talrand. Als ich dann auch hinten eintraf, bekam ich noch die letzten Spritzer des Schauers ab und fuhr den Rest bis zur Passhöhe einmal mehr auf regennasser Strasse. Glück gehabt.
Der Staller Sattel ist ein ziemlich langgezogener Pass mit einem kleinen Bergsee und den üblichen Restaurants, Parkplätzen und einem Hospiz. Über ihm verläuft zudem die Landesgrenze von Italien und Österreich, beziehungsweise zwischen dem Tirol und dem Südtirol.Von der westlichen Seite, woher ich kam, ist der Pass trotz der Strassenschäden recht gut ausgebaut, auf der östlichen Seite, hinunter nach Italien, kann der Pass immer nur zur ersten Viertelstunde gefahren werden. Die Strasse ist zwar in einem guten Zustand, aber schmal, hat keine Ausweichstellen, ist steil und sehr viele Spitzkehren.
Heute ist es wegen der Wolkendecke ziemlich kĂĽhl auf dem Pass. Die Wartezeit bis zur erlaubten Abfahrt verbringe ich mit Verpflegungsnachschub, und Kleider fĂĽr die Abfahrt ĂĽberziehen.
Während der Abfahrt muss ich natürlich meist und kräftig an den Bremsen ziehen. Wegen der Kälte werden die Finger ganz kalt und starr auch Beine, Knie und Füsse beginnen die Kälte zu merken. Nach vielleicht einer Viertelstunde gelangt man an einen grossen See. Ich ziehe es vor, weiter zu radeln, für Wärme besorgt zu sein. Das Tal geht weiter und zügig hinunter. Mehr und mehr zeigt sich auch die Sonne. Kurz vor Bruneck finde ich einen Rastplatz für das Mittagessen. Mittlerweile ist mir wieder recht warm, sogar schon fast zu warm geworden.
Bruneck/Brunico, meine Sorgen mit dieser Stadt und dem richtigen Weg hindurch: ich glaube ich habe ihn heute gefunden. Das GPS wollte mich zwar unter allen Umständen über das Würzjoch locken, aber im zweiten Anlauf habe ich sie dann doch noch gesehen, die Tafel, welche die Radfahrer vor der Tunneldurchfahrt hindert und als Ausweg einen kleinen Weg, hinauf zur Sonnenburg anbietet. Nach dieser kurzen und steilen Rampe steht neben der Sonnenburg wenigstens ein Brunnen mit plätscherndem frischem Wasser bereit.
Der Rest der Fahrt nach Bruneck über Brixten/Bressanone nach Bozen, war dann schlicht und einfach eine Fräserei auf Bundesstrassen. Ich wollte die etwa 50 Kilometer bergab möglichst rasch hinter mich bringen. Zumal ich die Strecke von anderen Fahrten in früheren Jahr her schon etwas kannte.
Erwähnenswert ist aber trotzdem der Radweg unterhalb Bressanone. In einem ersten Versuch bin ich ihm eine Weile lang gefolgt. Um Kirchenmauern herum, durch Schrebergärten, im rechten Winkel auf Brücken zu, immer wieder Fussgänger drauf. Das war mir viel zu langsam, ich wechselte wieder zurück auf die Bundesstrasse. Später dann, vermutlich nach Klausen, die Bundesstrasse bog in ein Tunnel ein, versuchte ich es nochmals. Da fand ich den Traum von einem Radweg. Vermutlich wurden hier vielleicht 20 Kilometer ehemaliges Bahntrasse zu einem Radweg umgebaut. Das Gefälle meist leicht bergab, Kurven mit einem riesigen Radius, Tunnels und Gallerien weit überdimensioniert, frischer und feiner Teerbelag. Zwar ist alle Bahntechnik abmontiert, doch das Trassee, die Tunnels, an einer Stelle die doppelspurige Eisenbahnbrücke. Es hat zuviele Anzeichen, es muss ein ehemaliges Bahntrasse sein. Nach einem letzten langgezogenen Tunnel endet der Radweg fast mitten in Bozen.
Übrigens treffe ich in Bozen bei schönstem Wetter und brütender Hitze ein. Nach einem Start heute Morgen in Matrei auf knapp 1000 Metern über Meer, befindet sich Bozen gerade noch knapp 300 Meter über Meer.
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