Langsam gewöhne ich mich an die morgendlichen Schauer. Doch so heftig wie heute Morgen kam es noch nie: es begann etwa Nachts um fünf Uhr, als das offene Fenster zuschlug. Der Hotelier meinte dann später, das sei ein Sturm gewesen, der von der Furka runtergekommen sei. Das seien immer die heftigsten Regenfälle. Tatsächlich muss innert kürzester Zeit recht viel Wasser vom Himmel gekommen sein. Zudem fand das Unwetter den Ausgang aus den Tälern nicht und kam später nochmals zurück. Da war ich aber gerade beim Morgenessen.
Als ich meine Füsse gegen neun Uhr einklickte, war zwar alles noch nass, das Unwetter schien sich gegen das Unterwallis hin zu verziehen, doch was blieb, war immer noch ein teils recht kräftiger und böiger Wind von der Furka herunter. Für mich, wenigstens teilweise halt Gegenwind. Dafür klarte der Himmel mehr und mehr auf. Die restlichen Wolken hingen um die Berggipfel herum.
Schon bald nach meinem Start in Oberwald musste ich allerdings das gelbe Jäckchen anziehen. Die Winde von der Furka kühlten mich mehr aus, als dass ich trotz der Anstrengung Wärme produzierte.
Im unteren Teil der Passstrasse, also bis Gletsch hinauf, konnte ich teilweise im Windschatten der Berghänge fahren. Ab Gletsch bis auf die Passhöhe der Grimsel hat es ziemlich viele Spitzkehren. Da konnte ich wenigstens nach jeder zweiten Kehre vom Furkawind profitieren.
Vermutlich dank der Regenfälle, kam ich in den Genuss einer fantastischen Sicht auf die umliegende Bergkette.
Etwas bedauerlich finde ich den Schwund des Rhonegletschers. Ich mag mich noch daran erinnern, wie ich als Kind damals gesehen habe, wie der Gletscher wenigstens ein Stück weit ins Tal hinunter reichte. Heute plätschert da zwar die noch junge Rhone herunter, doch die ganze Romantik ist halt verloren, wohl eine Folge des allgemeinen Klimawandels.
Auf der Grimsel selber war es heute fĂĽrchterlich kalt und windig. Ich hielt mich nicht lange auf und fuhr ins Haslital hinunter.
Etwa in der Häflte der Abfahrt, bei der Scharzbrunnen-Brücke, suchte ich mit klammen Fingern noch nach einem Geocache. Die Scharzbrunnen-Brücke ist ein Überbleibsel aus alter Zeit. Als 1882 die Gotthardbahn eröffnet wurde, brach der Saumverkehr zusammen. Deshalb baute man gegen Ende des 19. Jahrhundert am Grimsel eine fast nur touristisch genutzte Strasse, aus der dann später die heutige Passstrasse entstand. Die Schwarzbrunnenbrücke wurde 1892 aus Granitquadern gebaut und war Teil dieser alten Grimsel-Passstrasse (Wissen aus Geocaches).
Die weitere Abfahrt verlief unspektakulär. Nach Innertkirchen, dort wo die Strasse in weiteren Spitzkehren nach Meiringen hinauf geht und so die Aareschlucht umfährt, war mir immer noch kalt. Es dauerte bis fast an den Brienzersee, bis ich mich endlich meines gelben Jäckchens entledigen konnte.
Später folgten dann Interlaken und Lauterbrunnen. Anfänglich glaubte ich einen Weg nach Mürren gefunden zu haben. Ein Weg, markiert als Radweg, entpuppte sich dann nach einigen Kieswegen und immer steiler werdendem Gefälle eben doch als Mountainbikeweg. Ich kehrte um zur Talstation der Schilthornbahn in Stechelberg und liess mich hinauftragen. So verschenke ich zwar etwa 700 Höhenmeter, kam dafür aber einigermassen zeitig im Hotel an.
Ein wider Erwarten kühler Tag, aber mit besondern schönen Ausblicken in die Alpenwelt, wenigstens noch am Morgen.
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