Es dauerte zwar lange, bis die Sonne den Kampf gegen den Nebel gewinnen konnte. Doch kaum hatte ich den Renner bereit gestellt, da konnte man die Sonne vorerst mal wenigstens als helle Scheibe durch den Nebel erkennen. Es dauerte zwar noch eine ganze Weile, bis alle Nebel vertrieben waren, aber immerhin: es wurde wärmer und sonniger.
Ich hatte mir vorgenommen, heute weitere Gemeinden im Aargau zu besuchen. Diesmal auf der südlichen Seite der Aare. Gemeinden aus dem Bezirk Kulm standen auf meiner Wunschliste. Um den Hin- und den Rückweg nicht auf den gleichen Strassen fahren zu müssen, hielt ich mich zuerst an die nördliche Seite der Aare, wechselte dann kurz vor Aarau die Seite des Flusses und liess mich so vom GPS an die erste Gemeinde, Schöftland, dirigieren.
Auffällig am Suhrental ist, dass in diesem Tal frĂĽher mal deutlich mehr Zugverkehr stattgefunden haben muss. Einige Geocaches weisen auf alte Haltestellen hin. Auch kann man Restaurants mit “Bahnhinweisen” wie zum Beispiel Restaurant Haltestelle, oder Bahnhöfli finden, und doch ist weit und breit kein Geleise mehr zu sehen. Bekannt ist mir schon, dass in diesem Tal in den letzten Jahren Gleisverlegungen weg von der Strasse auf ein separates Trasse gemacht wurden, hingegen unbekannt ist mir, mit welchen Absichten hier vor vielen Jahren mal Bahngeleise gelegt wurden.
Nach Schöftland bewege ich mich vorwiegend auf kleinen, fast unbekannten Strassen und Strässchen. Den Ortstafeln nach zu schliessen, wurden hier auch schon viele Gemeindefusionen durchgeführt. Oftmals steht dann unter dem Ortschaftsnamen auch noch der Gemeindenamen.
Nach Schöftland fahre ich durch Schlossrued, Schmiedrued, über einen Hügel hinunter ins Wynatal nach Gontenschwil, ein bisschen Zickzack, steil rauf und steil runter oberhalb Birrwil geniesse ich einen Moment lang die Aussicht auf den Hallwilersee. In südlicher Richtung kann man noch ganz knapp den Alpenkamm erkennen. Die Meteorologen haben uns für heute und morgen Föhn versprochen, der eigentlich eine gute Fernsicht zulassen würde. Noch scheint es aber nicht ganz so weit zu sein. Es folgen Leutwil und abschliessend dann Dürrenäsch.
Dürrenäsch hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Einige wissen vielleicht, dass dort im Jahre 1963 ein Swissair-Flugzeug abgestürzt ist und dabei tragischerweise ein Fünftel der Bewohner eines einziges Dorfes ums Leben kam. Viele Kinder wurden dabei zu Waisen und 39 sogar zu Vollwaisen. Ich war damals noch im zarten Kindesalter und erlebte und realisierte wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem jungen Leben, dass Flugzeuge auch abstürzen können und damit viel Leid verursachen.
Der Inhaber des Geocaches ganz in der Nähe, beschreibt dies so:
Am 4. September 1963 stürzte eine Sud Aviation Caravelle III auf dem Weg von Zürich nach Genf bei Dürrenäsch ab. Während des Startvorgangs war eine Radaufhängung abgebrochen. Dies verursachte ein unbemerktes Feuer im Fahrwerksschacht, nachdem das Fahrwerk eingezogen worden war. Während des Steigflugs griff das Feuer um sich und es kam zu einem Verlust der Kontrollsysteme und der Manövrierfähigkeit. Schliesslich raste das Flugzeug im Sturzflug zu Boden, Teile trafen einen Bauernhof. Alle 80 Personen an Bord starben, mehr als die Hälfte der Opfer (43) stammten tragischerweise aus dem gleichen Dorf (Humlikon im Kanton Zürich). Auf einen Schlag wurde ein Fünftel der Einwohner ausgelöscht (19 Ehepaare, alle Gemeinderäte, alle Schulpfleger und der Posthalter). 44 Kinder wurden zu Waisen – 39 sogar zu Vollwaisen.
Es wurde langsam Zeit, den Heimweg anzutreten. Ăśber Schafisheim und Lenzburg fuhr ich so auf dem ziemlich direktesten Weg nach Hause.
880 HM | ||
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