Der gestrige Regen hatte sich bis heute Morgen verzogen. Zurück blieb aber eine Wolkendecke, eine Schneefallgrenze knapp über der Waldgrenze und ein bissig kalter Wind. Wir hofften auf weitere Wetterbesserung und dass sich die blauen Flecken am Himmel noch deutlich vergrössern würden. Wir wagten dennoch einen ersten Ausflug, eher ein Spaziergang von der Talstation Morteratsch bis hinauf zum Ende des Gletschers Morteratsch. Ein Zug der Rhätischen Bahn brachte uns an den Ausgangspunkt.
Wir sind ja nicht das erste Mal in dieser Gegend. Es sind bereits sechs Jahre her, dass wir das letzte Mal am Ende dieses Gletschers standen. Der Weg hinauf ist nicht besonders schwierig, am Anfang ein paar steilere Rampen, doch danach wird es deutlich flacher. Vielleicht dank dem gestrigen Schneefall, zeigt er sich heute trotz des spärlichen Sonnenlichtes in glänzendem Weiss.
Entlang des Weges, der zugleich auch als Lehrpfad über Gletscher, Meteorologie und bis zurück zur Alpenbildung eingerichtet ist, erfährt man allerlei Wissenswertes über die Gletscherforschung und deren Erkenntnisse daraus. Klimaerwärmung und Rückbildung der Gletscher ist dabei natürlich auch ein Thema.
Auf einer der Tafeln entlang des Weges stand unter anderem geschrieben, dass sich der Gletscher in den letzten Jahren um durchschnittlich 18 Meter zurück gebildet hat. 18 Meter in sechs Jahren, immerhin über 100 Meter. Ich glaube, das haben wir heute mit eigenen Augen gesehen. Floss vor sechs Jahren noch der Bach am Talboden aus einer Art Tunnel aus dem Gletscher, so ist heute an der rechten Seitenmoraine noch eine Gletscherwand zurückgeblieben. Anfänglich haben wir das gar nicht bemerkt. Erst beim Näherkommen, ist erkennbar, dass die ganze Eisschicht, sie mag noch mehrere Meter dick sein, unter einer dicken Schicht von Geröll liegt.
Nur ganz zu unterst auf dem Talboden, ist wohl in diesem Sommer ein Stück Eis abgebrochen, das diese letzte, tiefgelegene Eisschicht verrät. Der Rest des Gletscher reicht gerade noch knapp über einen Felsvorsprung am oberen Talende. Beeindruckend.
Am Nachmittag, wieder zurückgekehrt in Pontresina, entdeckten wir zufällig bei der Suche nach einem Geocache, den Bahnlehrpfad zur Berninabahn. Eine Schülergruppe hat sich in einer mehrwöchigen Projektarbeit zum Ziel gesetzt, die Geschichte der Bernina Bahn darzustellen. Auch da, stand viel informatives zu Bau und Geschichte, zum Rollmaterial, zur Brusio-Schleife und zum damals 100 jährigen Bestehen der Bahnlinie.