Nach zwei Fahrten in nördliche Richtung wählte ich heute eine Route gegen Süden. Anfänglich war das ganz ähnlich wie die letzten beiden Tage. Die Ortschaften mit den Touristen schön herausgeputzt. Entlang der Strasse standen reihenweise Palmen. Zwischen den Ortschaften aber nur karge Vegetation. Im Unterschied zu gestern wurde es sehr bald auch sehr hügelig.
Carboneras, für mich heute bereits die letzte touristisch genutzte Ortschaft am Mittelmeer war dazu ein Paradebeispiel. Wunderschöne Anlagen, Hotels, Strand, alles in weiss, mit vielen Palmen. Auch im Ort selber, alles herausgeputzt.
Doch nur wenige Meter dahinter steht ein Zementwerk. Zeitweise hat man als Radfahrer das GefĂĽhl, man fahre ĂĽber ein Werksgelände. Lastwagen, Staub, Ă–lflecken am Boden. Das Weiss ist verschwunden, Braun, Schwarz, Staub ist die neue “Farbe”. Doch bald danach, wird es einsam, sehr einsam.
Kilometerweit kurble ich in die Höhe, entferne mich vom Meer. Dafür fahre ich durch Naturparks. Ruinen aus alten Zeiten säumen den Weg. Nur in der Nähe der spärlich verteilten Ortschaften, eher Weiler, stehen ein paar Bäume, vielleicht auch noch ein paar Olivenbäume oder etwas weniges Ackerland. Nijar, etwas höher gelegen, ist auch eine etwas grössere Ortschaft. Schön sauber, gut beschildert. Auf dem Pausenplatz vor dem Schulhaus spielen ein paar Kinder. Mein Weg führt daran vorbei, hinauf zum Eingang in die Wüste. Sierra Alhamilla.
Es ist das einsamste Stück der heutigen Fahrt. In vielen Kurven geht es meist bergauf. Meist entlang von nackten Berghängen. Keine Bäume, ab und zu ein Strauch. Die Strasse verliert zwischen durch auch mal wieder ein paar gewonnene Höhenmeter, geht für die nächste Kurve weit in eine Mulde hinein. Ein Solarkraftwerk und ein paar Windräder stehen herum. Dürre Bäume, mit einer einzigen Ausnahme.
Nach dem höchsten Punkt, knapp 640 Meter über Meer und die nächste Ortschaft in Sicht, genehmige ich mir das Mittagessen.
Ein paar Kilometer weiter vorne gelange ich wieder auf eine etwas grössere Strasse. Ein paar Sattelschlepper mit geladenen viereckigen Klötzen fahren vorbei. Irgendwie fühle ich mich wieder wie zurück in der Zivilisation. Erst recht, als ich an einer Plantage von (Oliven(?))-Bäumen vorbei fahre.
Der restliche Weg, wieder zurück ans Meer und ins Hotel, geht meist bergab. Die Ortschaften sind jetzt wieder dichter gesät. Eine Zeit lang fahre ich entlang der Autobahn.
Eine Runde, die mich heute durch wirklich einsame Gegenden geführt hat. Da war über längere Zeit kein Kontakt mehr mit unserer Umwelt, keine Verbindung mehr mit irgendwelchen Telekom-Antennen. Nur das GPS zeichnete seinen blauen Strich auf die Karte.
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