Letzte Nacht zog hier eine Wetterfront mit viel Regen und heftigen Windböen durch. Für heute waren die Wetterprognosen nicht klar. Regen wurde für den Nachmittag erwartet. Ich wollte mich bis dahin etwas in Mojacar, meinem aktuellen Aufenthaltsort, umsehen.
Es gibt ein Mojacar Pueblo, die eigentliche Altstadt, hoch oben auf dem Berg und ein Mojacar Playa, unten am Strand des Mittelmeeres. Die beiden Stadtteile sind durchgehend mit einem Gehsteig, einer Rosenrabatte und einer Reihe verschiedener Bäume, alles entlang der Hauptstrasse, mit einander verbunden.
Mojacar Pueblo, die Altstadt, hat eine 4000-jährige Geschichte. Immer wieder wechselten die Bewohner. Phönizier, Karthager, Römer, Griechen und Mauren hausten in dem Städtchen. Unter maurischer Herrschaft begann das Städtchen zu florieren. Ein Schloss wurde gebaut und die Stadtmauern wurden verstärkt. Trotzdem blieb es eine muslimische Stadt an der Grenze zum Christentum. Aus diesem Grund erlitt das Städtchen viele kriegerische Überfälle.
Im Jahre 1488 wollten König Ferdinand und Königin Isabel Mojacar als Untertanen beherrschen. Alle waren einverstanden, ausser dem Bürgermeister. Bei einem späteren Treffen, soll er angeblich gesagt haben, obwohl er ein Maure sei, sei seine Familie spanischen Ursprungs. Er verdiente es deshalb, als Bruder und nicht als Feind behandelt zu werden. Ferdinand und Isabel waren von der Antwort und der Treue des Bürgermeisters beeindruckt und aktzeptierten diese Antwort. Die Stadt florierte über vier weitere Jahrhunderte weiter und zählte Mitte des 18. Jahrhunderts etwa 10000 Bewohner.
Aus der ursprünglichen Festung wurde im 14. Jahrhundert eine Kirche. La Iglesia de Santa Maria. Sie ist nach wie vor das religiöse Zentrum des Lebens in Mojacar. Auf obigem Foto auch gut erkennbar als einziges, herausragendes Gebäude in brauner Farbe.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts allerdings begann die Bevölkerung abzunehmen. Viele wanderten in das nördliche Katalonien mit der aufkommenden Industriealisierung aus. Andere verliessen Spanien oder wanderten nach Übersee, Amerika, aus. Die Legende behauptet auch, dass der Karikaturist Wald Disney, geboren in der Gegend um Mojacar, bereits als Kind in die Vereinigten Staaten von Amerika emigrierte.
Um 1960 hatte die Entvölkerung die kritische Grösse von 1000 Einwohnern erreicht. Man entschied sich, jedem der bauen wollte, das Land zu schenken. Diese Idee erwies sich als der entscheidende Funke, die Wirtschaft, die Gegend wieder neu zu beleben. Bald trafen viele Künstler ein. Die Reklame, die Mundpropaganda der natürlichen Schönheit der Gegend und des Ortes, verbreitete sich. Der Tourismus erkannte den Urlaubsort.
Mojacar Playa entstand. Feriengäste brachten Geld in die Gegend. Mojacar soll auch heute immer noch einen der höchsten Anteile, an sesshaft gewordenen Ausländern in Spanien haben. Dies war auch die Zeit, als der Indalo das Gütezeichen der Gegend wurde.
Mojacar Pueblo, die Altstadt, erinnert auch heute noch an ihre maurische Vergangenheit. Sie kann fast ausschliesslich nur zu Fuss besucht werden. Die steilen und engen Gassen, lassen einfach keinen Verkehr mit Autos zu.
(Quelle: http://www.andalucia.com/villages/mojacar/home.htm, übersetzt ins Deutsche und mit eigenen Bildern ergänzt)
Ich schaffte es ĂĽbrigens gerade noch, vor dem angekĂĽndigten Regen, dem kilometerlangen Rosenbeet von Mojacar Pueblo nach Mojacar Playa ans Meer hinunter zu folgen.
HM | |||
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