Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

Sicht von Mojacar pueblo
Sicht von Mojacar pueblo

Ein Wunsch ist erfĂĽllt

Man soll ja versuchen, möglichst früh vor der Pensionierung, sein späteres Leben irgendwie mit einem Inhalt zu versehen, mit einem neuen Sinn zu füllen. In meinem Falle wünschte ich mir unter anderem, im dritten Lebensabschnitt einmal richtig, richtig lange, mit dem Rad unterwegs sein zu können. Mit der, vom Arbeitgeber angeordneten frühzeitigen Pensionierung, erhielt diese Idee ungeahnten Aufschwung. Trotz, oder vielleicht gerade wegen der, vorgezogenen Pensionierung, wollte ich an diesem Wunsch festhalten.

Aber was sollte es genau sein? Wie und wo könnte ich mir diesen Wunsch erfüllen?  Fragen zu Risiken, Finanzierung, Familie, lange Abwesenheiten vom Wohnort, körperlicher Gesundheit und Leistungsfähigkeit, Ideen zu Weltreisen, oder wenigstens langen Routen wie Jakobsweg mit dem Mountainbike, zum Nordkap mit dem Rennrad, die ganze Küste/Grenze Europas mit dem Rad abfahren, usw. tauchten auf.

Es ergab sich, dass eitzinger sports für seine Destination in Andalusien (Spanien) für eine möglichst lange Zeit noch einen Guide suchte. 14 Wochen Radfahren am Stück. Der Gedanke faszinierte mich.

Spanien und Andalusien

Spanien und Andalusien

In der ersten Woche, ab 8. Februar 2016, fuhr ich als Gast, meist alleine, die Standardrouten rund um Mojacar ab. Ich bekam einen ersten Überblick über die Lage der Ortschaften, Strassenverhältnisse, Distanzen und Höhenmeter.

Sonne, Palmen und Rennrad

Sonne, Palmen und Rennrad

Ab 15. Februar war ich dann Guide fĂĽr die Gäste. Im Grundkurs und Fortbildungskurs, absolviert noch in der Schweiz im Januar, erhielt ich unter anderem auch die Grundlagen, wie man mit Gruppen von Radfahrern umgehen sollte. Es galt, unter anderem, auch bei grossen Gruppen die gefĂĽrchtete “Handorgel” zu vermeiden. Ich, der ich sonst immer alleine unterwegs war, nahm dazu gerne noch ein paar Tips der Stellenleitung entgegen, welche mich auf den ersten Ausfahrten mit Gästen begleitete.

Mittagespause

Mittagespause

Es war gegen Ende Februar als die Rundfahrten mit Gästen immer schneller wurden. Das lag vor allem daran, dass wir einige Triathleten als Gäste hatten, die vor allem ihr Kilometer-Training bei angenehmen Temperaturen und guten Wetterbedingungen auf eigentlich schnellen Strassen absolvieren wollten. Als Guide hatte ich da eher die Funktion eines fahrenden Wegweisers. Ich fuhr mit der Gruppe, wir rotierten in der Gruppe, damit alle gleichmässig im Wind zu stehen hatten aber auch vom Windschatten profitieren konnten. Die gefahrenen Tempi und Kilometer steigerten sich von Woche zu Woche. Ich spĂĽrte meine Leistungsgrenze, aber auch, dass ich tatsächlich selber immer schneller wurde. Immer war aber trotzdem noch ein bisschen Reserve da. Immer wieder machte es aber trotzdem auch Freude, wenn sich ein paar Gäste ĂĽber die fehlerlose RoutenfĂĽhrung und das regelmässige Tempo in der Gruppe bedankten. Nicht zuletzt freuten mich auch die Auswertungen von Strava: täglich neue “Persönliche Rekorde” in einer Anzahl, wie ich es noch nie erlebt habe.

Abfahrt vom Virgen

Abfahrt vom Virgen

Etwa ab Anfang April begann sich die Zusammensetzung der Gäste zu ändern. Es kamen jetzt eher Gäste die nicht mehr so hart auf Kilometer trainieren wollten. Die Tempi wurden wieder etwas langsamer. DafĂĽr interessierte “man” sich eher auch mal fĂĽr Kultur und Geschichte dieser Gegend.

Tunnelportal

Tunnelportal

Da war ich froh, mich schon frĂĽhzeitig zu Themen interessiert zu haben, welche an unseren Routen mehr oder weniger nahe am Weg lagen.

Ein besonderes Interesse entwickelte sich zum Thema des Bergbaus. Immer wieder entdeckte ich Hinweise darüber. Sei es in Form von merkwürdig herumstehenden Tunnelportalen, eigenartiger Treppenbildung an den Berghängen oder im Falle der Via Verde von Lucainena gar über weite Strecken erhaltene Bahntrassees, Schmelzöfen, Umladestationen.

Schmelzöfen in Lucainena

Schmelzöfen in Lucainena

Aber auch Anderes, wie der Indalo (GlĂĽcksbringer) der Gegend, das nahende Blumenfest, die Geschichte von Mojacar, welche ja zu einem grossen Teil auch der Geschichte der andalusischen OstkĂĽste entspricht, Tabernas, die einzige WĂĽste Europas und Kulisse gar mancher Wildfestfilme, Polopos mit dem Kirchlein, das im ersten Film von Bud Spencer und Terence Hill eine Rolle spielte, fanden Niederschlag in sporadischen Postings “Faszination Andalusien”.

So darf ich auf eine leistungsmässig (KM und HM), wenigstens für mich, sehr intensive Zeit zurückblicken. Dazu ein paar Statistiken mit Vergleichen zu Vorjahren:

Kilometer in Andalusien

Kilometer in Andalusien

Die blaue Fläche: Während 14 Wochen habe ich insgesamt 7’771.90 Kilometer abgeradelt.

Höhenmeter in Andalusien

Höhenmeter in Andalusien

Noch viel beeindruckender ist die Entwicklung der Höhenmeter. Im gleichen Zeitraum habe ich 114’901 Höhenmeter erkurbelt.

Weitere Details aus den Statistiken von Strava sind: In den 14 Wochen waren es 79 Fahrten auf dem Rennrad. Jede Fahrt war durchschnittlich 98.4 KM lang, führte über 1454 Höhenmeter, dauerte 4:16 Stunden und fuhr ich mit 23.1 KM/h. Insgesamt klingelte der PR-Zähler 371 Mal, also knapp 6 Mal pro Fahrt.

Von Andalusien konnte ich die OstkĂĽste etwas näher anschauen. Ganz grob geschätzt höchstens 100 KM2 von der gesamten Fläche Andalusiens von etwa 87’000 KM2.

Viele meiner Eindrücke habe ich im Fotoalbum dieses Weblogs festgehalten (Falls Sie die Bilderstrecke anschauen möchten, kann die Umstellung einen Moment dauern):

Weitere Eindrücke habe ich in einem wöchentlichen Rückblick fotographisch festgehalten.

Meine persönlichen EindrĂĽcke habe ich in einzelnen Postings, meist mit dem Titel “Faszination Andalusien” versucht festzuhalten und zu interpretieren.

FĂĽr mich war das eine ganz besondere Zeit.

  • Mein innigster Wunsch nach “viel Radfahren” wurde erfĂĽllt. Dies auch dank der Stellenleitung die mich zwar anforderungsreich, aber entsprechend meiner Kondition und Ausdauer eingeteilt hat. Sie unterstĂĽtzte mich auch mit vielen Hinweisen und Ideen zu möglicherweise interessanten Details, wie zum Beispiel die Tunnels und Bahntrassees.
  • Auch aus dem Team mit den anderen Guides erhielt ich grosse UnterstĂĽtzung bei “Nachforschungen” und Spurensuche. Diese machten wir ja meist in unserer Freizeit, meist auch verbunden mit Rennradfahrten auf unseren Strecken, aber eben ohne Gäste.
  • Es war eine wunderbar sorglose Zeit. 14 Wochen im Hotel, mit zwar immer wieder wechselnder Zusammensetzung des Teams. Aber wir hatten ja schlussendlich alle das gleiche Ziel: Radfahren, den Gästen die Gegend zeigen, und den Gästen auch hie und da ein paar Hinweise fĂĽr besseres Radfahren geben, oder auch mal etwas Formationenfahren ĂĽben, im gemeinsamen Kampf gegen den Wind.
  • Und nicht zu letzt, gelang mir so ein fast reibungsloser Ăśbergang aus dem Berufsleben in den dritten Lebensabschnitt. Es dĂĽrfte nicht viele Leute geben, denen ein solch grosses GlĂĽck zufällt.

In diesem Sinne, ein ganz herzliches Dankeschön an eitzinger sports, der mich als Guide für Andalusien anstellte, Philipp und Patrizia als Stellenleiter in Mojacar, meinen Guides-Kolleginnen und Kollegen mit denen ich so manche Stunde verbringen konnte, sowie all den Gästen, die zufälligerweise in meiner Gruppe fuhren und sich daraus so mancher freundschaftlicher Kontakt ergab.


 

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Autor: Urs

Würde mich eher als Tourenfahrer bezeichnen. Radfahren war schon in der Jugendzeit meine Leidenschaft. Doch auch dann schon eher für lange Ausflüge. Mit der Zeit gesellten sich die Fotographie dazu und teilweise beruflich bedingt auch das Interesse an IT, an Software. Damit war der Grundstein für dieses Weblog gelegt. Seit dem Jahre 2004 schreibe ich hier ziemlich regelmässig über meine Fahrten.


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