Seit gestern Vormittag folge ich ja der Isère. Noch lange nicht immer in Sichtdistanz. Dafür stand mein Hotel so dicht an der Isère, dass ich ihren langgezogenen Bogen unter dem Äquaduct von Saint-Nazaire-En-Royant vom Fester des Hotelzimmers aus sehen konnte.
Heute morgen nun, folgte ich ihr nicht mehr weiter. Mit einer hĂĽgeligen AbkĂĽrzung fuhr ich weiter in sĂĽdwestlicher Richtung. Wieder Erwarten musste ich auch heute im Regen starten. Doch es sollte im SĂĽden besser werden, sagte die Besitzerin des Hotels.
Tatsächlich, es war um die Mittagszeit. Die Wolken hoben sich langsam in die Höhe, die Strassen trockneten ab. Ich fuhr gerade durch Crest. Ein paar letzte Tropfen. Die Sicht wurde nun auch wesentlicher besser und ich sah endlich auch etwas weiter, als nur gerade an den nächsten Hügel.
Statt der Berge und relativ engen Täler, statt der gut sichtbaren Schneefallgrenze rundherum, wurden die Tallandschaften deutlich weiter und flacher. Auch die Vegetation hat sich total verändert. Irgend einmal fuhr ich an den letzten Nussbäumen vorbei. Ein paar Täler weiter südlich, das erste Lavendelfeld. Natürlich nicht violett blühend, wie wir uns das vorstellen, sondern abgeerntet vom letzten Herbst, braune lange Reihen von kniehohen Stauden auf den Feldern. Auch der Häuserbau hat sich mittlerweile verändert, hin zu mehr südlichem Charakter. Irgendwo um Crest herum muss ich wohl eine Nord-/Südgrenze überfahren haben.
Verfolgt man meine Strecke auf der Karte, mag man sich vielleicht ab der getroffenen Streckenwahl wundern. Sicher, es gäbe flachere Strecken, entlang den FlĂĽssen, entlang der Autostrassen. Meine Idee war, möglichst auf einer Linie, möglichst die kĂĽrzeste Strecke zu fahren. Die gröbsten Höhen habe ich umfahren, um wenn möglich, ja nicht in den Schnee zu geraten. DafĂĽr habe ich mir aber ein paar hundert, (vielleicht auch paar tausend) Höhenmeter eingehandelt. Das schöne daran ist allerdings, dass ich sehr oft ganz alleine, auf völlig abgelegenen Strassen, manchmal sogar ohne Markierungen, “gerade noch asphaltiert”, vorbei fahre. Kilometer auf Autorouten kommen zwar vor, sind aber meist nur kurze Strecken. Jetzt, wo das Wetter auch besser wird, komme ich so oft zu schönen Ausblicken und an Panoramen vorbei. Vermutlich hätte ich diese so in den Tälern nicht erlebt.
Da meine Strecke deshalb eigentlich eher von Nordost nach Südwest geht, habe ich heute Nachmittag unterhalb Crest das Rhonetal überquert. Die Rhone selber ist hier unten bereits ein richtig breiter Strom. Eine Hängebrücke überquerte sie. Der Blick des Fotos zeigt nach Norden. Man beachte den Schatten auf der Strasse vom Hängeseil. Die Sonne scheint.
Die Rhone selber hat ab hier noch 167 KM Weg zurückzulegen, bis sie im Meer ankommt. Bei mir wird es wahrscheinlich ähnlich lange dauern, doch weil ich meinen Weg weiter in südwestlicher Richtung fahre, werde ich auch viel weiter westlich auf das Meer treffen. Eine der nächst grösseren und vielleicht bekannteren Ortschaften wird dann vermutlich am Samstag Montpellier, nach weiteren etwa 150 KM sein. Ob man da schon das Meer sieht?
1087 HM | |||
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