Reisen im Winter hat so seine Ăśberraschungen. Das Hotel in Viviers hätte eigentlich geschlossen. Das ganze Dorf ist im Winterschlaf. Aber das Zimmer war bei booking.com noch als frei gekennzeichnet. Weil es gerade so schön an meiner Strecke lag, die Beschreibung auch recht gut passte, habe ich gebucht. Tja, der Besitzer musste dann noch irgendetwas an der Heizung herumflicken und einen Koch auftreiben. Aber, ich bin fĂĽrstlich bewirtet worden. Ich war der einzige Gast dort. Wir hatten zusammen ein paar gute Gespräche zu meiner Reise und den “cyclists” ganz allgemein. Hat mir sehr gut gefallen, wĂĽrde ich sofort wieder hingehen.
Gestern hatte ich noch das Gefühl, ganz nahe am Frühling zu sein. Doch das regelmässige Plätschern in der Dachrinne während der Nacht, brachte langsam alle meine Vorstellung von Frühling zu Fall. Die Abfahrt, mittlerweile wie gewohnt, im Regen.
Schon bald nach der Abfahrt zweigte mein Weg wieder weg von der Schnellstrasse. Bald durchquerte ich Felder voller Rebenstöcke. Noch ein paar letzte Lavendelfelder säumten auch noch meinen Weg. Doch dann ging es bald einmal bergauf. Anfänglich recht steil, sogar Spitzkehren waren im engen Tal zu bezwingen. Das Wetter meinte es trotz allem einen Moment gut mir. Es regnete gerade nicht während des Aufstieges. Es ging etwa 300 Meter hinauf.
Auf der Ebene angekommen, sah ich linkerhand eine lockere, lose Bewölkung. Sogar Sonnenstrahlen fanden den Weg weit weg von mir auf den Boden hinunter. Vor mir, tief hängende, graue Wolken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich wieder durch den Regen fahren musste.
Doch vorher, durfte ich noch ein paar Geländewellen durchqueren. Offensichtlich fährt auch die Dauphine-Rundfahrt hier durch. Die Strassen jedenfalls waren unübersehbar mit den Namen der Rennradfahrer überschrieben. An einer kleinen Erhebung waren auch noch die Überreste eines der letzten Rennen angebracht, wie zum Beispiel Tafeln an den Bäumen mit der Distanz bis zur Passhöhe.
Es war dies im Gebiet der Ardèche. Von einigen anderen Radfahreren habe ich schon von diesem Gebiet schwärmen hören. Eher Mountainbiker zwar, aber ich denke auch für Rennradfahrer ein schönes Gebiet. Ich überquerte ein paar wenige, wundervolle Brücken und passierte auch schlossähnliche Gebäude, wie man sie manchmal am TV während den Aufzeichnungen der Tour de France sieht.
Ich durchquere auch heute wieder unzählig viele kleine Dörfchen. Kaum Leben darin. Vielleicht mal ein Laden, der nicht geschlossen hat. Auch viele Wegweiser und Hinweistafeln zu Pizzerias, zu Imbissbuden, “fĂĽr den kleinen Durst”, oder “den kleinen Hunger”. Alles geschlossen, oder gar nicht da, weil der Grill- oder Getränke-wagen weggefahren wurde. Kommt dann vielleicht wieder, wenn die Touristen hier sind. Finde dann aber doch noch einen örtlichen kleinen Laden, der gerade den Rollladen runterlassen will, wo ich mir eine Kleinigkeit fĂĽr das Mittagessen besorgen kann. Essen, draussen auf dem Parkplatz.
Mit dem letzten geschluckten Bissen, kommt auch der Regen wieder. Und wie. Ein Gewitterregen der gröberen Sorte. Zwar ohne Blitz und Donner, aber die Regentropfen klatschten gut spürbar auf meinen Rücken. Die Handschuhe im nu durchnässt. Ich versuche, so gut es geht, den grössten Wasserlachen auf der Strasse auszuweichen.
In den Dörfern, oder halt manchmal auch zufällig, fahre ich an so kleinen Gegebenheiten vorbei. Kommt mir dann jeweils vor, wie “schöne, heile Welt”.
Irgendwo unterwegs muss ich heute die Region Rhone-Alpes verlassen haben, und bin in die Region des Languedoc-Roussillon gefahren. Normalerweise erkennt man das an grossen aufgestellten Tafeln entlang der Strasse. Doch heute muss ich diesen Übertritt wohl auf einer der kleineren Strässchen gemacht haben.
Das GPS leitet mich durch viele weitere kleine Dörfchen, und ĂĽber viele kleine HĂĽgel bis hierher nach Sommières, etwa 40 KM vor Montpellier. Kleider und Schuhe haben nun wieder eine Nacht Zeit zu trocknen. Die Dame an der Reception meinte jedenfalls, es dĂĽrfte auch Morgen noch regnen. “C’est l’hiver en France”. Wenigstens regnet es einigermassen warm. Frieren muss ich jedenfalls nicht, so lange ich in Bewegung bleibe.
1321 HM | |||
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3 Grad |
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