Während des Morgenessens entlud sich ein fürchterliches Gewitter über Banyuls-sur-Mer. Mit allem was dazu gehört. Blitz und Donner und starker Regen. Hatte ich kürzlich das Gefühl, dass man hier in Südfrankreich nicht so richtig auf viel Regen eingestellt ist, verstärkte sich diese Vermutung heute Morgen zur Gewissheit, als das Servierpersonal kaum mehr Zeit hatte für die Gäste, dafür mit Wassereimer und Frottétücher und ganzen Bettüberzügen versuchte dem eindringenden Wasser Meister zu werden.
Als ich fertig beladen hatte, hatte sich das Gewitter ausgetobt. Natürlich war noch lange alles nass, die Strassen wie Bäche, von den Hängen lief das Wasser noch lange über alle Stützmauern herunter.
Mein Weg fĂĽhrte gleich von Anfang an auf der “Route des Cols” weiter, zuerst ein StĂĽck hinauf. Bald änderte der Name auf “Route des Vins”. Die Topografie blieb die Gleiche. Weiterhin hĂĽgeliges auf und ab, aber am Strassenrand standen jetzt reihenweise Rebstöcke. Nach einigem Auf und Ab, entlang des äussersten Randes der Pyrenäen, ĂĽberfuhr ich dann auch die Grenze nach Spanien.
Auch wenn das Wetter hier noch so fürchterlich aussieht, es regnete meist nur sehr kurz und nicht wirklich intensiv. Die gräuliche Luft dürfte eher vom aufgewühlten Meer her kommen, denn dieses tobte weiterhin. Vielleicht eine Art Nebel, bestehend aus der Gischt des Meeres? Die Luft war allerdings fast windstill.
Nach den Pyrenäen führte mich die Strecke sehr bald durch sehr ländliche Gegenden. Wiederum kaum Dörfer, vereinzelt Höfe.
Ich fuhr bereits an Olivenplantagen vorbei. Auch blühende Mandelbäume standen reihenweise am Wegrand. Nach ein paar Kilometern unasphaltierter Strasse, merkte ich plötzlich, dass ich doch wieder auf der schönen Strasse stand, die ich kürzlich verlassen hatte. Also eine Abkürzung gefahren bin. Es kamen erste Zweifel ob der Idee meiner Routenplanung auf. Denn die Wahl des kürzesten Weges ist schon ok, aber nicht um jeden Preis.
Ein weiteres Mal lockte mich das GPS auf eine AbkĂĽrzung:
Aus der Erfahrung in den Lagunen, schaute ich zuerst auf GoogleMap nach einer anderen Möglichkeit. Doch ich war bereits viel zu weit in den Pampas draussen. Ich musste, wohl oder übel, dem violetten Strich auf dem Navi folgen. Es ging lange recht gut. Ein paar riesige Wasserlachen konnte ich auf dem linken oder rechten Wegrand entlang marschierend mein Gefährt stossen, derweil das Rad bis über die Radnaben im Wasser versank. Es folgte wieder einmal eine Art Servicestrasse entlang der Bahnlinie, es kamen Hügel, Waldwege, ärgster Morast und Sumpf. Der Untergrund recht lehmig und sandig. Das Gewicht des Anhängers und mein eigenes Gewicht reichten nicht mehr, um genügend Druck auf das Hinterrad zu bringen. Es drehte durch, selbst auf nur wenig ansteigenden Strassen. Adventure / Abendteuer um jeden Preis?
Irgend einmal brachte mich der violette Strich am Navi doch wieder auf eine befestigte Strasse. Am nächsten Kreisel die Angabe, dass es bis Girona, meinem heutigen Etappenziel, noch 21 Kilometer seien. Das GPS lockte mich bald wieder durch ein kleines Dorf, weg von der grossen Strasse. Doch als dieser Weg hinter dem Friedhof wieder unbefestigt war, und mit einer Wasserlache anfing, war fĂĽr mich der Fall klar: “alles schon gesehen, alles schon erlebt”. Ich kehrte zurĂĽck zum Kreisel und fĂĽr die restlichen gut 20 Kilometer auf wunderschönen, zwar hĂĽgeligen, Hauptstrassen bis vor mein Hotel.
A propos Wetter und Landschaft: Seit der Umfahrung der Pyrenäen ist das Wetter deutlich besser geworden. Noch einzelne kurze Regenschauer, die ich bis auf einen Fall, sogar einfach durchgeradelt bin. Die Landschaft, vor allem das Gras, ist jetzt deutlich grüner. Nebst den weissen Blumen zwischen den Rebstöcken, sind jetzt auch vereinzelt gelbe Blumen auf der Wiese vorhanden.
Ich möchte hier eigentlich lieber ĂĽber die Landschaft berichten, als ĂĽber schlammige Wege und schon fast “Extrem-Adventure”. Ich versuche deshalb fĂĽr Morgen mal eine neue Strategie mit der Routenplanung. Mal schauen, was ich mir damit fĂĽr Ăśberraschungen einhandle. Im gĂĽnstigeren Fall gibt es ein paar schönere Fotos des Landes.
Die Aufzeichnung des GPS wirft Fragen auf: Gestartet bin ich ja möglicherweise schon bei ca 50 Meter über Meer. Aber ich war sicher nie unter dem Meeresspiegel, jedenfalls nicht fast 200 Meter und ich bin auch keine senkrechte Wand hinauf gefahren. Um 60 Kilometer herum habe ich mir eine kleine Rast gegönnt. Ob das der Einfluss der aktuellen Gewitterlage ist, oder ob das GPS einen Wasserschaden aus den letzten Tagen hat?
Als weiteren Schaden muss ich den Verlust meiner Fahnenstange am Anhänger melden. Bei all dem Geholper über unbefestigte Strassen, unter Bäumen und durch Wälder hindurch, ist mir die Stange mit den Wimpeln abgebrochen. Ich bemerkte dies erst bei einem zufälligen Blick nach Hinten. Viel zu spät halt.
1203 HM | |||
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13 Grad |
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