Letztes Jahr, als ich den 30%-er fuhr, kam ich fast zufällig an diesem Ort, weit oben in der Sierra Cabrera, vorbei. Ich war damals einigermassen erstaunt, welcher Luxus hier aufgestellt wurde. Wenn wir unsere Tour durch die Cabrera fahren, so sehen wir den Ort jeweils auch, von weit unten, an der anderen Hangseite. Alles in brauner Farbe gehalten, irgendwie unauffällig und doch faszinierend. Vor allem am späteren Nachmittag im Abendlicht. Das wollten wir uns am heutigen Ruhetag etwas genauer ansehen.
Der Weg mit dem Rennrad dorthin ist einigermassen beschwerlich. Schlechte, geflickte, steile Strassen von beiden Seiten her. Am Dorfeingang ein riesiges Plakat und das “Sales Office”. Der spätere Besuch auf der Homepage von “Luxury Cabrera Villas” klärt uns vollends auf. Er bezeichnet sich tatsächlich als “Top 10 in the world to live”. Offensichtlich wird auch immer weiter gebaut. Schön auf der Krete, mit Aussicht auf beide Seiten, oder etwas versteckt, windgeschĂĽtzt, dafĂĽr Nachmittags- und Abendsonne.
Es scheinen hier in der Gegend nur Engländer, jedenfalls nur (auch?) Englisch sprechende Bewohner anwesend zu sein. Zufällige anwesende Passanten meinen denn auch, dass der ganze Ort einer einzigen Person gehöre, die bestimmte Bauvorschriften erlasse und die Gebäude anfertigen lasse und verkaufe. So müsse zum Beispiel alles in der Farbe von Terracotta gehalten werden. Ganz im Gegensatz zu sonst spanischen Gewohnheiten findet man kein einziges weisses Haus. Selbst Verzierungen und Mauern sind in braun gehalten.
Ausser die überall präsenten Kuppeln, die dürfen offensichtlich jede Farbe tragen.
Auffällig ist auch, dass kaum einem Haus angesehen werden kann, ob es bewohnt ist, oder leer steht. Kaum parkierte Autos. Alles wird sauber gehalten und gepflegt. Jetzt im Frühling ist auch hier alles besonders farbenfroh. Kein einziger Swimmingpool der Zweifel zu seiner Funktionsfähigkeit aufkommen lässt. Alles sauberstes, blaues Wasser. Heute ist es sehr windig und nicht besonders warm. Und doch sieht es aus, als ob vor nur einem kurzen Moment noch jemand die Sonne auf dem Liegestuhl genossen habe.
Und doch gibt es möglicherweise Pechvögel, mit ihrem Kauf einer Villa.
Ja, da scheint tatsächlich einiges investiert worden zu sein. Ich denke aber, man muss mindestens ein Liebhaber von Abgeschiedenheit, von ein bisschen Wildnis und Berge sein, um diesen Ort als “top 10” in seine persönliche Wunschliste aufzunehmen.
Auf dem Rückweg in unser Hotel statten wir wieder einmal einen Besuch dem Mojacar Pueblo, der Altstadt von Mojacar, hoch oben auf der Krete ab. Dabei wundere ich mich einmal mehr über das Aschenbrödel am Dorfeingang.
Leider ist die Aussicht auf der Terrasse heute nicht besonders gut. Es windet heftig. Dunkle Wolken ziehen entlang der Berge. Die Luft scheint voll von aufgewirbeltem Sand und Gischt vom Meer zu sein.
Die Wetter-App meint, es könnte noch heftiger werden.
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