Ich orientiere mich weiterhin an der Via Rhona, oder eben wie sie hier in der Schweiz heisst, die Route du Rhône. Dass nicht alles schön entlang des Genfersees gehen würde, erahnte ich beim Studium der Strecke. Aber dass sich daraus gleich über 1000 Höhenmeter ergäben, überraschte dann doch. Wie auch immer.
Den GrenzĂĽbertritt von Frankreich in die Schweiz machte ich irgendwo zwischen Saint Julien en Genevois und Genf. Auf einem kleinen Schotterweg, es hätte ein Gartensträsschen sein können, nannte sich aber stolz “Chemin fiscal”. Die Fahrt durch Genf war kein Problem, ein paar abenteuerliche Rampen hinauf und hinunter, dem Genfersee entlang kam ich recht flott vorwärts.
Es muss kurz vor Versoix gewesen sein, als die Strasse abbog, hinauf auf den Hügelzug, der den Genfersee an der nördlichen Seite umgibt.
Der Weg bot eine schöne Übersicht über den See, auf der anderen Seite bis hinüber zum Jura. Ab und zu ging es wieder hinunter an den See, ein paar hundert Meter dem Genfersee entlang, Badeanstalten, Parkplätze, Flaniermeilen.
Dann nach Lausanne. Die Streckenführung lässt es erahnen. Es geht hinauf, mitten in die Rebberge des Lavaux. Saint Saphorin, Epsses, Alleman, alles was man schon je auf einer Weinflasche angeschrieben sah, steht am Wegrand.
Nicht uninteressant. Schmucke Dörfchen. Die Strasse oft auf Betonplatten, natürlich kein Verkehr. Meist bin ich froh, den Weg von Süden her zu befahren. Die Rampen sind dann gerade noch so machbar mit dem Anhänger. Steil hinunter.
Es kommt der Moment, bei dem ich glaube, diese Passage langsam geschafft zu haben. Meine Route führt hinunter, den Wegweiser sehe ich schon von weitem, das GPS zeigt den Knick in der Route auch. Links weg, ich glaube ich fahre in eine Wand. Steiler geht kaum mehr. Oben auf der Kuppe, der Ausblick auf die nächste Steigung.
Ich überlege mir, den Anhänger stehen zu lassen, zweimal auf den Hügel zu klettern. Das Gewitter über mir grollt. Ein paar Regentropfen fallen.
Ich versuch es in einem Mal. Auf den Zehenspitzen, es zieht mir fast die Schuhe aus. Nur nicht auf die Eisen der Klickies treten. Nach dreiviertel der Strecke muss ich kurz anhalten. Weitere Regentropfen fallen. Tief Luft holen, nochmals zusammenreissen, ein paar Sekunden später ist es geschafft. Über die Hauptstrasse, danach ist es wenigstens weniger steil.
Es geht nun nur noch bergab, um ein paar Kreisel in Vevey, den normalen abendlichen Stadtverkehr. Ein letztes Mal, den letzten Stutz zum Hotel hinauf. Es ist geschafft. Das Gewitter grollt noch ein paar Mal böse und verzieht sich dann.
Dass beim heutigen Nachtessen auch ein Wein aus diesen Rebbergen in denen ich so viele Schweisstropfen habe liegen lassen, auf dem Tisch stand, versteht sich fast von selbst.
Weblog am 22.05.
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