Ich ĂĽbernachtete in der Altstadt von Valencia, im Hotel Venecia. Irgendwie kam mir das ganze Quartier “römisch” vor. Vom Springbrunnen bis hin zum Rathaus. Zudem wurden die Gebäude und der Brunnen während den ersten Nachtstunden alle mit verschiedenen Farben beleuchtet. Kitschig oder gut fĂĽr den Tourismus? Das Rad ĂĽbernachtete diesmal im örtlichen Parkhaus in einer eigenen Box 🙂
Aus Valencia herausfahren war nicht ganz einfach. Es hat zwar jede Menge Radwege und Radspuren, meist schön fein säuberlich getrennt vom Autoverkehr, nur mein Track wollte da seine eigene Strecke fahren. Dafür kam ich über ein paar imposante Brücken und an ein paar futuristisch anmutenden Gebäuden vorbei.
Doch auf einmal war ich draussen, bereits am Meer, auf einem recht guten Radweg. Ich kam zügig voran, links oft das Meer, rechts vielleicht Sumpfgebiet, so etwas, was Erinnerungen an die französischen Lagunen aufkommen liess. Valencia verschwand langsam im Hintergrund.
Auch des “Venecia”-Feeling konnte sich noch recht lange halten. Der Weg fĂĽhrte lange Zeit entlang von kleinen Wasserkanälen. In einem Falle sogar mitten durch den Vorplatz eines Restaurants mit angebundenen “Gondeln” auf dem Wasser. Ich habe während dieses Teils der Fahrt richtig viele Silberreiher aufgescheucht. Diese Wasserkanäle scheinen wohl sehr fischreich zu sein.
Auffällig wenig Orangenbäume säumten heute meinen Weg. Ackerland war angesagt. Alles schön fein zurecht gemacht. Ob schon etwas angesät war kann ich nicht beurteilen. Es war jedenfalls nichts zu sehen, was schon aus der Erde gespriesst hätte. Der Weg fĂĽhrte im Zackzack irgendwie der KĂĽste entlang. Manchmal auch an der Peripherie von den Hochhäusern der “Platja” und “Playas”-Ortschaften vorbei.
Gandia ist dann vorerst die letzte Ortschaft in der Nähe des Meeres. Ab dann ging es ins Hinterland. Mein GPS-Track hat manchmal die Angewohnheit, die Radfahrer an den Touristenzentren vorbei zu schleusen.
Bei diesem Anblick allerdings verzichtete ich auf den Weg aussen herum und wurstelte mich irgendwie durch Gandia durch. Auch danach verzichtete ich mehrmals, dem Track zu folgen. Die Rumpelstrecken durch die letzten Orangenplantagen, parallel zur Hauptstrasse, brauchte ich irgendwie nicht mehr.
In Villalonga wollte ich eigentlich den einfachen Weg auf der Hauptstrasse nehmen. Zwar etwas länger, etwas aussen herum, aber sicher ohne Gravelstrecken. Doch auf einmal befand ich mich doch wieder auf dem GPS-Track der Euroveloroute 8. Ich liess es sein. War vielleicht doch einfacher und sicherer, meinem Track zu folgen. Die Strasse stieg langsam an, wie erwartet. Doch nach der nächsten Kurve war schieben angesagt. Asphaltiert, steil, das Höhenprofil im Garmin zeigte aber ein baldiges Ende an. Tatsächlich erschien bald eine Art von Passhöhe, vielleicht ein Eingang in eine Kiesgrube. Diesmal mindestens so steil wieder bergab, aber nicht mehr auf Asphalt. Der Anhänger hat keine Auflaufbremse, er schiebt, unbarmherzig. Schritttempo war angesagt.
Am Höhenprofil zeigt sich die nächste, fast senkrechte Steigung. Wie soll ich das nur schaffen auf dieser Schotterstrasse. Ich mache erst mal Pause, blicke mich etwas um.
Die Jakobsmuschel, der Jakobsweg, links um die Kurve ist mein Weg. Das Rad lehnt an einer Tafel, da steht etwas von Industriegebiet und Elektrizitätsgewinnung. Dem messe ich noch keine grosse Bedeutung zu. Ich muss weiter, beisse mich wohl oder übel in die kommende Steigung.
Es entpuppt sich als Schreckgespenst. Die Wahnsinssteigung ist das Gelände ĂĽber dem Tunnel. Mein Weg fĂĽhrt durch das dunkle, schwarze Loch. Ich fahre auf einer Via Verde. Mit dieser habe ich eigentlich erst fĂĽr die morgige Etappe gerechnet. Der Scheinwerfer war schnell hervorgekramt, das Tunnel war ein grosses “S”, mit vereinzelten Lichteinfällen, vielleicht frĂĽher mal LĂĽftungsschlitze wegen der Dampfloks.
Ab jetzt geht es meist leicht aufwärts. Die Strasse ist nicht immer schön, manchmal hat es tiefen Kies, manchmal auch riesige Wasserlachen, manchmal richtig klebriger, morastiger Untergrund. Bis auf wenige Abschnitte auch mit meinem “Adventure-Bike” und dem Feriengepäck gerade noch fahrbar. Eine BrĂĽcke fehlt, da wird es dann besonders steil, eben nicht Eisenbahn-Gefälle. Ich durchfahre mehrere Tunnels,
gelange über Viadukte, in die Felsen gehauene Terrassen und kämpfe mich langsam ansteigend aufwärts.
Manchmal gelingt auch ein Blick in den Taleinschnitt und auf das immer kleiner werdende Bächlein. Über alles gesehen, hätte ich es bereut, ausgerechnet diesen Abschnitt auf der Hauptstrasse im parallel dazu verlaufenden nächsten Tal, gefahren zu haben. Offensichtlich handelte es sich auf dieser Via Verde über eine längere Bahn aus der Zeit der Industrialisierung. Ich glaube, auch morgen, werde ich diesem Trasse noch eine Weile folgen. Dieser Abschnitt war auf jeden Fall einiges interessanter zu fahren, als die gestrigen Abschnitte der flachen und oft schnurgeraden Trassen. Allerdings auch viel mühsamer und viel kraftaufwändiger.
Wie man aus dem Höhenprofil unschwer erkennen kann, endet meine heutige Etappe in den Bergen.
Mit dem Wetter hatte ich einigermassen GlĂĽck. Von Anfang an war es sonnig, wenn auch noch recht kĂĽhl. Ăśber die Ebene nach Valencia war heute Gegenwind angesagt. GegenĂĽber den letzten Tagen hat er nun gekehrt. In diesem schmalen Tal dieser Via Verde herrschte meist Windstille. Das heutige Hotel erreichte ich gerade noch rechtzeitig, bevor ein Gewitter seinen Regen herabrauschen liess.
Relive ‘Valencia – Muro de Alcoy’
Weblog am 02.04.
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