Die heutige Wanderung startet vom Hotel weg an den Strand hinunter, dann alles mehr oder weniger in Griffnähe zur Küste nach Westen.
Etwa die Hälfte des Weges können wir auf befestigten Wegen marschieren, den Rest bewältigen wir direkt auf dem Sand. Die Ostsee hat fast keine Gezeiten. Der Rand zwischen dem Meer und dem ganz feinen Sand ist ziemlich schmal. Wenigstens solange der Sandstrand noch gesäubert ist, fällt das Wandern in diesem ganz feinen Sand ziemlich schwer. Danach gibt es einen schmalen Streifen von angeschwemmten Muscheln, kleinen Steinen und Algen. Da hat man dann wenigstens einen einigermassen guten Tritt.
So kommen wir unter anderem am Riedensee vorbei. Einem grösseren Becken, das anscheinend seit der Eiszeit von den sich zurückziehenden Gletschern zurückgelassen wurde. Zur Info: es waren dies die Gletscher vom heutigen Skandinavien herunter. Denn im Stadtpark von Kühlungsborn gibt es einen Lehrpfad zu den gefundenen Findlingen. Die allermeisten stammen aus Mittel- und Südschweden.
Dieser “Binnensee” weist aber trotzdem einen kleinen Salzgehalt auf. Denn bei gelegentlichen Sturmfluten oder heftiger See, kann durchaus auch mal eine Welle ĂĽber die SanddĂĽne in den See hinĂĽber schwappen.
Anschliessend an die Wanderung unter der heutigen, wiederum brennend heissen Sonne, steht fĂĽr uns ein kleiner Apero bereit.
ZurĂĽck zum Hotel geht es heute gezogen vom Traktor, den Pferden sei es zu heiss draussen, meinte der Bauer.
Nach dem Mittagessen, in einem der feinen Restaurants entlang der Ostsee-Promenade, geniessen wir den freien Nachmittag, unter anderem mit einer Stadtrundfahrt im Bäderexpress.
Wir fahren an einer ganzen Reihe von Hotels vorbei. Alle nach der Wiedervereinigung schön zurecht gemacht.
Wir erfahren dabei einiges ĂĽber die Entstehung der Bäderkultur an der Ostsee. Diese begann erst in den Jahren ab 1880. Damals noch getrennt nach Männchen und Weibchen. Die Frauen badeten in der Regel in langen Kleidern. In der Anfangszeit wurden die Gäste in Privathäusern untergebracht, man zählte sie noch “im Dutzend”. Um 1890 entstand das erste Hotel, die Anzahl der Gäste nahm langsam zu, man begann “in Hunderten” zu zählen.
Erster und zweiter Weltkrieg haben auch der Bäderkultur schwer zugesetzt, beziehungsweise überhaupt ganz zum Erliegen gebracht. Viele der Hotels wurden zu Lazaretten umgebaut. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Badebetrieb wieder aufgenommen. Im Jahre 1953 werden die meisten Hotels enteignet und unter staatliche Kontrolle gesetzt. Ein Ferienprogramm bringt dann aber viele Gäste, meist Funktionäre, in die Hotels. Viele der Häuser werden aber auch zu Pflegeheime für Jugendliche und Schulen umgebaut.
1967 wird erstmals die Zahl von 100’000 Badegästen ĂĽberschritten.
Nach der Wiedervereinigung gelingt es, viele der Umbauten wieder rückgängig zu machen und die Architektur um 1900 herum wieder herzustellen.
Zur Zeit werden in Kühlungsborn eine gute Million Übernachtungen pro Jahr gezählt.
Der heutige abendliche Spaziergang fällt beinahe einem heftigen Wind zum Opfer. Er peitscht das Meer ziemlich heftig auf, und bläst den feinen Sand vor sich her. Schwarze Wolken verhindern den Blick auf einen schönen Sonnenuntergang. Dies, nachdem das Meer den ganzen Tag in völliger Ruhe unter einem stahlblauen, wolkenlosen Himmel da lag.
Weblog am 26.06.
HM | |
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