Auch heute war die Fahrt nochmals Nebensache. Ich wollte dem Fort Bravo einen Besuch abstatten und mich dort mal richtig umsehen.
Das GPS leitete mich auf Radwegen, auf eigentlichen “Cyclo Calle” aus Almeria hinaus. Von allem Anfang an ging es meist etwas bergauf. Ich fuhr an einzelnen Orangen- und Zitronenbäumen vorbei und schneller als erwartet war ich draussen, auf dem Weg in die einzige europäische WĂĽste. Tabernas zwischen dem Filabresgebirge und den Bergen der Alhamilla.
Die Fahrt dauerte nur gut 30 Kilometer, da war ich bereits im Fort Bravo, diesem Dörfchen, aufgebaut als Ortschaft im Wilden Westen. Am Eingang sagte mir der Pförtner ich bekäme die Details zum Zimmer im Saloon.
Die Musik war schon von weiten zu hören. Auch Schüsse und Schreie. (?!)
Ich trat zufälligerweise mitten in eine Schiesserei. Und es knallte ab und zu. La Cantinera, die Dame hinter dem Tresen, hatte ein sehr gut ausgebildetes Schreiorgan. Jedesmal wenn es brenzlig wurde, machte sie davon Gebrauch. Es waren ein Sheriff, ein Hilfssheriff und zwei Coboys die sich gegenseitig das Leben schwer machten. Aber zum Schluss “gewann” la Cantinera, denn es sei ihr Saloon, und da sage sie was läuft.
So wartete ich gerne auf meinen SchlĂĽssel fĂĽr das Zimmer. Es ist ein kleiner Bungalow, am Rande der Anlage.
Tabernas und Umgebung ist ja nicht nur die einzige WĂĽste Europas. Es ist auch der Ort, an dem und um den herum so viele “Spaghetti-Western” gedreht wurden. Andalusien, insbesondere die Provinz Almeria, war schon viele Male Schauplatz, mindestens von Teilen von Wildwest-Filmen. So soll zum Beispiel hier “Spiel mir das Lied vom Tod” gespielt worden sein.
Im Dorf gibt es viele Banken und Gelchwechselinstitute, Gefängnisse, Barber-shops, Shoe-shops, Kirchen. Sogar einen Galgen.
Gut gemacht, gut unterhalten, was die Kurzlebigkeit einer Filmerstellung eben braucht.
Schlendert man an einem heissen und wie heute sehr windigen Tag durch das Dorf, und kommt einem nicht gerade ein Tourist entgegen, so ist man versucht zu glauben, dass es schon so hätte sein können.
Um die Mitte des Nachmittags wird die Musik im Saloon nochmals sehr laut. Die paar wenigen Touristen versammeln sich auf den zwei Bänken vor dem Saloon, kneifen sich die Augen zu, wenn der Wind wieder eine Staubwolken ĂĽber den Platz fegt. Die “Banditen” lassen ihre Pferde von den beiden Kindern streicheln, stehen auch fĂĽr Fotos zur VerfĂĽgung.
Die Musik wird lauter, Spiel mir das Lied vom Tod, so etwas wie Bonanza glaube ich zu hören, dann muksmäuschen still. Nur der Wind raschelt in den Ästen des Baumes.
Von unten kommen weitere Banditen dazu. Heftiger Wortwechsel, es wird geschossen. Man scheint sich im Saloon zu einigen, während einer in die Bank geht. Ein Schuss, alle stehen wieder draussen. Der aus der Bank rennt ins nächste Haus. Schüsse fallen, er kippt vom Balkon auf den Vorplatz. Heftige Wortgefechte folgen. Einer rennt mit seinem Pferd durch die Szene.
Man muss ja nicht alles verstehen. Hauptsache “Action”. Und die war heute Nachmittag garantiert.
Ausser ein paar Stallungen für die Pferde, dem Saloon einem Souvenir-Shop und etwas abgelegen die Bungalows für Hotelgäste, ist alles nur Kulisse.
Dass in Andalusien nicht nur Wildwest-Filme gedreht wurden, habe ich bei meinen früheren Aufenthalten in Mojacar schon einmal beschrieben. Interessierte können das hier nachlesen.
Ein Relive-Filmchen gibt es heute nicht. Hotel-Wifi und das Uploaden der Datei will irgendwie nicht funktionieren.
Weblog am 06.03.
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